Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

189
bekamen und in dem sie essen, ihre Notdurft verrichten und zusammengekauert im
Dreck schlafen mussten? Kann etwas grausamer sein, als das? Nicht einmal der Tod.
Wie grausam waren diese »Unschuldigen«! Es war anzunehmen, wie nachgiebig und
gerecht ein von ihnen errichtetes Regime wäre. Man möge mir verzeihen, wenn ich
diese ganze, nackte und traurige Realität schildere, weil ich erfuhr, was es bedeutet,
wegen der Tatsache, ein angesehener Geschäftsmann zu sein, auf der schwarzen Liste
der Subversiven zu stehen. Welche Angst habe ich hier in Argentinien erlebt, in das
ich weit weg von den Sowjets geflohen war und aus dem Nichts einen beachtlichen
Erfolg erzielt hatte! Sie bedrohten mich am Telefon, nannten mich einen »Oligarch«
und sagten, dass ich bald an der Reihe sei. Sie haben mich verrückt gemacht.
Neben der erfolgreichen Baufirma besaß ich bedeutende Zitronenplantagen am Fuß
des Aconquija-Gebirges. Eines Tages waren die Guerillas gekommen, um mich zu
holen, wenige Minuten nachdem ich mit meinem Wagen von dort wegfuhr. Sie
überraschten den Aufseher, als er mit dem Kleinlaster anhielt, richteten einen
großkalibrigen Revolver auf ihn und fragten nach dem »hohen Tier«. Sie nahmen den
Kleinlaster, um mich zu verfolgen, erwischten mich aber Gott sei Dank nicht. Ich
entkam der Katastrophe.
Wenige Tage später meldete sich das Armeeoberkommando von Tucumán bei mir und
lud mich zu ihnen ein, weil sie mir etwas sehr wichtiges zu sagen hätten. »Nein«, sagte
ich zu ihnen, »dahin gehe ich nicht. Wenn Sie wollen, kann jemand in mein Büro
kommen, aber in Zivil.«
Eine Stunde später erschien der sehr besorgte Hauptmann Lazarte, Schwiegersohn von
einem meiner Freunde, um mir zu sagen, dass es schlechte Nachrichten für mich gäbe;
dass ich auf der schwarzen Liste der Guerillas sei. »Das weiß ich schon«, entgegnete
ich ihm, »sie bedrohen mich fortwährend am Telefon.«
»Es ist nämlich so, dass Sie jetzt an erster Stelle sind, nachdem sie den Ingenieur Paz
(der Vorsitzende einer Fabrik in Tucumán, der neben dem Bordstein tot in eine Pfütze
fiel) vor dem Flughafen niedergeschossen haben.« Von diesem Moment an schien das
Leben für mich zu Ende. Ich war verzweifelt und ratlos, bis die Militärs schließlich die
Guerilla aus der waldreichen Region Tucumáns entfernen konnten.
EINE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE
EIN FANTASTISCHES GESCHENK IN DOLLAR
Anfang 1978. Ich erhalte einen Telefonanruf vom Inhaber der Immobilienfirma
Superventas. Er hatte Besuch von einem Bankvermittler aus Buenos Aires mit dem
Auftrag, Unternehmer in Tucumán zu besuchen, unter denen auch ich war.
Er war ein kleiner Mann mit den typischen Merkmalen spanischen Erbguts. Er vertrat
ein Bankenkonsortium aus Panama, das über 900 Millionen US-Dollar verfügte und
Darlehen zu je zehn Millionen Dollar (heute wäre es das Doppelte) anbot. Während er
sprach, sah ich ihn mit ungläubiger Miene an. Ich entgegnete, dass ich persönlich nicht
an Darlehen interessiert sei, da ich keine benötigte und noch weniger in dieser Höhe.
Er erwiderte, dass dies ein Finanzgeschäft und keine Investition sei. Als er sah, dass
ich ihn nicht verstand, erklärte mir der Makler: »Das Konsortium verleiht das Geld,
wandelt es in argentinische Pesos um und legt es fest an. Das Darlehen ist für zwei
Jahre. Sie müssen einmalig 3 Prozent Provision und 9 Prozent Jahreszins in Dollar
leisten.« Er zeigte mir auf, dass sich mit den monatlich akkumulierten Zinsen, die ich
aus der Festanlage bei Ablauf der zwei Jahre erhielte, das Kapital verdoppelte, ich