Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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KAPITEL VII
DIE RÜCKKEHR NACH MÜNCHEN
IN EINEM BEREITS VERSKLAVTEN DEUTSCHLAND
Sowohl Österreich, als auch Deutschland hofften, dass sie von den Alliierten befreit
würden, sobald der Krieg vorbei war. Es geschah aber das Gegenteil. Sie wurden von
den vier Siegern besetzt: England, Frankreich, USA und Russland; ganz Deutschland
wurde zu einem gewaltigen Gefangenenlager. Jeder erachtete seine Besatzungszone
als eine Kriegsbeute, in der man nach Belieben über die Bevölkerung verfügen
konnte. Der Übergang von einer Zone zu anderen stand unter strenger Kontrolle, aber
der Zugang zur sowjetischen Zone war völlig unmöglich. Die Stadt Berlin war in vier
Sektoren geteilt, genau wie ganz Deutschland in vier Besatzungszonen der vier
Siegermächte zersplittert war.
Von Wien aus hatte ich der Familie Färber geschrieben. Die ältere Tochter Hellen
antwortete mir und bot mir erneut ihr Haus an. Zurück in München machte ich mich
mit meinem Freund Dimo unverzüglich auf den Weg nach Gräfelfing. Die stets
herzliche Familie Färber empfing uns sehr freundlich. Ich hatte es sehr eilig, Ursula zu
sehen, aber als ich in Feldafing ankam, informierte mich »Tante Elwine«, dass sie im
Haus ihrer Mutter war, im wenige Kilometer entfernten Tutzing am Starnberger See.
Als ich dort ankam, entdeckte mich ein kleiner Junge, den ich drei Jahre zuvor kennen
gelernt hatte, und er lief rufend los: »Schwarzmann«. Das war ich. Ich wurde von
Ursula und den anderen umarmt und rührend empfangen. Das war ein sehr glücklicher
Tag.
Ich hatte München in vollem Glanz erlebt – die Stadt der herausragendsten
Universitäten Deutschlands, der angesehenen Technischen Hochschule, in der ich
auch studierte, des Deutschen Museums, dem größten in Europa, und der
Pinakotheken. »Jetzt«, da ich dieses Trümmermeer sah, zu dem ganz Deutschland
geworden war, erinnerte ich mich an die überzeugenden Reden des stolzen Führers,
wie er schrie: »Geben Sie mir zehn Jahre und Sie werden Deutschland nicht wieder
erkennen.« Offensichtlich hatte sich seine Vorhersage erfüllt. In fünf Jahren strengem
NS-Regime verwandelte er dieses Land wirklich. Er holte es aus dem Chaos und der
Not. Aber in weiteren fünf Jahren erfuhr das so ordentliche, arbeitsame und
gesetzestreue deutsche Volk Tod und Zerstörung, wie es bis dahin in der Geschichte
der Menschheit noch nicht vorgekommen war.
Außerdem übersäte der Führer jeden Winkel Europas, bis hin zum afrikanischen
Kontinent mit den Gräbern seiner eigenen Soldaten. Und schlimmer noch – jene, die
nach soviel Leid und Schrecken der verheerenden Bombenangriffe überlebten, wurden
besetzt, versklavt, erniedrigt und ohne Hoffnung neuen Leiden durch die
schonungslosen und grausamen Sieger ausgesetzt. Überall sah man ärmlich gekleidete
Männer und Frauen, die herumliegende Trümmer oder verbogene Eisenteile
wegräumten. Auf den öffentlichen Plätzen türmten sich die Trümmerberge. Über
lange Rampen fuhren die Kipplaster hoch. Es war sehr traurig, Menschen mit so
leidvollen Gesichtern zu sehen; sie waren viel schlimmer dran, als die
mittelalterlichen Sklaven. Da es praktisch keine Maschinen mehr gab und jeder Sieger
mitgenommen hatte, was er wollte, zerstückelten die Männer, die Alten und die
Frauen die Blöcke mit dem Hammer und beluden die Lastwägen mit Handschaufeln.