Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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Um nach Thraki<strong>en</strong> zu komm<strong>en</strong>, fuhr<strong>en</strong> mein Cousin Theodor und ich durch das<br />
Balkangebirge. Ich tat dies zum erst<strong>en</strong> Mal. Das Panaroma war unbeschreiblich schön.<br />
Wir bewun<strong>de</strong>rt<strong>en</strong> eine verwinkelte Höhle und ein<strong>en</strong> unterirdisch<strong>en</strong> Fluss mit<br />
Wasserfäll<strong>en</strong> sowie unwirklich erschein<strong>en</strong><strong>de</strong>n Stalaktit<strong>en</strong> und Stalagmit<strong>en</strong>. Wir<br />
besucht<strong>en</strong> auch das berühmte Kultur<strong>de</strong>nkmal Schipka (bei Kazanlak), nach<strong>de</strong>m wir<br />
180 Stuf<strong>en</strong> überwun<strong>de</strong>n hatt<strong>en</strong>. Es wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Russisch-Türkisch<strong>en</strong> Krieg (1877-<br />
1878) gebaut, zum An<strong>de</strong>nk<strong>en</strong> an die russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> und freiwillig<strong>en</strong> Bulgar<strong>en</strong>,<br />
die erfror<strong>en</strong>, als sie auf <strong>de</strong>n Durchmarsch <strong>de</strong>r türkisch<strong>en</strong> Verstärkung wartet<strong>en</strong>, die um<br />
je<strong>de</strong>n Preis zur belagert<strong>en</strong> türkisch<strong>en</strong> Festung Plew<strong>en</strong> im Nor<strong>de</strong>n von Bulgari<strong>en</strong><br />
vordring<strong>en</strong> wollte. Man muss anerk<strong>en</strong>n<strong>en</strong>, dass das neue Regime das Land mit<br />
eindrucksvoll<strong>en</strong> Statu<strong>en</strong> und D<strong>en</strong>kmälern übersäht hat. Es lohnt sich daher, Bulgari<strong>en</strong><br />
zu bereis<strong>en</strong>.<br />
Zurück in Sofia, besuchte ich Karamaneff. Er hatte ein neues Amt: Vizepräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />
Gemein<strong>de</strong>rats <strong>de</strong>r Stadt Sofia. Er war ein junger Mann, Doktor <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftswiss<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> einer Moskauer Universität und verheiratet mit einer<br />
Russin. Er verfügte also über alles, um politisch aufzusteig<strong>en</strong>. Er lud mich in sein<br />
Haus zum Ess<strong>en</strong> ein, und ich lernte seine Familie k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>. Ich nutzte die Geleg<strong>en</strong>heit,<br />
um die unang<strong>en</strong>ehme Episo<strong>de</strong> bei meiner Ankunft im Flughaf<strong>en</strong> von Sofia<br />
anzusprech<strong>en</strong>. Mit einer Gebär<strong>de</strong> spielte er es herunter: »Sie war<strong>en</strong> zu di<strong>en</strong>steifrig.«<br />
Ich stellte fest, dass Machtmissbrauch in j<strong>en</strong><strong>en</strong> Zeit<strong>en</strong> alltäglich war. Die<br />
Sicherheitspolizei stand über je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Institution, da sie in Bulgari<strong>en</strong> <strong>de</strong>m<br />
russisch<strong>en</strong> NKWD bzw. KGB <strong>en</strong>tsprach. Sie verfügte über Leb<strong>en</strong> und Tod jeglicher<br />
Person, mochte sie auch ein noch so hohes Amt beklei<strong>de</strong>n. Vor meiner Rückreise<br />
nahm ich in Sofia an einem Ab<strong>en</strong><strong>de</strong>ss<strong>en</strong> mit mein<strong>en</strong> Famili<strong>en</strong>angehörig<strong>en</strong> teil, einige<br />
von ihn<strong>en</strong> fanatische Marxist<strong>en</strong>. Nach <strong>de</strong>m unerlässlich<strong>en</strong> Umtrunk begann<strong>en</strong> die<br />
Gespräche, an die sie so gewohnt war<strong>en</strong>. Als ich re<strong>de</strong>te, erwähnte ich statt <strong>de</strong>s<br />
Unglücks bei meiner Ankunft die gut<strong>en</strong> Dinge, die ich beobachtet hatte und nicht die<br />
unang<strong>en</strong>ehm<strong>en</strong> Erfahrung<strong>en</strong>.<br />
Zurück in Tucumán, veröff<strong>en</strong>tlichte ich in <strong>de</strong>r Zeitung La Gaceta Eindrücke über<br />
meine geliebte Heimat. Ich bot auch ein<strong>en</strong> Diavortrag im Kulturklub »<strong>El</strong> Cardón« vor<br />
einem kultiviert<strong>en</strong> Publikum an, das zu j<strong>en</strong>er Zeit als diskret linksgerichtet verdächtigt<br />
wur<strong>de</strong>. Ich schwächte meine Kritik ab und analysierte objektiv alles, was es verdi<strong>en</strong>te,<br />
ehrlich abgewägt zu wer<strong>de</strong>n. Zweifellos hatte das Volk in <strong>de</strong>n 22 Jahr<strong>en</strong> meiner<br />
Abwes<strong>en</strong>heit ohne Unterlass gearbeitet, obwohl die Männer und Frau<strong>en</strong> ein<strong>en</strong><br />
armselig<strong>en</strong> Tagelohn erhielt<strong>en</strong> und ohne Hoffnung auf das geringste Fortkomm<strong>en</strong><br />
lebt<strong>en</strong>. Ohne es zu woll<strong>en</strong>, wur<strong>de</strong> ich zum Propagandist<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Sozialismus.<br />
Trotz <strong>de</strong>r Unannehmlichkeit<strong>en</strong>, die mir wi<strong>de</strong>rfahr<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, kehrte ich voller Heimweh<br />
und Bewun<strong>de</strong>rung für mein selbstloses und arbeitsames Volk, beson<strong>de</strong>rs für unsere<br />
Bauern, zurück nach Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong>.<br />
DIE BEDENKLICHE GRENZE ZWISCHEN JOCH UND FREIHEIT<br />
Bei meinem zweit<strong>en</strong> Besuch in Bulgari<strong>en</strong> 1970 erbot sich mein Cousin Theodor, <strong>de</strong>r<br />
unter <strong>de</strong>m Kommunismus noch gewisse Freiheit<strong>en</strong> g<strong>en</strong>oss, um zu <strong>de</strong>n international<strong>en</strong><br />
Kongress<strong>en</strong> zu reis<strong>en</strong>, mich nach Wi<strong>en</strong> zu begleit<strong>en</strong> (in seinem Fiat 600). Als wir uns<br />
<strong>de</strong>r Gr<strong>en</strong>ze auf off<strong>en</strong>em Feld zwisch<strong>en</strong> Ungarn und Österreich nähert<strong>en</strong>, fan<strong>de</strong>n wir<br />
ein<strong>en</strong> von russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> bewacht<strong>en</strong> Schlagbaum vor. Sie überprüft<strong>en</strong> unsere<br />
Papiere und ließ<strong>en</strong> uns passier<strong>en</strong>. Nach etwa 500 Metern kam<strong>en</strong> wir zu einer noch