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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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Als ich das in Pressburg erworb<strong>en</strong>e Zeugnis zum Ing<strong>en</strong>ieurs-Anwärter hatte, blieb mir<br />

keine an<strong>de</strong>re Wahl, als mit einig<strong>en</strong> Freun<strong>de</strong>n nach Deutschland zu geh<strong>en</strong>. Mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel, nach Braunschweig zu fahr<strong>en</strong>, wo wir Bekannte hatt<strong>en</strong>, nahm<strong>en</strong> wir zuerst <strong>de</strong>n<br />

Zug von Pressburg nach Wi<strong>en</strong>, wo wir nachts eintraf<strong>en</strong>. Keiner von uns drei<br />

Reisegefährt<strong>en</strong> sprach <strong>de</strong>utsch. Daher musst<strong>en</strong> wir uns auf slowakisch verständig<strong>en</strong>,<br />

da Wi<strong>en</strong> und Pressburg sehr nahe beieinan<strong>de</strong>r lieg<strong>en</strong> und über Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg<br />

zum stattlich<strong>en</strong> österreichisch-ungarisch<strong>en</strong> Kaiserreich gehört<strong>en</strong>. Es war März 1942.<br />

Uns fiel am meist<strong>en</strong> auf, dass die von mir so gefürchtete Gestapo nicht auftauchte.<br />

Dieses Phänom<strong>en</strong> hielt all die Jahre an, die ich in Deutschland studierte. Um<br />

Mitternacht bestieg<strong>en</strong> wir ein weiter<strong>en</strong> Zug, <strong>de</strong>r über Breslau nach Berlin fuhr. Wir<br />

ließ<strong>en</strong> unser Gepäck im Bahnhof und nutzt<strong>en</strong> die Geleg<strong>en</strong>heit, um die Hauptstadt<br />

dieses großartig<strong>en</strong> Lan<strong>de</strong>s zwei Tage lang k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>.<br />

Die Flugzeuge <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong> flog<strong>en</strong> bereits Angriffe auf die Stadt, aber noch nicht<br />

fläch<strong>en</strong><strong>de</strong>ck<strong>en</strong>d. Wir besucht<strong>en</strong> die berühmte achtgeschossige Konditorei »Vaterland«.<br />

Je<strong>de</strong>s Stockwerk war einem fremdländisch<strong>en</strong> Kulturkreis gewidmet. Sie war ein<br />

Symbol <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Kultur und <strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>rs. Natürlich war<strong>en</strong> auch die<br />

Bulgar<strong>en</strong> zusamm<strong>en</strong> mit <strong>de</strong>n Jugoslaw<strong>en</strong> dort vertret<strong>en</strong>. Zu trink<strong>en</strong> gab es Bier, und<br />

das übrig<strong>en</strong>s billig; aber es fehlte auch nicht das starke Getränk, das die Besucher<br />

mitbracht<strong>en</strong>. Wir wür<strong>de</strong>n Berlin nicht verlass<strong>en</strong>, ohne die berühmte Allee Unter <strong>de</strong>n<br />

Lin<strong>de</strong>n zu seh<strong>en</strong> und ohne durch das Bran<strong>de</strong>nburger Tor gegang<strong>en</strong> zu sein. Im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Jahre wür<strong>de</strong> dieses Tor Berühmtheit erlang<strong>en</strong>, da es zum Symbol <strong>de</strong>r Teilung<br />

Berlins, Deutschlands und Europas wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Daran <strong>en</strong>tlang wür<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m die<br />

traurig-berühmte Schandmauer errichtet wer<strong>de</strong>n, die 1989 <strong>en</strong>dlich eingeriss<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>.<br />

Wie vorgeseh<strong>en</strong>, reist<strong>en</strong> wir nach Braunschweig. Wir betrat<strong>en</strong> <strong>de</strong>n Bahnhof, als ob wir<br />

vom Mars gekomm<strong>en</strong> wär<strong>en</strong>. Wir trug<strong>en</strong> die Adress<strong>en</strong> von Freun<strong>de</strong>n bei uns, wusst<strong>en</strong><br />

aber nicht, wie wir sie fin<strong>de</strong>n sollt<strong>en</strong>. In diesem Deutschland gab es keine Taxis, und<br />

eine Straß<strong>en</strong>bahn zu nehm<strong>en</strong>, war schwierig weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r fehl<strong>en</strong><strong>de</strong>n Sprachk<strong>en</strong>ntnisse.<br />

Daher ließ<strong>en</strong> wir das Gepäck in <strong>de</strong>r Aufbewahrung und frischt<strong>en</strong> uns im Waschraum<br />

<strong>de</strong>s Bahnhofs auf. Da die Deutsch<strong>en</strong> ein sehr reinliches Volk sind, gab es diese<br />

Einrichtung<strong>en</strong> überall. Glücklicherweise konnt<strong>en</strong> wir uns ein<strong>en</strong> Schlafplatz für j<strong>en</strong>e<br />

Nacht sichern. Am nächst<strong>en</strong> Tag war ich im Haus von Frau H<strong>en</strong>schel untergebracht.<br />

Als ich allein war, bemerkte ich, wie unerlässlich es war, <strong>de</strong>utsch zu lern<strong>en</strong>. Ich hatte<br />

ein Wörterbuch, ein Handbuch mit Frag<strong>en</strong> und Antwort<strong>en</strong> sowie ein zweisprachiges,<br />

bulgarisch-<strong>de</strong>utsches Grammatiklehrbuch bei mir, ohne sie jedoch nur einmal<br />

aufgeschlag<strong>en</strong> zu hab<strong>en</strong>. Eig<strong>en</strong>tlich kam ich in mehrer<strong>en</strong> Sprach<strong>en</strong> ganz gut zurecht,<br />

sogar französisch und russisch, aber nicht in <strong>de</strong>utsch. Ein schwerer Fehler, Ergebnis<br />

meines früher<strong>en</strong> marxistisch<strong>en</strong> und irrigerweise anti-<strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Fanatismus’.<br />

MARGOT – EIN SCHÖNES MÄDCHEN<br />

Die <strong>de</strong>utsche Sprache erschi<strong>en</strong> mir ausgesproch<strong>en</strong> undurchdringlich, aber ich musste<br />

sie unbedingt lern<strong>en</strong>. »Du musst dir eine Freundin such<strong>en</strong>«, riet<strong>en</strong> mir meine<br />

Kolleg<strong>en</strong>. Ich war aber schüchtern, so sehr, dass ich nicht einmal wusste, wie ich mit<br />

<strong>de</strong>r Suche beginn<strong>en</strong> sollte. Nichts<strong>de</strong>stotrotz beschloss ich einige Tage später, ein paar<br />

Run<strong>de</strong>n im Z<strong>en</strong>trum zu dreh<strong>en</strong>, und da ich nicht weiterkam, ging ich in ein Kino. Ich<br />

wollte <strong>de</strong>utsch hör<strong>en</strong>. Ich sah mich aufmerksam um und <strong>en</strong>t<strong>de</strong>ckte ein Mädch<strong>en</strong> unter<br />

<strong>de</strong>n spärlich<strong>en</strong> Besuchern im Saal. Ich fasste mir ein Herz und setzte mich neb<strong>en</strong> sie.<br />

Sie war hübsch. Wir sah<strong>en</strong> uns mehrmals an. Ich begann zu schwitz<strong>en</strong>. Die Unruhe<br />

zwang mich, alle Aug<strong>en</strong>blicke die Stellung in meinem Sessel zu wechseln. Ich vergaß,

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