Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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bezahl<strong>en</strong> und die w<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> Sach<strong>en</strong> mitnehm<strong>en</strong> wollte, die ich beiseite gelegt hatte,<br />
sagte <strong>de</strong>r dankbare Herr Miranda, dass er sie mir bring<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>. Als ich bei Einbruch<br />
<strong>de</strong>r Nacht zu Hause ankam, erwartete mich ein beachtlicher Korb mit einer<br />
großzügig<strong>en</strong> Auswahl an Leb<strong>en</strong>smitteln. Ich muss gesteh<strong>en</strong>, dass seit langem nicht<br />
g<strong>en</strong>üg<strong>en</strong>d Ess<strong>en</strong> ins Haus gekomm<strong>en</strong> war.<br />
W<strong>en</strong>ige Woch<strong>en</strong> darauf besuchte mich Herr Miranda. Die Geschäftsleitung <strong>de</strong>r Firma<br />
Suixtil war in Begleitung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Umbau aller Filial<strong>en</strong> im Land zuständig<strong>en</strong><br />
Konstrukteure nach Tucumán gekomm<strong>en</strong>. Mit <strong>de</strong>n Plän<strong>en</strong> in Hän<strong>de</strong>n erklärt<strong>en</strong> sie mir<br />
die Umgestaltung<strong>en</strong>, die sie durchführ<strong>en</strong> wollt<strong>en</strong>. Nach<strong>de</strong>m ich ihn<strong>en</strong> zugehört hatte,<br />
klärte ich sie über mögliche Einsturzrisik<strong>en</strong> auf. »G<strong>en</strong>au <strong>de</strong>sweg<strong>en</strong> w<strong>en</strong><strong>de</strong>n wir uns an<br />
Sie«, <strong>en</strong>tgegnet<strong>en</strong> sie, »weil wir von Herrn Miranda lob<strong>en</strong><strong>de</strong> Worte gehört hab<strong>en</strong>.«<br />
Tatsächlich han<strong>de</strong>lte es sich um ein<strong>en</strong> umfass<strong>en</strong><strong>de</strong>n Umbau. Es war vorgeseh<strong>en</strong>, ein<strong>en</strong><br />
Großteil abzureiß<strong>en</strong> und das Gebäu<strong>de</strong> zu mo<strong>de</strong>rnisier<strong>en</strong>. Noch am selb<strong>en</strong> Nachmittag<br />
<strong>en</strong>twarf ich ein<strong>en</strong> Zeitplan, wie meiner Meinung nach vorgegang<strong>en</strong> wer<strong>de</strong>n sollte. Sie<br />
war<strong>en</strong> ziemlich beeindruckt davon. Aus diesem Gespräch ergab sich die Einladung, so<br />
bald wie möglich nach Bu<strong>en</strong>os Aires zu fahr<strong>en</strong>. Ich musste Geld für die Reise<br />
auftreib<strong>en</strong>. Eine Woche später erwartete mich die Geschäftsleitung mit ihrem<br />
Vorsitz<strong>en</strong><strong>de</strong>n Salomon Rudman, meinem Retter, zur vereinbart<strong>en</strong> Zeit in <strong>de</strong>r Z<strong>en</strong>trale<br />
in <strong>de</strong>r Hauptstadt.<br />
Sie lu<strong>de</strong>n mich ein, die Anlag<strong>en</strong> zu besichtig<strong>en</strong>. Alle Abteilung<strong>en</strong> war<strong>en</strong> klimatisiert.<br />
Der Anblick von Hun<strong>de</strong>rt<strong>en</strong> automatisch<strong>en</strong> Maschin<strong>en</strong> war äußerst beeindruck<strong>en</strong>d; die<br />
ein<strong>en</strong> schnitt<strong>en</strong> mehrere Mo<strong>de</strong>lle gleichzeitig, die an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> näht<strong>en</strong> Kleidungsstücke auf<br />
mehrer<strong>en</strong> Fließbandreih<strong>en</strong> hintereinan<strong>de</strong>r. Ich brachte mein Erstaun<strong>en</strong> zum Ausdruck<br />
