Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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von Sonn<strong>en</strong> und Planet<strong>en</strong> nur dank <strong>de</strong>r Schwerkraft im Gleichgewicht halt<strong>en</strong>. Auch<br />
w<strong>en</strong>n mir die Mathematik im Hochschulstudium nie gefiel, so hab<strong>en</strong> mir die Zahl<strong>en</strong><br />
doch im Alltag viel g<strong>en</strong>utzt, und ich verw<strong>en</strong><strong>de</strong>te sie ständig. Das Rechn<strong>en</strong> belebt,<br />
<strong>en</strong>twickelt und stärkt <strong>de</strong>n Geist und hält ihn fit. Ein stillsteh<strong>en</strong><strong>de</strong>r Geist verkümmert.<br />
Manchmal sagt man, dass diese o<strong>de</strong>r j<strong>en</strong>e Sprache o<strong>de</strong>r Materie uns nicht in <strong>de</strong>n Kopf<br />
geht. Diese Aussage ist nicht richtig. Sofern keine Hirnverletzung vorliegt, verfüg<strong>en</strong><br />
wir alle über ausreich<strong>en</strong>d Leistungsfähigkeit, um ein Wiss<strong>en</strong>, eine Wiss<strong>en</strong>schaft und<br />
sogar viele Sprach<strong>en</strong> zu beherrsch<strong>en</strong>. Man braucht nichts weiter, als ein ehrliches<br />
Interesse, ein tiefes Bedürfnis o<strong>de</strong>r eine Motivation.<br />
Die acht Sprach<strong>en</strong>, die ich in meiner Jug<strong>en</strong>dzeit notgedrung<strong>en</strong> erlernte, hab<strong>en</strong> mein<strong>en</strong><br />
Geist nicht erschöpft – ich hätte sogar noch mehr lern<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Ich muss darauf<br />
hinweis<strong>en</strong>, dass Wohlstand, Fortkomm<strong>en</strong> und Erfolg nichts für bequeme, faule o<strong>de</strong>r<br />
lasterhafte M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> ist.<br />
KAPITEL XI<br />
DIE VORSEHUNG MACHTE SICH ÜBER MICH LUSTIG<br />
Es ist kaum zu beschreib<strong>en</strong>, was man fühlt, w<strong>en</strong>n man sehr religiös gewes<strong>en</strong> ist und<br />
dann plötzlich zu einem fanatisch<strong>en</strong> Kommunist<strong>en</strong> und absolut<strong>en</strong> Atheist<strong>en</strong> wird; wie<br />
ich mich danach als Gefang<strong>en</strong>er j<strong>en</strong>es brutal<strong>en</strong> Regimes fühlte, <strong>de</strong>m ich <strong>en</strong>tflieh<strong>en</strong><br />
konnte. Noch <strong>en</strong>tmutig<strong>en</strong><strong>de</strong>r war es für mich hier in Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong>. Als ich begann, die<br />
Luft <strong>de</strong>r Freiheit zu atm<strong>en</strong>, verfolgt<strong>en</strong> mich meine »G<strong>en</strong>oss<strong>en</strong>« hier, um mich zu töt<strong>en</strong>.<br />
Ich erinnere mich daran, wie kurz nach <strong>de</strong>m Sturz von G<strong>en</strong>eral Perón (1955) im<br />
Theater von Tucumán eine wichtige internationale Versammlung <strong>de</strong>r Kommunist<strong>en</strong><br />
stattfand. Zu j<strong>en</strong>er Zeit war ich bereits ein bekannter Antikommunist. Als ich von <strong>de</strong>r<br />
Veranstaltung erfuhr, setzte ich mich im Schutz <strong>de</strong>r M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>m<strong>en</strong>ge und <strong>de</strong>s<br />
schwachem Lichts in <strong>de</strong>n hinter<strong>en</strong> Reih<strong>en</strong> <strong>de</strong>s überfüllt<strong>en</strong> Kolosseums. Zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
Versammlung fiel mir auf, dass auf <strong>de</strong>r Bühne zwisch<strong>en</strong> etwa 25 Vertretern o<strong>de</strong>r<br />
Sekretär<strong>en</strong> <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>n<strong>en</strong> national<strong>en</strong> Partei<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Nachbarlän<strong>de</strong>r etwa<br />
zwanzig zu seh<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, die durch ihr<strong>en</strong> Ausdruck hervorstach<strong>en</strong>. Ohne Zweifel<br />
gehört<strong>en</strong> sie <strong>de</strong>r jüdisch<strong>en</strong> Gemeinschaft an. Sie war<strong>en</strong> so re<strong>de</strong>gewandt und<br />
überzeug<strong>en</strong>d, dass sie mich fast aufs Neue für die marxistisch<strong>en</strong> Reih<strong>en</strong> begeistert<strong>en</strong>.<br />
Jahre später kam die Militärdiktatur. Damit begann bald darauf die marxistische<br />
Subversion, und viele junge Männer verlor<strong>en</strong> ihr Leb<strong>en</strong>. Daher frage ich mich jetzt,<br />
w<strong>en</strong>n ich die so berühmt<strong>en</strong> Mütter <strong>de</strong>r Plaza <strong>de</strong> Mayo von Bu<strong>en</strong>os Aires höre, die<br />
unaufhörlich die Bestrafung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n »dreckig<strong>en</strong> Krieg« Verantwortlich<strong>en</strong> for<strong>de</strong>rn,<br />
die um ihre wer-weiß-wie verschwun<strong>de</strong>n<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n viel<strong>en</strong> bewaffnet<strong>en</strong><br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<strong>en</strong> nie<strong>de</strong>rgekämpft<strong>en</strong> Söhne wein<strong>en</strong>: »Wusst<strong>en</strong> sie <strong>de</strong>nn nicht,<br />
worauf sich ihre Söhne eingelass<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>?« Ein alte Weisheit besagt bereits: »Wer<br />
zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkomm<strong>en</strong>«, und wer nicht wie meine<br />
Mutter zur recht<strong>en</strong> Zeit weint, die mich unter Trän<strong>en</strong> bat, <strong>de</strong>n Kommunismus<br />
aufzugeb<strong>en</strong>, vergießt hinterher umso bitterere Trän<strong>en</strong>.<br />
Keiner kann behaupt<strong>en</strong>, es hätte keine Umstürzler und Guerilla-Kämpfer gegeb<strong>en</strong>.<br />
Wie viele wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Aufrührern in <strong>de</strong>n Straß<strong>en</strong> nie<strong>de</strong>rgeschoss<strong>en</strong>? Wie viele<br />
Leute, die nicht in <strong>de</strong>r Politik o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Militärs war<strong>en</strong>, wur<strong>de</strong>n <strong>en</strong>tführt und<br />
monatelang in ein Loch gesteckt, in das sie Wasser und trock<strong>en</strong>es Brot geworf<strong>en</strong>