Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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bescheiden. Die alte Kiste war bis zur Hälfte gefüllt mit Goldschmuck in diverser
Form und Qualität, Juwelen und vieles mehr. »Dein Schatz ist größer als der vom
sagenhaften Sir Francis Drake. Hast du ihn schon lange?« – »Nein«, gab Jakob
zurück. »Hoffentlich ist die Kiste bald voll!« Wieder einmal kam ich zu der
Überzeugung, dass die Deutschen, wenn sie auch wie ein kaltes Volk wirken, sehr
sentimentale Menschen sind, die für ein bisschen Vergnügen mit einer Zigarette oder
einer Tasse Kaffee imstande sind, alles zu geben, was sie haben. Danach fuhren wir
mehrere Male gemeinsam im Zug nach München, solange ich bei den Färbers wohnte.
Wir wurden daher gute Freunde. Das Bemerkenswerte war, dass ich keinen Neid
empfand; obwohl ich wenig später echte Hungersnot litt, fiel es mir nie ein, an den
Reichtum zu denken, in dem mein Nachbar Jakob schwamm. Alles, was damals
geschah, sah ich als gang und gäbe an, alles war möglich.
Zurück in meinem kalten Zimmer, dachte ich nach. Die Deutschen erlebten eine harte
Diktatur, einen unsinnigen Krieg, Millionen von Toten und die totale Zerstörung ihrer
Heimat: Die totale Niederlage. Schließlich fragte ich mich: »Was blieb ihnen? Absolut
nichts! ...«
Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie weiterhin zahlen müssten, was die
Sieger von ihnen verlangten und weiterhin die endlosen, unerträglichen Vorwürfe
erdulden müssten.
HOLOCAUST – »GANZ VERBRANNT«
Wir Überlebende des tragischen Zweiten Weltkriegs können im Rückblick deutlich
zwei Arten von Holocaust unterscheiden. Einer, begangen von den Nazis am
jüdischen Volk und den Regimegegnern und der andere, begangen von den Alliierten
am deutschen Volk. Ich persönlich bin ein Überlebender, ein Augenzeuge des riesigen
Holocausts über Deutschland in Flammen.
Das Wort »Holocaust« stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus
Holos (ganz) und kaustos (verbrannt). Gerade im Alten Testament bedeutet es ein
besonderes Opfer bei den Hebräern, bei dem das Opfer ganz verbrannt wurde.
Verwendet wurde der Begriff schon, als die Perser in Thessalien im Norden
Griechenlands einfielen und mehrere Dörfer verbrannten. Ein Bote lief nach Athen
mit dem Ruf »Holoskaustos«, das heißt alles verbrannt.
Deutschland wurde unzweifelhaft ganz zerstört und in Brand gesetzt, weil die
Alliierten nicht nur Sprengbomben, sondern auch Hunderttausende Brandbomben
abwarfen und es in ein schreckliches und entsetzliches »Holoskaustos« verwandelten.
Dort war auch ich – verzweifelt.
Der Holocaust gegen das jüdische Volk indes wurde vom NS-Regime verursacht,
besonders nach dem (bereits erwähnten) Attentat in der deutschen Botschaft in Paris,
begangen von einem jungen Juden an der Schwelle des Krieges, und nachdem das
Judentum Deutschland den uneingeschränkten Krieg erklärt hatte. Das vom harten
Regime und den grausamen Bombenangriffen aufgeriebene deutsche Volk wusste
nicht vom Leid, dem andere wehrlose Menschen ausgesetzt waren – und das nicht
durch Bombenangriffe, sondern in den unzähligen, improvisierten und
unterversorgten Konzentrationslagern, weil die Nazis an die Front zum Kämpfen
zogen, um so ihr Leben zu verlängern.
Am Anfang sprach man davon, dass die Nazis mit anderen europäischen Ländern eine
Vereinbarung treffen wollten, um die Juden an irgendeinen Ort in Afrika, scheinbar
die Insel Madagaskar, zu verbringen. Freilich bekamen die Nazis keine Unterstützung