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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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89<br />

»Erinnern Sie sich, wie die Ankunft in Auschwitz war?« – »Wir kam<strong>en</strong> im August<br />

1944 in Auschwitz an. Es war Sommer. Sofort wur<strong>de</strong>n wir isoliert; die Männer auf die<br />

eine Seite und die Frau<strong>en</strong> und Kin<strong>de</strong>r auf die an<strong>de</strong>re. Alles geschah so schnell, dass<br />

wir gar nichts mitbekam<strong>en</strong>. Sie macht<strong>en</strong> die ‚Selektion’. Ich stand neb<strong>en</strong> meinem<br />

Vater. Sie tr<strong>en</strong>nt<strong>en</strong> uns. Ein jüdischer Kapo 18 sagte zu meinem Vater, dass es besser<br />

wäre, w<strong>en</strong>n wir uns tr<strong>en</strong>nt<strong>en</strong>. Mein Vater drängte mich, zu geh<strong>en</strong>. Ich weiß nicht, ob<br />

er wusste, was für ein Schicksal ihn erwartete. Sie führt<strong>en</strong> uns zu <strong>de</strong>n Dusch<strong>en</strong>. Zuvor<br />

nahm<strong>en</strong> sie uns die Klei<strong>de</strong>r weg. Sie rasiert<strong>en</strong> uns kahl... « 19<br />

Auch w<strong>en</strong>n es abstoß<strong>en</strong>d klingt, im Krieg gab es aufgrund <strong>de</strong>r fehl<strong>en</strong><strong>de</strong>n Hygi<strong>en</strong>e<br />

überall viele Läuse, welche die gefährliche Beul<strong>en</strong>pest übertrug<strong>en</strong>. W<strong>en</strong>n nicht, was<br />

für ein<strong>en</strong> Sinn hätte es gemacht, sich die Zeit zu nehm<strong>en</strong>, alle zu rasier<strong>en</strong>?<br />

»Wie lange war<strong>en</strong> Sie in Auschwitz?« – »In Auschwitz war ich eine Woche o<strong>de</strong>r zehn<br />

Tage. Danach schickt<strong>en</strong> sie uns nach Dachau in Deutschland. Bevor wir in die<br />

Waggons stieg<strong>en</strong>, registriert<strong>en</strong> sie uns mit einer Nummer, ohne uns zu tätowier<strong>en</strong>. In<br />

meinem Fall war es die 95.798. Sie gab<strong>en</strong> uns Brot und einige Kleidungsstücke. Die<br />

jüdisch<strong>en</strong> Kapos sagt<strong>en</strong>: ‚Sie sind gerettet’«. 20 Zweifelsohne hatt<strong>en</strong> die Kapos gewisse<br />

Macht und Privilegi<strong>en</strong> bei <strong>de</strong>r Kleidung, <strong>de</strong>m Ess<strong>en</strong>, Zigarett<strong>en</strong> und so weiter.<br />

Auschwitz war ein großes, von <strong>de</strong>n Nazis in aller Eile erbautes Industriez<strong>en</strong>trum, weil<br />

dies ein Ort war, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Bomb<strong>en</strong>angriff<strong>en</strong> weiter <strong>en</strong>tfernt, und nahe <strong>de</strong>r<br />

russisch<strong>en</strong> Front lag, und weil Freun<strong>de</strong>sgebiet nicht bombardiert wur<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m<br />

konnt<strong>en</strong> sie es für Kriegsgefang<strong>en</strong>e nutz<strong>en</strong>, und damit sie nicht <strong>en</strong>tkam<strong>en</strong>, steckt<strong>en</strong> sie<br />

diese in Konz<strong>en</strong>trationslager.<br />

Was das KZ in Dachau betrifft, erzählt Fuchs, dass es sich um ein Arbeitslager<br />

han<strong>de</strong>lte; dass es ein Z<strong>en</strong>trum hatte und dahinter in Sternform mehrere Anbaut<strong>en</strong>, und<br />

dass es am Anfang nicht so schwierig war, aber die Lage mit <strong>de</strong>r Zeit schlimmer<br />

wur<strong>de</strong>; beson<strong>de</strong>rs im eiskalt<strong>en</strong> Winter von 1944/45, in <strong>de</strong>m viele Gefang<strong>en</strong>e krank<br />

wur<strong>de</strong>n. Es ist ergreif<strong>en</strong>d, wie Jack Fuchs erzählt, dass die Befreiung je näher sie<br />

rückte, um so unerreichbarer wirkte; dass die Katastrophe in <strong>de</strong>n Konz<strong>en</strong>trationslagern<br />

in <strong>de</strong>r letzt<strong>en</strong> Phase <strong>de</strong>s Krieges komplett war, als die Nazis in die Enge getrieb<strong>en</strong> und<br />

verzweifelt war<strong>en</strong>. Ganz gewiss erwartet<strong>en</strong> die Lagerkommandant<strong>en</strong> angesichts<br />

fehl<strong>en</strong><strong>de</strong>r Vorräte machtlos das En<strong>de</strong>.<br />

»Brach<strong>en</strong> Epi<strong>de</strong>mi<strong>en</strong> aus?«, fragte Liliana Isod. »Ja. Es wur<strong>de</strong> zu einem<br />

Krank<strong>en</strong>lager ... Anfang März 1945. Es begann mit Typhus. Das war nicht das<br />

einzige: Es gab Ruhr, Tuberkulose und Unterernährung. Es gab sehr hohes Fieber.<br />

Das ganze Lager wur<strong>de</strong> unter ‚Quarantäne’ gestellt. Wir wur<strong>de</strong>n krank. Es gab immer<br />

w<strong>en</strong>iger Ess<strong>en</strong>. Wir aß<strong>en</strong> einmal am Tag und da fast nichts. Die Leute starb<strong>en</strong>. Die<br />

Leich<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>n zur Verbr<strong>en</strong>nung ins Hauptlager Dachau gebracht...« 21<br />

Es ist traurig, wie Fuchs schil<strong>de</strong>rt, dass es ihm w<strong>en</strong>ige Tage vor <strong>de</strong>r Befreiung sehr<br />

schlecht ging und er fühlte, wie er Stück für Stück sterb<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>m Lager mit<br />

etwa 2000 Gefang<strong>en</strong><strong>en</strong> sah er, wie in seinem Umfeld Freun<strong>de</strong> und Kamera<strong>de</strong>n im<br />

Sterb<strong>en</strong> lag<strong>en</strong>. So groß war das Durcheinan<strong>de</strong>r im Lager, dass er flieh<strong>en</strong> konnte, bis er<br />

zu einem Schupp<strong>en</strong> kam, in <strong>de</strong>m er die Nacht in einem Heuhauf<strong>en</strong> verbrachte. Als er<br />

von <strong>de</strong>n Bewohnern <strong>de</strong>s Hauses gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, bracht<strong>en</strong> ihn diese, ohne Frag<strong>en</strong> zu<br />

18<br />

Name <strong>de</strong>r Gefang<strong>en</strong><strong>en</strong>, die gewisse Macht über die an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Gefang<strong>en</strong><strong>en</strong> in <strong>de</strong>n normal<strong>en</strong> Lagern<br />

hatt<strong>en</strong>, verantwortlich für Arbeitsgrupp<strong>en</strong>.<br />

19<br />

Ibi<strong>de</strong>m, Seite 91.<br />

20<br />

Ibi<strong>de</strong>m, Seite 95.<br />

21<br />

Ibi<strong>de</strong>m, Seite 100.

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