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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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Als Entlohnung erhielt<strong>en</strong> sie neb<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Fahrtkost<strong>en</strong> Spottlöhne und ein wässriges<br />

Mittagsgericht.<br />

Zum an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> herrschte höchster Mangel an Leb<strong>en</strong>s- und Transportmitteln, währ<strong>en</strong>d<br />

die Alliiert<strong>en</strong> die Weltherrscher war<strong>en</strong> und alles hatt<strong>en</strong>. Im versklavt<strong>en</strong> Deutschland<br />

hingeg<strong>en</strong> bekam man nichts. Sie hatt<strong>en</strong> es von <strong>de</strong>r Welt abgeschnitt<strong>en</strong> und <strong>de</strong>r<br />

geringst<strong>en</strong> Chance beraubt, von je<strong>de</strong>m frei<strong>en</strong>, m<strong>en</strong>schlich<strong>en</strong> Wes<strong>en</strong> so geschätzte<br />

Produkte wie Kaffee, Zigarett<strong>en</strong>, Schokola<strong>de</strong> und an<strong>de</strong>res zu bekomm<strong>en</strong>. Damit<br />

war<strong>en</strong> sie gezwung<strong>en</strong>, diese Artikel zu Wucherpreis<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt zu<br />

ersteh<strong>en</strong>, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Besatzern betrieb<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>.<br />

Währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>s Krieges litt<strong>en</strong> die Deutsch<strong>en</strong> neb<strong>en</strong> <strong>de</strong>m groß<strong>en</strong> Mangel und <strong>de</strong>r hart<strong>en</strong><br />

Arbeit unter <strong>de</strong>n verheer<strong>en</strong><strong>de</strong>n Bomb<strong>en</strong>angriff<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong>. Aber »jetzt«<br />

arbeitet<strong>en</strong> sie unter m<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>unwürdig<strong>en</strong> Bedingung<strong>en</strong>, litt<strong>en</strong> noch größer<strong>en</strong> Hunger<br />

und war<strong>en</strong> außer<strong>de</strong>m moralischem Terror ausgesetzt. Sie hatt<strong>en</strong> keinerlei Rechte und<br />

wur<strong>de</strong>n über viele Jahre in einer völlig<strong>en</strong> Sklaverei erniedrigt. Kann <strong>de</strong>r Leser die<br />

Brutalität <strong>de</strong>r Verteidiger <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>r M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechte begreif<strong>en</strong>?<br />

Manchmal war<strong>en</strong> beängstig<strong>en</strong><strong>de</strong> Geschicht<strong>en</strong> zu hör<strong>en</strong>, wie zum Beispiel die, die ich<br />

bei Betret<strong>en</strong> eines Lokals von einem bestürzt<strong>en</strong> Mann hörte: »Vor einer Weile sprach<br />

ein farbiger amerikanischer Soldat in einer Straß<strong>en</strong>bahn mit einem Mann, und er<br />

holte ein Bajonett heraus, stach es ihm in die Brust und durchtr<strong>en</strong>nte ihm <strong>de</strong>n<br />

Unterleib«, o<strong>de</strong>r, »gestern Nacht hatte ein schwarzer Soldat ein Mädch<strong>en</strong> in eine Ecke<br />

gedrängt, um sie zu vergewaltig<strong>en</strong>. Währ<strong>en</strong>d sie verzweifelt um Hilfe schrie, sagte er<br />

zu ihr: ‚Ich dir geb<strong>en</strong> Schokola<strong>de</strong>, du mir geb<strong>en</strong> Liebe’.« Dies wie<strong>de</strong>rholte sich je<strong>de</strong><br />

