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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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mich wie die übrig<strong>en</strong> Passagiere in die <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong><strong>de</strong> Schlange zum Abstempeln <strong>de</strong>s<br />

Reisepasses. Als ich an <strong>de</strong>r Reihe war, wies mich die Frau an, an <strong>de</strong>r Seite zu wart<strong>en</strong>,<br />

nach<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n Pass geöffnet hatte. Zweifellos hatte sie K<strong>en</strong>ntnis von meiner<br />

Ankunft. Ich war beunruhigt, wartete jedoch geduldig. Nach<strong>de</strong>m alle Fluggäste<br />

gegang<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, führt<strong>en</strong> sie mich in ein Zimmer vor ein<strong>en</strong> Befehlshaber <strong>de</strong>r<br />

Volksmiliz, <strong>de</strong>r mir freundlich gebot, mich zu setz<strong>en</strong>. Sogleich wur<strong>de</strong> ich einem<br />

eingeh<strong>en</strong><strong>de</strong>n Verhör unterzog<strong>en</strong>. Er wollte alles von mir wiss<strong>en</strong>; ich erklärte ihm, dass<br />

ich ein Freund <strong>de</strong>s Botschafters in Rom sei und ich außer<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>re bulgarische<br />

Staatsbeamte kannte, sogar <strong>de</strong>n G<strong>en</strong>oss<strong>en</strong> Karamaneff. Nichts von <strong>de</strong>m, was ich sagte,<br />

schi<strong>en</strong> <strong>de</strong>n unerschütterlich<strong>en</strong> Inquisitor zu interessier<strong>en</strong>. Er wollte wiss<strong>en</strong>, warum ich<br />

die Staatsbürgerschaft von einem frem<strong>de</strong>n Land ohne die G<strong>en</strong>ehmigung <strong>de</strong>r<br />

bulgarisch<strong>en</strong> Regierung ang<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> hatte. In Anbetracht dieser Frage sah ich mich<br />

verlor<strong>en</strong>. Ich dachte bei mir, dass ich mich freiwillig <strong>de</strong>m gefürchtet<strong>en</strong> marxistisch<strong>en</strong><br />

Regime übergeb<strong>en</strong> hatte.<br />

Meine Geduld erschöpfte sich, und ich begann zu schrei<strong>en</strong>, als hätte ich auf ein<strong>en</strong><br />

Schlag die Angst verlor<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r – besser gesagt – ohnehin verlor<strong>en</strong>. Ich dachte, es sei<br />

die einzige Art, mich zu verteidig<strong>en</strong>: »Ich bin Arg<strong>en</strong>tinier und möchte kein Bulgare<br />

sein.« Ich for<strong>de</strong>rte mein<strong>en</strong> Reisepass und mein Gepäck zurück, bereit, auf <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>bahn <strong>de</strong>s Flughaf<strong>en</strong>s sitz<strong>en</strong> zu bleib<strong>en</strong>, bis irg<strong>en</strong><strong>de</strong>in Flugzeug aus <strong>de</strong>m West<strong>en</strong><br />

ankam. »Ich will meine Heimat nicht seh<strong>en</strong>. Ich will keine einzige Minute mehr hier<br />

bleib<strong>en</strong>. G<strong>en</strong>ug <strong>de</strong>r Erniedrigung mit Ihr<strong>en</strong> verdammt<strong>en</strong> <strong>en</strong>twürdig<strong>en</strong><strong>de</strong>n Frag<strong>en</strong>. Ich<br />

bin we<strong>de</strong>r ein Angeklagter, noch ein Verbrecher und wer<strong>de</strong> keine einzige Frage mehr<br />

beantwort<strong>en</strong>. Ich bin arg<strong>en</strong>tinischer Staatsbürger, ein Aka<strong>de</strong>miker und Unternehmer,<br />

ein ehrlicher und angeseh<strong>en</strong>er Mann.« Der Milizangehörige sah mich erstaunt an.<br />

Nach<strong>de</strong>m ich fertig war, stand er auf und ließ mich allein im Zimmer zurück.<br />

Als ich durch ein F<strong>en</strong>ster nach drauß<strong>en</strong> sah, erblickte ich meine Cousins Theodor und<br />

