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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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80<br />

von Kampfhandlung<strong>en</strong> auf die Kapitulation von vier Million<strong>en</strong> (hauptsächlich<br />

ukrainisch<strong>en</strong>) Soldat<strong>en</strong> verzicht<strong>en</strong>, die nicht nur danach strebt<strong>en</strong>, für die<br />

Unabhängigkeit ihres Lan<strong>de</strong>s zu kämpf<strong>en</strong>, son<strong>de</strong>rn auch geg<strong>en</strong> die sowjetische<br />

Diktatur und die Tyrannei Stalins. Statt viel<strong>en</strong> von ihn<strong>en</strong> eine Waffe in die Hand zu<br />

geb<strong>en</strong>, um geg<strong>en</strong> <strong>de</strong>n gemeinsam<strong>en</strong> Feind zu kämpf<strong>en</strong>, ließ Hitler sie zwangsarbeit<strong>en</strong>,<br />

wo es ihm beliebte.<br />

Armin, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>r Familie Färber, besuchte uns dank einer G<strong>en</strong>ehmigung für ein<strong>en</strong><br />

kurz<strong>en</strong> Urlaub überrasch<strong>en</strong>d in Gräfelfing. Er erzählte von <strong>de</strong>n Grausamkeit<strong>en</strong>, die er<br />

an <strong>de</strong>r ukrainisch<strong>en</strong> Front erlebt hatte; dass die Nazis das Eig<strong>en</strong>tumsrecht und die<br />

Freiheit<strong>en</strong> nicht zugestan<strong>de</strong>n, welche die vom Kommunismus unterdrückt<strong>en</strong> Völker so<br />

ersehnt<strong>en</strong>. Man hielt die besteh<strong>en</strong><strong>de</strong>n Kolchos<strong>en</strong> (kollektiv-landwirtschaftlich<strong>en</strong><br />

Großbetriebe) aufrecht, und als Atheist<strong>en</strong>, die sie war<strong>en</strong>, erkannt<strong>en</strong> sie kein<strong>en</strong> an<strong>de</strong>r<strong>en</strong><br />

Gott als ihr<strong>en</strong> Führer an, schränkt<strong>en</strong> daher auch die religiös<strong>en</strong> Bräuche ein und<br />

unterwarf<strong>en</strong> das Volk, damit sie Nahrungsmittel produziert<strong>en</strong>. Im Wiss<strong>en</strong> um das<br />

vorbildliche Verhalt<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Soldat<strong>en</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Wehrmacht, beson<strong>de</strong>rs geg<strong>en</strong>über<br />

<strong>de</strong>n Frau<strong>en</strong>, fragte ich Armin: »Und was sagst du zu <strong>de</strong>n SS?« Er lachte und erwi<strong>de</strong>rte:<br />

»Die Soldat<strong>en</strong> müsst<strong>en</strong> die Frau<strong>en</strong> respektier<strong>en</strong>.«<br />

HITLER FUHR , NUR EINEN METER ENTFERNT,<br />

LANGSAM AN MIR VORBEI<br />

Es war<strong>en</strong> die erst<strong>en</strong> Tage <strong>de</strong>s Sommers 1944. Eines nachts erfolgte ein gewaltiger<br />

Fliegerangriff auf Münch<strong>en</strong>, <strong>de</strong>r off<strong>en</strong>bar darauf abzielte, Krater in die noch auf <strong>de</strong>m<br />

Platz <strong>de</strong>r NSDAP-Z<strong>en</strong>trale (das »Braune Haus«) steh<strong>en</strong><strong>de</strong>n Trümmerhauf<strong>en</strong> zu reiß<strong>en</strong><br />

und sie zu pulverisier<strong>en</strong>. Am Morg<strong>en</strong> <strong>de</strong>s darauffolg<strong>en</strong><strong>de</strong>n Tages wur<strong>de</strong> über das<br />