Nacht in unterschiedlich<strong>en</strong> Teil<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Stadt, in <strong>de</strong>m Gebiet, das nicht nur von <strong>de</strong>n<br />

amerikanisch<strong>en</strong>, son<strong>de</strong>rn von all<strong>en</strong> Besatzungstrupp<strong>en</strong> okkupiert war. Das Traurige<br />

war, dass niemand <strong>de</strong>n Mut fasste, zu helf<strong>en</strong>, aus Angst vor einem Messerstich o<strong>de</strong>r<br />

einem Schuss. So konnte sich keiner über irg<strong>en</strong><strong>de</strong>twas beschwer<strong>en</strong>. Kurz und gut: Die<br />

Deutsch<strong>en</strong> war<strong>en</strong> eine Art Sklav<strong>en</strong>; so ähnlich wie in <strong>de</strong>r grausam<strong>en</strong> türkisch<strong>en</strong><br />

Sklaverei. Es war<strong>en</strong> Zeit<strong>en</strong> großer Traurigkeit und ohne Hoffnung. Zuvor hatt<strong>en</strong> wir<br />

gehofft, dass <strong>de</strong>r Krieg <strong>en</strong><strong>de</strong>te, aber jetzt – was tun?<br />

EXTREMER HUNGER IM NACHKRIEGSDEUTSCHLAND<br />

An <strong>de</strong>r Technisch<strong>en</strong> Hochschule erkannt<strong>en</strong> sie mir problemlos die in Wi<strong>en</strong> abgelegt<strong>en</strong><br />

Prüfung<strong>en</strong> an. Es fehlt<strong>en</strong> aber noch vier Fächer, um das ersehnte Diplom zu<br />

bekomm<strong>en</strong>. Daher musste ich hart lern<strong>en</strong>. Währ<strong>en</strong>d ich zur Hochschule ging, machte<br />

ich manchmal bei einig<strong>en</strong> wie<strong>de</strong>rhergestellt<strong>en</strong> Lokal<strong>en</strong> halt. Ich traf Jugoslaw<strong>en</strong>,<br />

Itali<strong>en</strong>er, Bulgar<strong>en</strong> und Leute aus <strong>de</strong>m Ost<strong>en</strong>, die sich weigert<strong>en</strong>, in ihre von <strong>de</strong>n<br />

Bolschewik<strong>en</strong> besetzt<strong>en</strong> Heimatlän<strong>de</strong>r zurückzukehr<strong>en</strong>. Es gab auch viele junge<br />

Ju<strong>de</strong>n, die durch ihre lang<strong>en</strong> Haare und die schlechte Bekleidung auffiel<strong>en</strong>. Sie<br />

wirkt<strong>en</strong> so, als wär<strong>en</strong> sie erst Tage zuvor aus <strong>de</strong>m KZ gekomm<strong>en</strong>, obwohl <strong>de</strong>r Krieg<br />

eineinhalb Jahre zuvor ge<strong>en</strong><strong>de</strong>t hatte. Das war ein Zeich<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Mangelwirtschaft, wo<br />

doch sie über Mittel verfügt<strong>en</strong>, um Kleidung und an<strong>de</strong>re Dinge zu bekomm<strong>en</strong>, weil sie<br />

in <strong>de</strong>n Barack<strong>en</strong> <strong>de</strong>r amerikanisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> Zugang zu aller Art Leb<strong>en</strong>smittel und<br />

Delikatess<strong>en</strong> zu US-Preis<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>, die sie auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt zu beliebig<strong>en</strong><br />

Preis<strong>en</strong> verkauf<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Es war eine Plün<strong>de</strong>rung, nur ohne Gewalt. In j<strong>en</strong>er Zeit<br />

war das Ess<strong>en</strong> aufs äußerste rationiert und befriedigte daher nicht die min<strong>de</strong>st<strong>en</strong><br />

Bedürfnisse. Es war viel schlimmer als währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>s Krieges. Zu recht schrieb mir<br />

Margot aus Braunschweig: »<strong>Vatiu</strong>, <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r will uns verhungern lass<strong>en</strong>.«; sie<br />

bezog sich auf die Brit<strong>en</strong>, die <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n Deutschlands besetzt hielt<strong>en</strong>. Später wur<strong>de</strong>

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