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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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ein<strong>en</strong> Hoffnungsschimmer. Von Freun<strong>de</strong>n erfuhr er, dass wir die Gr<strong>en</strong>ze nach<br />

Frankreich überquer<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>, aber mit Uniform<strong>en</strong> französischer Soldat<strong>en</strong>, die an<br />

<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong> gekämpft hatt<strong>en</strong> und sich problemlos zwisch<strong>en</strong> Deutschland<br />

und Frankreich hin und her beweg<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Die Nachricht erschi<strong>en</strong> mir nicht nur<br />

absurd, son<strong>de</strong>rn riskant und um so schlimmer weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Heimlichkeit mit falsch<strong>en</strong><br />

Uniform<strong>en</strong> und Papier<strong>en</strong>. Letzt<strong>en</strong>dlich überzeugte er mich, da an<strong>de</strong>re problemlos<br />

durchgekomm<strong>en</strong> war<strong>en</strong>.<br />

Für die Uniform<strong>en</strong> und die gefälscht<strong>en</strong> Papiere mit falsch<strong>en</strong> Nam<strong>en</strong> und echt<strong>en</strong><br />

Fotografi<strong>en</strong> musst<strong>en</strong> wir eine ziemlich hohe Summe aus unser<strong>en</strong> ärmlich<strong>en</strong> Tasch<strong>en</strong><br />

bezahl<strong>en</strong>. Das Projekt begann, mich zu begeistern. Schon immer hegte ich off<strong>en</strong>e<br />

Sympathie geg<strong>en</strong>über <strong>de</strong>n Franzos<strong>en</strong>. Währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>s Krieges hörte ich die Freie<br />

Stimme Frankreichs, neb<strong>en</strong> <strong>de</strong>m Londoner BBC und <strong>de</strong>m mächtig<strong>en</strong> Radio Moskau.<br />

Letzt<strong>en</strong>dlich war unser einziges Ziel das Überleb<strong>en</strong>, und falls sie uns verhaft<strong>en</strong><br />

wür<strong>de</strong>n, wäre das nicht so schlimm, um uns gleich zu erschieß<strong>en</strong>. Das Problem war<br />

die Geldbeschaffung. Es blieb uns keine an<strong>de</strong>re Möglichkeit, als ein<strong>en</strong> Großteil<br />

unserer wertvoll<strong>en</strong> Fachbücher zu verkauf<strong>en</strong>, die wir im Krieg mit <strong>de</strong>n Zigarett<strong>en</strong><br />

erworb<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> und die in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit schwer zu bekomm<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, weil es<br />

wahrlich nicht einmal Bleistifte gab, alles war verbrannt. Wir konnt<strong>en</strong> auch ein<strong>en</strong> Teil<br />

unserer Kleidung in einem »Antiquariat« verkauf<strong>en</strong>. Damit schafft<strong>en</strong> wir es, das<br />

gefor<strong>de</strong>rte Geld zusamm<strong>en</strong> zu bekomm<strong>en</strong>, und als Geg<strong>en</strong>leistung erhielt<strong>en</strong> wir die<br />

»Papiere« und die Militäruniform<strong>en</strong>. Wie<strong>de</strong>r hatte ich nicht mehr, als ich am Leibe<br />

trug, und eine kleine Reisetasche mit meiner persönlich<strong>en</strong> Habe, einem<br />

Rech<strong>en</strong>schieber und einig<strong>en</strong> w<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> Fachbüchern.<br />

Ich musste mich von meinem alt<strong>en</strong> Freund Dimo verabschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ein Jahr später<br />

sein Studium be<strong>en</strong><strong>de</strong>n und mit meiner Hilfe nach Brasili<strong>en</strong> auswan<strong>de</strong>rn sollte. Das<br />

Lebewohl von Ursula war nicht schmerzhaft, da wir uns schon seit einiger Zeit nicht<br />

geseh<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>.<br />

Um <strong>de</strong>n für <strong>El</strong>se unliebsam<strong>en</strong> Abschied zu feiern, ging<strong>en</strong> wir zum Tanz<strong>en</strong> und lu<strong>de</strong>n<br />

ein<strong>en</strong> Herrn nam<strong>en</strong>s Franz mit seiner Verlobt<strong>en</strong> Gertru<strong>de</strong> ein. Er wohnte im selb<strong>en</strong><br />

Stockwerk geg<strong>en</strong>über von <strong>El</strong>se. Er war ein eig<strong>en</strong>artiger Typ, ein kleiner Mann mit<br />

dicker Brille. Gera<strong>de</strong> als wir im Lokal saß<strong>en</strong>, grüßte meine Freundin ein<strong>en</strong> jung<strong>en</strong><br />

groß<strong>en</strong> Kerl, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m erwähnt<strong>en</strong> SS-Hauptmann ähnelte. Ich fragte sie, teils aus<br />

Neugier<strong>de</strong>, teils aus Eifersucht, woher sie ihn kannte. »Er war mein Freund, bevor ich<br />

dich k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> lernte«, gab sie zurück. »Und meinetweg<strong>en</strong> hast du so ein<strong>en</strong> Mann<br />

verlass<strong>en</strong>?« – »Er sieht nur gut aus, ist schwerfällig und verwöhnt«, fügte sie hinzu.<br />

Das befriedigte mich nicht, ich hatte aber auch nichts anzumerk<strong>en</strong>.<br />

Nach<strong>de</strong>m wir ein paar Bier getrunk<strong>en</strong> und bis zur Ermüdung getanzt hatt<strong>en</strong>, macht<strong>en</strong><br />

wir uns zu Fuß auf <strong>de</strong>n Heimweg. Vorne ging<strong>en</strong> Arm in Arm Franz und <strong>El</strong>se und<br />

hint<strong>en</strong>, in einigem Abstand, seine Freundin und ich. Von Zeit zu Zeit hielt<strong>en</strong> sie an,<br />

vielleicht damit wir sie einhol<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Bei <strong>de</strong>m schwach<strong>en</strong> Licht schi<strong>en</strong> es so, als<br />

ob sie sich küsst<strong>en</strong>. Daher fiel es mir nicht schwer, Gertru<strong>de</strong> zu überzeug<strong>en</strong>, dasselbe<br />

zu tun. Dieses Spiel zwisch<strong>en</strong> Weitergeh<strong>en</strong> und Anhalt<strong>en</strong> wie<strong>de</strong>rholte sich mehrere<br />

Male, bis wir zuhause war<strong>en</strong>. Kaum war<strong>en</strong> wir in <strong>de</strong>r Wohnung, bemerkte ich, dass<br />

<strong>El</strong>se die Trän<strong>en</strong> hinunterlief<strong>en</strong>. »Warum?«, fragte ich besorgt und eifersüchtig, »wo<br />

ihr doch dasselbe getan habt, wie wir.« Unter Trän<strong>en</strong> versicherte sie mir, dass ich<br />

total im Irrtum war und erklärte: »Ein Mann mit Brille, mein letzter Wille.«<br />

Bereits in Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong> ansässig, hatte ich Briefverkehr, sowohl mit Ursula, als auch<br />

mit <strong>El</strong>se, die mir nach kurzer Zeit schrieb, dass sie Franz heiratete. Das beweist, dass<br />

man <strong>de</strong>n Frau<strong>en</strong> und auch ihr<strong>en</strong> Schwür<strong>en</strong> nicht trau<strong>en</strong> kann.

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