Radio gemel<strong>de</strong>t, dass Hitler in die Stadt käme, um <strong>de</strong>n Vorfall in einem nostalgisch<strong>en</strong><br />

Akt zu inspizier<strong>en</strong>.<br />

Als wir die Sir<strong>en</strong><strong>en</strong> <strong>de</strong>r Eskorte hört<strong>en</strong>, lief<strong>en</strong> wir auf die Theresi<strong>en</strong>straße und sah<strong>en</strong><br />

Hitler ein<strong>en</strong> Häuserblock <strong>en</strong>tfernt auftauch<strong>en</strong>. Als Geleit fuhr<strong>en</strong> zwei Motorrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SS vor und zwei weitere hinter seinem Wag<strong>en</strong>. Er kam in einem off<strong>en</strong><strong>en</strong> Volkswag<strong>en</strong><br />

links an uns vorbei. Je näher er kam, <strong>de</strong>sto weiter ging ich an <strong>de</strong>n Bordstein. Ich<br />

blickte ihn so starr an, als wollt<strong>en</strong> meine Aug<strong>en</strong> aus ihr<strong>en</strong> Höhl<strong>en</strong> tret<strong>en</strong>; ich konnte<br />

nicht glaub<strong>en</strong>, was ich sah: Von Angesicht zu Angesicht mit Adolf Hitler, <strong>de</strong>m Mann,<br />

<strong>de</strong>r ganz Europa <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleich gemacht hatte. Er saß rechts hint<strong>en</strong>. Im Wag<strong>en</strong><br />

befan<strong>de</strong>n sich vier Person<strong>en</strong>, einschließlich <strong>de</strong>s Fahrers. Als guter Deutscher fuhr <strong>de</strong>r<br />

Fahrer rechts, so dass sie so nah und langsam an uns vorbeifuhr<strong>en</strong>, dass ich ihn an <strong>de</strong>n<br />

Haar<strong>en</strong> zieh<strong>en</strong> hätte könn<strong>en</strong>, die über seine Stirn fiel<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n ich meine Hand<br />

ausgestreckt hätte. Der ehe<strong>de</strong>m große Führer war allein. Das Volk war off<strong>en</strong>bar nicht<br />

daran interessiert, ihn zu seh<strong>en</strong>. So viele Male hatt<strong>en</strong> wir ihn auf <strong>de</strong>r Kinoleinwand,<br />

<strong>de</strong>n Pressefotos und <strong>de</strong>n Straß<strong>en</strong>plakat<strong>en</strong> geseh<strong>en</strong> und im Radio gehört. Jetzt hatt<strong>en</strong><br />

wir <strong>de</strong>n Führer als einzige Zuschauer für uns allein. Es war gera<strong>de</strong>zu auffällig, dass es<br />

keinem Deutsch<strong>en</strong> in <strong>de</strong>n Sinn kam, auf die Straße zu geh<strong>en</strong>, um <strong>de</strong>n Führer zu seh<strong>en</strong>.<br />

Sie war m<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>leer. Zweifellos fühlt<strong>en</strong> sich alle hintergang<strong>en</strong>, geschlag<strong>en</strong> und<br />

abgestumpft. Nichts interessierte sie mehr: Nicht die große Nation, nicht das erreichte<br />

Wohlergeh<strong>en</strong> und auch nicht die Blitzeroberung<strong>en</strong>. Jetzt gab es nur noch Zerstörung,<br />

Brän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Hunger und <strong>de</strong>n Tod. Keiner konnte die absolute Katastrophe verhin<strong>de</strong>rn,<br />

die sich anbahnte. So viele Male hatt<strong>en</strong> wir <strong>de</strong>n berühmt<strong>en</strong> Hitler-Gruß vollführt und<br />

jetzt kam es niemand in <strong>de</strong>n Sinn, es zu tun. Wir betrachtet<strong>en</strong> ihn sprachlos,

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