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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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68<br />

ICH BLAMIERE MICH VOR EINEM NAZI-HAUPTMANN<br />

Meine Freundin Margot aus Braunschweig fand sich nicht damit ab, dass unsere Wege<br />

auseinan<strong>de</strong>r gegang<strong>en</strong> war<strong>en</strong>. Bevor ich von dort weggegang<strong>en</strong> war, war sie ziemlich<br />

vergnügt gewes<strong>en</strong> und hatte gesagt: »Ich bin mal gespannt.« Sie rief mich<br />

ununterbroch<strong>en</strong> an, w<strong>en</strong>n sie ein Telefon zur Hand hatte.<br />

Mit <strong>de</strong>m Einwand, dass sie mich sehr vermisste, beschloss sie im Herbst 1943, nach<br />

Münch<strong>en</strong> zu reis<strong>en</strong>, um mich zu seh<strong>en</strong> und zugleich Bayern k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>. »Du<br />

bist nicht bei Sinn<strong>en</strong>«, antwortete ich, »bei <strong>de</strong>n viel<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriff<strong>en</strong> und<br />

Flugzeug<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong> in <strong>de</strong>r Luft, die alles vernicht<strong>en</strong>, was ihn<strong>en</strong> begegnet, und<br />

mit Vergnüg<strong>en</strong> die Bahnhöfe bombardier<strong>en</strong> und Person<strong>en</strong>züge beschieß<strong>en</strong>, kannst du<br />

dich nicht <strong>de</strong>r Gefahr aussetz<strong>en</strong>.«<br />

»Sie wer<strong>de</strong>n dich töt<strong>en</strong>«, sagte ich erneut. Ich versuchte vergeb<strong>en</strong>s, sie zu überzeug<strong>en</strong>,<br />

bis ich ihr schließlich gestand, dass ich eine neue Freundin hatte, damit sie kein<strong>en</strong><br />

Unsinn machte. Sie hörte mir nicht einmal zu: »Man stirbt nur einmal im Leb<strong>en</strong> und<br />

außer<strong>de</strong>m habe ich die Fahrkarte schon. Ich komme nächst<strong>en</strong> Samstag, weiß aber<br />

nicht wann. Je<strong>de</strong>nfalls komme ich zu dir in die P<strong>en</strong>sion«, war die Antwort und das<br />

Gespräch war abgebroch<strong>en</strong>. »Noch eine Frau ohne Angst vor <strong>de</strong>m Sterb<strong>en</strong>«, überlegte<br />

ich. Folglich blieb kein an<strong>de</strong>rer Ausweg, als für eine Woche aus <strong>de</strong>n Aug<strong>en</strong> von<br />

Ursula zu verschwin<strong>de</strong>n.<br />

Tatsächlich überraschte ich am darauffolg<strong>en</strong><strong>de</strong>n Montag, als ich die P<strong>en</strong>sion betrat,<br />

Margot in <strong>de</strong>r Halle sitz<strong>en</strong>d. Ich empfing sie mit <strong>de</strong>r Zuneigung, die ihr gebührte.<br />

Obwohl sie gera<strong>de</strong> einmal zwanzig Jahre alt war, wirkte ihr Gesicht kränklich, von<br />

Müdigkeit gezeichnet. Sie zählte die Gefahr<strong>en</strong> und Unannehmlichkeit<strong>en</strong> auf, <strong>de</strong>n<strong>en</strong> sie<br />

ausgesetzt war, um nach Münch<strong>en</strong> zu komm<strong>en</strong>. Frau Guerber machte mir Vorwürfe,<br />

weil das Mädch<strong>en</strong> mehrere Stun<strong>de</strong>n gewartet hatte. Ich führte sie auf mein Zimmer.<br />

Währ<strong>en</strong>d Margot blieb, um sich umzuzieh<strong>en</strong> und auszuruh<strong>en</strong>, nutzte ich die Zeit, um<br />

auf meinem alt<strong>en</strong> Fahrrad eines von <strong>de</strong>n w<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> Restaurants zu such<strong>en</strong>, die noch<br />

stan<strong>de</strong>n. Ich erinnerte mich an eines in <strong>de</strong>r Fußgängerzone von Münch<strong>en</strong>, geg<strong>en</strong>über<br />

vom Rathaus.<br />

Es war ein zerstörtes und wie<strong>de</strong>r etwas hergerichtetes Wirtshaus, in <strong>de</strong>m man<br />

manchmal geg<strong>en</strong> Aufpreis ohne Rationierungsmark<strong>en</strong> etwas zu Ess<strong>en</strong> bekam. Ich hatte<br />

Glück. Ich fuhr schnell zur P<strong>en</strong>sion, um vor 20 Uhr wie<strong>de</strong>r zurück zu sein. Nach dieser<br />

Zeit war nichts mehr zu fin<strong>de</strong>n. Wir nahm<strong>en</strong> die Straß<strong>en</strong>bahn und kam<strong>en</strong> bald zum<br />

Mari<strong>en</strong>platz. Bevor wir hineinging<strong>en</strong>, betrachtet<strong>en</strong> wir das majestätische Rathaus und<br />

obwohl es <strong>de</strong>n Bomb<strong>en</strong>angriff<strong>en</strong> zum Opfer gefall<strong>en</strong> war und ein Flügel zerstört war,<br />

zeigte es sich noch als fabelhaftes Bauwerk. Es besaß eine Turmuhr mit Glock<strong>en</strong>spiel,<br />

das alle 15 Minut<strong>en</strong> ertönte; alle 30 erschi<strong>en</strong><strong>en</strong> tanz<strong>en</strong><strong>de</strong> Figur<strong>en</strong> und alle 60 eine<br />

Para<strong>de</strong> von Hofdam<strong>en</strong> und Höfling<strong>en</strong>, die im Rhythmus <strong>de</strong>r Musik tanzt<strong>en</strong>. Margot<br />

konnte nicht aufhör<strong>en</strong>, ihrer Bewun<strong>de</strong>rung für dies<strong>en</strong> bemerk<strong>en</strong>swert<strong>en</strong><br />

Aug<strong>en</strong>schmaus Ausdruck zu verleih<strong>en</strong>; wir ging<strong>en</strong> verspätet ins Restaurant, und es<br />

war sehr voll.<br />

In Deutschland war es üblich, sich an irg<strong>en</strong><strong>de</strong>in<strong>en</strong> frei<strong>en</strong> Platz zu setz<strong>en</strong>, zusamm<strong>en</strong><br />

mit Unbekannt<strong>en</strong> an einem Tisch. Ich nahm Margot an <strong>de</strong>r Hand, und wir ging<strong>en</strong> auf<br />

ein<strong>en</strong> scheinbar frei<strong>en</strong> Tisch zu. Eine Säule ver<strong>de</strong>ckte die Sicht. Bevor wir <strong>de</strong>n Tisch<br />

erreicht<strong>en</strong>, drückte Margot, die sich zu meiner recht<strong>en</strong> befand, unruhig meine Hand,<br />

aber ich achtete nicht darauf; im erst<strong>en</strong> Mom<strong>en</strong>t konnte ich weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>s schwach<strong>en</strong><br />

Lichts nicht wahrnehm<strong>en</strong>, wer dort saß.<br />

Ich nahm an, es han<strong>de</strong>le sich um ein<strong>en</strong> Wehrmachtsoffizier. Nach<strong>de</strong>m ich gegrüßt und<br />

meiner Dame in <strong>de</strong>n Stuhl geholf<strong>en</strong> hatte, erkannte ich beim Aufblick<strong>en</strong> zu meiner

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