Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

48
wenn der Einmarsch ein Leichtes zu sein schien, fanden die Nazis bei ihrer Ankunft
dort etwas völlig Unerwartetes vor.
DER BEGINN DER KATASTROPHE
Die Befestigung von Smolensk wurde von der neuen und berühmten russischen
Katiusha-Artillerie verteidigt, deren neuartige Projektile mit äußerster Heftigkeit in
der Luft explodierten, und deren Splitter alles in ihrem Umfeld zerstörten. Trotzdem
war die Kesselschlacht bei Smolensk vom Juli bis zum September 1941 ein großer
militärischer Erfolg für die Wehrmacht. Die Deutschen hatten viele Verluste und
verschoben ihren Vormarsch um etwa zwei Monate. Wenn sie auch bis 25 Kilometer
vor Moskau kamen, konnten ihre Panzer aufgrund der unwegsamen
Verteidigungsanlagen und Fallen, die von den Russen in unermüdlicher Arbeit gebaut
worden waren, nicht weiter vorrücken. Zudem hatte die Zeit des Regens und des
Schlamms eingesetzt.
Beim Vormarsch auf Russland fanden die deutschen Streitkräfte ein großes Hindernis
vor. Die Spurweite der russischen Eisenbahnen war aus strategischen Gründen breiter,
als die der europäischen. Sie mussten nicht nur die Gleise anpassen und sie auf den
europäischen Abstand bringen, sondern konnten auch das gesamte rollende Material,
die russischen Waggons und Lokomotiven, nicht verwenden.
Die hohe Mobilität der Streitkräfte erforderte viel Kraftstoff, und die Ölquellen in
Rumänien reichten nicht aus. Daher sahen sich die erfinderischen deutschen
Ingenieure gezwungen, die Kohlevorkommen aus dem Ruhrgebiet zu destillieren und
davon Flüssigtreibstoff zu gewinnen, was ein extrem schwieriger und aufwendiger
Vorgang war. Hitler indessen wollte zu den sowjetischen Ölquellen in Maikop im
Kaukasusvorland (Kubangebiet) und in Baku am Kaspischen Meer vorstoßen.
Als die deutschen Truppen die ersten Rückschläge hinnehmen mussten, wurde
vielerorts kommentiert, dass Deutschland für einen Krieg gegen den gewaltigen
»sowjetischen Koloss«, gegen die ungeheure Macht Stalins, weder vorbereitet, noch
ausgerüstet sei. Wir lasen, dass Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch, ein
Militär aus der alten Führungsriege und nun Oberbefehlshaber des Heeres, einen
Rückzug von mindestens 100 Kilometern vorgeschlagen habe, um den Winter besser
zu überstehen. Der bereits ruhmsüchtige und halb verwirrte Hitler schrie jedoch: »Die
deutsche Wehrmacht wird niemals den Rückzug antreten.« Der bis dahin siegreiche
Führer konnte bei allem, was er unternahm, keine Niederlage hinnehmen, auch wenn
ein Rückzug taktisch klüger gewesen wäre.
Deswegen schrie Hitler und beschuldigte seine Generäle, wobei er sich selbst lobte,
dass der leichte Sieg über Polen und Frankreich seinen Plänen zu verdanken gewesen
sei. Sodann begann er, Entscheidungen selbst zu treffen, ohne die Ratschläge der
altgedienten Generäle zu beachten. Offenbar ohne viel darüber nachzudenken, setzte
er am 19. Dezember 1941 Feldmarschall von Brauchitsch ab und ernannte sich selbst
zum Oberbefehlshaber des Heeres. Was für ein Wahnsinn – ein Ex-Gefreiter des
Ersten Weltkriegs als kommandierender General eines ungeheuren Heeres! Überall
war zu hören, dass die Nazis nur für einen Blitzkrieg vorbereitet gewesen wären. In
ihrer Einfalt glaubten sie, dass sie in ein paar Monaten Russland dem Erdboden
gleichmachen, Moskau einnehmen und Stalin stürzen könnten. Interessanterweise
glaubten auch die Regierungen und Generalstäbe Englands und der USA zu Beginn
des Russlandfeldzugs an einen schnellen deutschen Sieg. Die Katastrophe ließ jedoch
nicht auf sich warten und brach über sie herein. Nicht auf einen derart harten Winter