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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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20<br />

Jedoch aus Angst vor einem neu<strong>en</strong> groß<strong>en</strong> Bündnisstaat <strong>de</strong>r Russ<strong>en</strong> berief<strong>en</strong> die<br />

westlich<strong>en</strong> Mächte im Sommer 1878 eine Konfer<strong>en</strong>z in Berlin ein, in Folge <strong>de</strong>rer das<br />

bulgarische Territorium bis auf <strong>de</strong>n heutig<strong>en</strong> Tag auf die Hälfte reduziert wur<strong>de</strong>.<br />

HEXEREI UND QUACKSALBEREI<br />

Als ich etwa sieb<strong>en</strong> Jahre alt war, starb ein Freund von mir urplötzlich. Ich verstand<br />

nicht, warum. Tage später traf ich seine Mutter auf <strong>de</strong>r Straße, eine dunkelhäutige Frau<br />

mit schwarz<strong>en</strong>, tief<strong>en</strong> Aug<strong>en</strong>. Sie sah mich so eindringlich an, dass ich erstarrte. Ich<br />

hörte sie murmeln: »Mein Sohn ist tot und du bist am Leb<strong>en</strong>«. Ich hatte ein seltsames<br />

Gefühl, so als ob ich Schläge auf <strong>de</strong>n Kopf bekäme und mir die Knie weich wür<strong>de</strong>n.<br />

Ohne ein Wort zu erwi<strong>de</strong>rn, lief ich nach Hause. Ich warf mich ins Bett, und Übelkeit<br />

überfiel mich. Ich fühlte mich schrecklich unwohl und meinte, <strong>de</strong>r Kopf wür<strong>de</strong> mir<br />

zerspring<strong>en</strong>. Meine Mutter fragte mich mit verständlicher Besorgnis nach <strong>de</strong>r Ursache<br />

meiner Krankheit. Als ich ihr <strong>de</strong>n Vorfall berichtete, antwortete sie kurz und bündig:<br />

»Ah! Diese Hexe«.<br />

Zu j<strong>en</strong>er Zeit glaubt<strong>en</strong> die Leute an Hexerei, böse Geister und Talismane. Hausrezepte<br />

war<strong>en</strong> weit verbreitet. Sogar meine Mutter wandte sie an, um die Kin<strong>de</strong>r zu kurier<strong>en</strong>.<br />

Damals kam es zum Beispiel häufig zu Man<strong>de</strong>l<strong>en</strong>tzündung<strong>en</strong>. Dabei erinnere ich mich<br />

an ein typisches Hausmittel, das sie in diesem Fall anwandte: Sie ließ uns Kin<strong>de</strong>r auf<br />

ein Stöckch<strong>en</strong> beiß<strong>en</strong>, damit wir <strong>de</strong>n Mund off<strong>en</strong> hielt<strong>en</strong> und nicht sie beiß<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>;<br />

dann drückte sie mit einem Finger <strong>de</strong>n Eiter aus, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n Man<strong>de</strong>ln<br />

angesammelt hatte. Kurz darauf ging<strong>en</strong> wir schon wie<strong>de</strong>r gesund zum Spiel<strong>en</strong>.<br />

Ähnlich verfuhr sie mit Kopfweh und Übelkeit. Um solche Lei<strong>de</strong>n zu bekämpf<strong>en</strong>,<br />

befeuchtete sie ihre Daum<strong>en</strong> mit Spucke, rieb und blies über unsere Stirn und machte<br />

dann das Ganze noch mal. Währ<strong>en</strong>d sie <strong>de</strong>n Vorgang mehrere Male wie<strong>de</strong>rholte,<br />

stammelte sie Worte, die keiner verstand. Aber soviel steht fest: Die Kur gelang, und<br />

wir war<strong>en</strong> g<strong>en</strong>es<strong>en</strong>.<br />

Einmal bekam ich äußerst heftige Bauchschmerz<strong>en</strong>. Ich war zehn Jahre alt. Meine<br />

Mutter konnte mir nicht helf<strong>en</strong> und fürchtete sogar um mein Leb<strong>en</strong>. Spät in <strong>de</strong>r Nacht<br />

wur<strong>de</strong>n eilig die Pfer<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Karr<strong>en</strong> gespannt, damit mich ein Arzt in Karnobat,<br />

unserer 20 Kilometer <strong>en</strong>tfernt<strong>en</strong> Kreisstadt, untersuch<strong>en</strong> sollte.<br />

Kurz hinter unserem Dorf kam<strong>en</strong> wir an einer Stelle vorbei, wo Schafhirt<strong>en</strong> wohnt<strong>en</strong>.<br />

Unter ihn<strong>en</strong> war ein Verwandter von uns; nach<strong>de</strong>m wir ihn gegrüßt hatt<strong>en</strong>, erzählte<br />

ihm meine Mutter von mein<strong>en</strong> Beschwer<strong>de</strong>n. Sofort legte er mich auf ein Strohbett<br />

und begann, mein<strong>en</strong> Bauch mit ölgetränkt<strong>en</strong> Hän<strong>de</strong>n sanft zu massier<strong>en</strong>. Allmählich<br />

ließ<strong>en</strong> meine Därme Luft ab. Als er die Töne vernahm, sagte <strong>de</strong>r Mann: »Aha! Da<br />

liegt das Übel«. Nach 15 Minut<strong>en</strong> Bauchmassage spürte ich Erleichterung. Ich schlug<br />

die Li<strong>de</strong>r auf, und als ich <strong>de</strong>n Alt<strong>en</strong> erstaunt und dankbar ansah, rief er: »Schon bist<br />

du geheilt, mein Junge.« Und zu meiner Mutter sagte er: »Valca, Sie könn<strong>en</strong> ins Dorf<br />

zurückkehr<strong>en</strong>, Sie brauch<strong>en</strong> kein<strong>en</strong> Arzt mehr, son<strong>de</strong>rn ein<strong>en</strong> Krug voll heißer Milch.«<br />

Ich für mein<strong>en</strong> Teil hatte bereits ein Auge auf ein<strong>en</strong> Milchkrug geworf<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n ich am<br />

Bo<strong>de</strong>n bemerkte. Unnötig zu erwähn<strong>en</strong>, dass das Unwohlsein am nächst<strong>en</strong> Tag<br />

verschwun<strong>de</strong>n war.

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