Dimitar, die gekomm<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, um mich abzuhol<strong>en</strong>. Bei<strong>de</strong> war<strong>en</strong> Aktivist<strong>en</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kommunistisch<strong>en</strong> Partei; einer <strong>Buch</strong>halter, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Journalist. Sie stan<strong>de</strong>n wie<br />

Statu<strong>en</strong> in <strong>de</strong>r Haupthalle. Ich schaute sie an und sie tat<strong>en</strong> das gleiche, ausdruckslos,<br />

stumm und machtlos. Man hätte mich vor ihr<strong>en</strong> Aug<strong>en</strong> umbring<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>, und sie<br />

hätt<strong>en</strong> <strong>de</strong>n Mund nicht aufgemacht. Nach einer Weile erschi<strong>en</strong> ein an<strong>de</strong>rer Inquisitor,<br />

anschein<strong>en</strong>d <strong>de</strong>r Oberbefehlshaber. Er begann mit <strong>de</strong>m gleich<strong>en</strong> Verhör. Ich blieb<br />

steh<strong>en</strong> und bei <strong>de</strong>r zweit<strong>en</strong> Frage explodierte ich erneut; ich schrie und wie<strong>de</strong>rholte,<br />

dass ich Arg<strong>en</strong>tinier und kein Bulgare mehr sei und auch nicht mehr sein wollte; w<strong>en</strong>n<br />

sie daran dächt<strong>en</strong>, mich zu verhaft<strong>en</strong>, wür<strong>de</strong>n sie es bereu<strong>en</strong>, weil die halbe Welt<br />

wüsste, dass ich in Bulgari<strong>en</strong> bin; dass die europäische Presse meine Entführung<br />

verbreit<strong>en</strong> wür<strong>de</strong> und jemand verantwortlich für die begang<strong>en</strong>e Ungerechtigkeit sei;<br />

außer<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong> kein im Ausland leb<strong>en</strong><strong>de</strong>r Bulgare mehr heimatlich<strong>en</strong> Bo<strong>de</strong>n<br />

betret<strong>en</strong>. Als ich aufhörte zu schrei<strong>en</strong>, läutete <strong>de</strong>r Beamte, damit <strong>de</strong>r Einreisestempel<br />

in mein<strong>en</strong> Reisepass gedrückt wur<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m er ihn wie<strong>de</strong>rholt durchgeblättert hatte,<br />

ohne zu wiss<strong>en</strong>, was er tun o<strong>de</strong>r frag<strong>en</strong> sollte. Von dort bracht<strong>en</strong> sie mich in die Halle,<br />

in <strong>de</strong>r<strong>en</strong> Mitte meine bei<strong>de</strong>n Koffer auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n stan<strong>de</strong>n und daneb<strong>en</strong> zwei<br />

Zollbeamte. Sie wies<strong>en</strong> mich an, die Koffer zu öffn<strong>en</strong>. Ich gehorchte. Sie fragt<strong>en</strong> mich,<br />

was ich mitbrachte. »Kleidung und Gesch<strong>en</strong>ke«, antwortete ich. Sie verlangt<strong>en</strong>, dass<br />

ich <strong>de</strong>n Inhalt vorzeigte, damit sie ihn überprüf<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Ich <strong>en</strong>tgegnete, dass sie<br />

selbst schau<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong>. Ich hatte völlig die Fassung und die Angst verlor<strong>en</strong>. Vor<br />

mein<strong>en</strong> bei<strong>de</strong>n Cousins und <strong>de</strong>m Personal, das mich verstummt von all<strong>en</strong> Seit<strong>en</strong> her<br />

ansah, fragte ich ermutigt mit lauter Stimme: »Sind Sie <strong>de</strong>nn nicht Zollbeamte und<br />

wer<strong>de</strong>n dafür bezahlt, das Gepäck zu überprüf<strong>en</strong>? Hier sind die off<strong>en</strong><strong>en</strong> Koffer,<br />

überprüf<strong>en</strong> Sie sie, w<strong>en</strong>n Sie woll<strong>en</strong>.« Um Wut abzulass<strong>en</strong>, trat ich einmal geg<strong>en</strong> je<strong>de</strong>n

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