Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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es von meinem eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Vater. Ich verabschie<strong>de</strong>te mich herzlich und versicherte ihm,<br />
dass ich es ihm so bald wie möglich zurückgäbe.<br />
GUTES ESSEN, ABER... STERBENSKRANK<br />
Der zuständige Angestellte <strong>de</strong>r Navivie France übergab uns die Fahrkart<strong>en</strong> für eine<br />
Zweierkabine mit Verpflegung nach Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong>. Ein weiteres Mal streckte mir Gott<br />
seine Hand <strong>en</strong>tgeg<strong>en</strong>, <strong>de</strong>r mich stets auf die Probe stellte, aber mich auch rettete, w<strong>en</strong>n<br />
ich kurz davor war, unterzugeh<strong>en</strong>. Am 28. Januar 1948 wur<strong>de</strong>n wir zum Haf<strong>en</strong> in<br />
Bor<strong>de</strong>aux gebracht. Sofort ging<strong>en</strong> wir an Bord <strong>de</strong>s »Passagierschiffs«: ein alter<br />
Trupp<strong>en</strong>transporter, <strong>de</strong>r nun, wie gesagt wur<strong>de</strong>, vom griechisch<strong>en</strong> Ree<strong>de</strong>r Aristoteles<br />
Onassis als Passagierschiff eingesetzt wur<strong>de</strong>. Wir lief<strong>en</strong> vor Anbruch <strong>de</strong>r Nacht aus.<br />
Drauß<strong>en</strong> war es sehr kalt, aber das Schiff war gut beheizt. Gut war auch das Ess<strong>en</strong>.<br />
Beim Ab<strong>en</strong><strong>de</strong>ss<strong>en</strong> lud man uns ein, auf eine glückliche Reise anzustoß<strong>en</strong>. Unser Leb<strong>en</strong><br />
hatte sich über Nacht geän<strong>de</strong>rt. Der Service auf <strong>de</strong>m Schiff war wun<strong>de</strong>rbar. Mit <strong>de</strong>r<br />
angestaut<strong>en</strong> Müdigkeit versank<strong>en</strong> wir in ein<strong>en</strong> wohlig<strong>en</strong> Schlaf.<br />
Bei Tagesanbruch erwachte ich erschrock<strong>en</strong>. Zum erst<strong>en</strong> Mal reiste ich auf einem<br />
schwimm<strong>en</strong><strong>de</strong>n Untersatz. Der Wind und die gigantisch<strong>en</strong> Well<strong>en</strong> schaukelt<strong>en</strong> das<br />
Schiff wie eine Nussschale hin und her. Mir wur<strong>de</strong> unwohl. Es kam mir so vor, als<br />
könnt<strong>en</strong> wir mit diesem Boot je<strong>de</strong>n Mom<strong>en</strong>t untergeh<strong>en</strong>. Boris, <strong>de</strong>r bereits Erfahrung<br />
hatte, empfahl mir, eine Zitrone geg<strong>en</strong> die Übelkeit bei mir zu trag<strong>en</strong>. Ich tat es, aber<br />
es reichte nicht aus. Mein Mag<strong>en</strong> verkrampfte sich, und ich wur<strong>de</strong> von einem <strong>en</strong>dlos<strong>en</strong><br />
Brechschwall befall<strong>en</strong>. Mein Freund machte sich über mich lustig, in<strong>de</strong>m er <strong>en</strong>trüstet<br />
zu mir sagte: »Mir wird schlecht, w<strong>en</strong>n ich dich sehe.« Am Ab<strong>en</strong>d musste er sich<br />
jedoch auch an die Reling klammern und nicht nur das, was er gegess<strong>en</strong> hatte, aus<br />
seinem Mag<strong>en</strong> verabschie<strong>de</strong>n.<br />
Es quälte mich, das wun<strong>de</strong>rbare Ess<strong>en</strong> nicht g<strong>en</strong>ieß<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>, das ich aufgrund<br />
meiner Übelkeit nicht einmal kost<strong>en</strong> konnte. Hunger zu lei<strong>de</strong>n, ist eine Qual, aber ich<br />
wusste nicht, dass das Erbrech<strong>en</strong> noch schlimmer war. Ich glaubte, dass es mein<br />
Schicksal sei, auf hoher See zu sterb<strong>en</strong>. Es kam mir so vor, als sei Gott es leid, mir zu<br />
Hilfe zu eil<strong>en</strong> und dass er mich loswer<strong>de</strong>n wollte. Als wir uns <strong>de</strong>m Äquator nähert<strong>en</strong>,<br />
beruhigte sich das Meer zum Glück und bekam eine spiegelglatte Oberfläche. Nach<br />
und nach ging die Übelkeit vorbei und wir begann<strong>en</strong>, das köstliche französische Ess<strong>en</strong><br />
zu g<strong>en</strong>ieß<strong>en</strong>. In meiner frei<strong>en</strong> Zeit machte ich mich daran, Spanisch zu lern<strong>en</strong>, da<br />
meine K<strong>en</strong>ntnisse in dieser Sprache – j<strong>en</strong>e, die meine Nachkomm<strong>en</strong> sprech<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>n<br />
– außer ein paar Sätz<strong>en</strong> gleich null war<strong>en</strong>.<br />
Wir hatt<strong>en</strong> uns mit zwei Ing<strong>en</strong>ieur<strong>en</strong> angefreun<strong>de</strong>t, einem russisch<strong>en</strong> und einem<br />
ukrainisch<strong>en</strong>, bei<strong>de</strong> Kriegsgefang<strong>en</strong>e, die nun <strong>de</strong>m kommunistischem Regime<br />
<strong>en</strong>tfloh<strong>en</strong>. Mit ihn<strong>en</strong> sprach<strong>en</strong> wir die ganze Zeit Russisch. Auf dieser Reise erfuhr ich<br />
noch viel mehr über <strong>de</strong>n Kommunismus, als ich bereits wusste.<br />
DIE BOLSCHEWISTISCHE REVOLUTION MACHT GENERIERT<br />
GELD<br />
Ich möchte diese I<strong>de</strong>ologie noch ein w<strong>en</strong>ig näher erläutern. Als <strong>en</strong>thusiastischer<br />
Marxist an <strong>de</strong>r Oberschule und später als Antikommunist erfuhr ich dieses Gift für die<br />
unvorbereitete und i<strong>de</strong>alistische Jug<strong>en</strong>d am eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Leib, das ein<strong>en</strong> glaub<strong>en</strong> lässt, dass<br />
man mit Macht und Diktatur das Paradies auf Er<strong>de</strong>n und das Wohlergeh<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Mass<strong>en</strong>