und beglückwünschte sie zu <strong>de</strong>m, was ich sah. Als freundschaftliche Geste gab Herr<br />
Rudman Anweisung<strong>en</strong>, ein Musterbuch zu bring<strong>en</strong>, um ein<strong>en</strong> Stoff auszuwähl<strong>en</strong>,<br />
meine Maße zu nehm<strong>en</strong> und ein<strong>en</strong> Anzug für mich anzufertig<strong>en</strong>. Es war Mittag. Als<br />
Beweis <strong>de</strong>r Firm<strong>en</strong>größe und zugleich ihrer Einfachheit, lu<strong>de</strong>n sie mich zum<br />
Mittagess<strong>en</strong> in die mo<strong>de</strong>rne Kantine zusamm<strong>en</strong> mit <strong>de</strong>n Arbeitern ein. Zum zweit<strong>en</strong><br />
Mal in meinem Leb<strong>en</strong> aß ich in einer ähnlich<strong>en</strong> Umgebung, w<strong>en</strong>n auch unter sehr<br />
unterschiedlich<strong>en</strong> Bedingung<strong>en</strong>. Das erste Mal war in <strong>de</strong>r bombardiert<strong>en</strong> NS-<br />
Flugzeugfabrik in Braunschweig mit <strong>de</strong>n ausländisch<strong>en</strong> Stu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong> gewes<strong>en</strong>.<br />
Zurück in <strong>de</strong>n Büroräum<strong>en</strong>, bot Herr Rudmann mir an, die Bauarbeit<strong>en</strong> zu<br />
übernehm<strong>en</strong>. »Ich kann sie nur leit<strong>en</strong>, aber nicht ausführ<strong>en</strong>», sagte ich zu ihm, »ich<br />
habe we<strong>de</strong>r eine Baufirma, noch Personal o<strong>de</strong>r Maschin<strong>en</strong> und noch w<strong>en</strong>iger<br />
Kapital.« – »W<strong>en</strong>n Geld vorhan<strong>de</strong>n ist«, sagte <strong>de</strong>r gute Mann, »lässt sich <strong>de</strong>r Rest<br />
leicht regeln.« Sogleich ordnete <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt an, zwei Schecks als Vorschuss für mich<br />
vorzubereit<strong>en</strong>, über ein<strong>en</strong> Betrag, <strong>de</strong>r heute mehr als 40.000 Dollar <strong>en</strong>tspräche. Im<br />
Geg<strong>en</strong>zug unterschrieb ich nur eine Quittung, die besagte: »Vorschuss für<br />
Umgestaltungsarbeit<strong>en</strong>...« Ich konnte nicht fass<strong>en</strong>, was ich da in Hän<strong>de</strong>n hielt.<br />
Als ich bei Einbruch <strong>de</strong>r Nacht ins Hotel zurückkehrte, wartet<strong>en</strong> in meinem Zimmer<br />
zwei Anzüge aus feinstem Kaschmir auf mich, mit einer Karte: »Gesch<strong>en</strong>k von Suixtil,<br />
S.A.«.<br />
Währ<strong>en</strong>d ich mich zur Ruhe legte, erinnerte ich mich an alle leidvoll<strong>en</strong> Erlebnisse in<br />
meinem Leb<strong>en</strong>: Von klein an, als Halbwaise, die spärlich<strong>en</strong> Mittel; die To<strong>de</strong>sgefahr<br />
durch die unerbittlich<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriffe über Deutschland; <strong>de</strong>n Terror in meiner<br />
Heimat unter <strong>de</strong>n Sowjets; <strong>de</strong>n irrsinnig<strong>en</strong> Hunger in Frankreich und meine<br />
Lei<strong>de</strong>nsgeschichte in <strong>de</strong>r neu<strong>en</strong> Heimat. Fast unmerklich lief<strong>en</strong> zahlreiche Trän<strong>en</strong> über<br />
meine Wang<strong>en</strong>.<br />
Bei meiner Rückkehr nach Tucumán organisierte ich alles. Bald begann ich mit <strong>de</strong>n<br />
erfor<strong>de</strong>rlich<strong>en</strong> Abrissarbeit<strong>en</strong> und <strong>de</strong>n vorgeseh<strong>en</strong><strong>en</strong> Bauarbeit<strong>en</strong>. Binn<strong>en</strong> kurzem