Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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Darüber hinaus berichtete er von <strong>de</strong>n Ruchlosigkeit<strong>en</strong>, welche die Sowjets bei ihrer<br />
Ankunft in Wi<strong>en</strong> begang<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>. »In einem mehrstöckig<strong>en</strong> Haus bei mir neb<strong>en</strong>an<br />
ging<strong>en</strong> die brutal<strong>en</strong> und gewiss<strong>en</strong>los<strong>en</strong> russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />
Frau<strong>en</strong> hoch, um sie zu vergewaltig<strong>en</strong>. Man hörte verzweifelte Schreie ihrer Opfer<br />
und auch Schüsse, wie sie die Männer durchsiebt<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n<strong>en</strong> sie auf <strong>de</strong>r Treppe<br />
begegnet<strong>en</strong>. Rücksichtslos stieg<strong>en</strong> sie über ihre Körper. Es war erschreck<strong>en</strong>d, ein<strong>en</strong><br />
russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> mit einem Maschin<strong>en</strong>gewehr zu seh<strong>en</strong>.«<br />
Agop, <strong>de</strong>r die Nazis zweifellos gut k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> gelernt hatte, sagte zu mir: »Schau <strong>Vatiu</strong>,<br />
ich mag die Nazis nicht, weil sie so fanatisch, hochmütig und selbstgefällig war<strong>en</strong> und<br />
fatalerweise Antisemit<strong>en</strong>, aber ich muss zugeb<strong>en</strong>, dass sie im Vergleich zu dies<strong>en</strong><br />
vandalisch<strong>en</strong>, russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> Wais<strong>en</strong>knab<strong>en</strong> war<strong>en</strong>.« Er bestätigte mir, dass<br />
Stalin beim Einmarsch <strong>de</strong>r Russ<strong>en</strong> in Deutschland und bei <strong>de</strong>r beginn<strong>en</strong><strong>de</strong>n<br />
Plün<strong>de</strong>rung 15 Tage »freie Plün<strong>de</strong>rung«, das heißt »Recht auf Plün<strong>de</strong>rung und Raub«<br />
verfügt hatte (was ich unter <strong>de</strong>r Hand in Bulgari<strong>en</strong> gehört hatte). Später bestätigt<strong>en</strong> sie<br />
mir, dass es Tag und Nacht massive und zügellose Vergewaltigung<strong>en</strong> von selbst<br />
blutjung<strong>en</strong> Frau<strong>en</strong> gegeb<strong>en</strong> hatte, da sie nieman<strong>de</strong>n mehr zum Kämpf<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> und sie<br />
sich nur noch betrank<strong>en</strong> und vergewaltigt<strong>en</strong>. Für sie war alles Kriegsbeute, die sie sich<br />
über mehr als ein<strong>en</strong> Monat holt<strong>en</strong>. Agop sagte über die Anfänge: »Die Russ<strong>en</strong> nahm<strong>en</strong><br />
sich alles, was sie wollt<strong>en</strong>. Sie riss<strong>en</strong> sogar die Telefone und die Klosettschüsseln<br />
heraus.«.<br />
Ich berichtete ihm vom schrecklich<strong>en</strong>, von <strong>de</strong>n Alliiert<strong>en</strong> über ganz Deutschland<br />
<strong>en</strong>tfesselt<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>krieg, <strong>de</strong>n ich überlebte. Ich fragte ihn nach seiner Meinung zum<br />
Verbrech<strong>en</strong> an <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n, da die sowjetisch<strong>en</strong> (die bulgarisch<strong>en</strong> und die russisch<strong>en</strong>)<br />
Tageszeitung<strong>en</strong> verkün<strong>de</strong>t<strong>en</strong>, dass die Nazis zwei Million<strong>en</strong> Ju<strong>de</strong>n vernichtet hatt<strong>en</strong>,<br />
was ungeheuerlich schi<strong>en</strong>. »Wie groß die Anzahl <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vom<br />
Nationalsozialismus besetzt<strong>en</strong> Län<strong>de</strong>rn war, nach<strong>de</strong>m viele ausgewan<strong>de</strong>rt sind o<strong>de</strong>r<br />
sich angesichts <strong>de</strong>s Vormarschs und <strong>de</strong>r Verbreitung <strong>de</strong>r Nazis zerstreut hab<strong>en</strong>, wie<br />
viele im Krieg gestorb<strong>en</strong> und auch wie viele bei <strong>de</strong>r verheer<strong>en</strong><strong>de</strong>n Lage in <strong>de</strong>n<br />
Gefang<strong>en</strong><strong>en</strong>lagern überlebt hab<strong>en</strong>«, sagte <strong>de</strong>r gut informierte Arm<strong>en</strong>ier, »das wird<br />
man vielleicht nie wiss<strong>en</strong>, was aber sicher ist - wie du vielleicht ab 1943 gehört hast -,<br />
dass Hitler verzweifelt nach mehr Produktion schrie, weil es weg<strong>en</strong> <strong>de</strong>r<br />
zerstörerisch<strong>en</strong> Bomb<strong>en</strong>angriffe <strong>de</strong>r Alliiert<strong>en</strong> an allem mangelte. Sie zerstört<strong>en</strong> nicht<br />
nur ganz Deutschland, son<strong>de</strong>rn tötet<strong>en</strong> viele Million<strong>en</strong> Deutsche und er brauchte mehr<br />
Arbeitskräfte, weil die Trupp<strong>en</strong> unterversorgt war<strong>en</strong>. Das Schlimmste war aber, dass<br />
die Lager in <strong>de</strong>r letzt<strong>en</strong> Kriegsphase praktisch ihrem Schicksal überlass<strong>en</strong> war<strong>en</strong>.«<br />
Entrüstet erzählte er mir auch, dass die Grausamkeit<strong>en</strong> <strong>de</strong>r sowjetisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> in<br />
<strong>de</strong>n von ihn<strong>en</strong> im Krieg besetzt<strong>en</strong> Län<strong>de</strong>rn wie Rumäni<strong>en</strong>, Ungarn, Österreich und<br />
Deutschland nach <strong>de</strong>n Hunn<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n Wandal<strong>en</strong> und <strong>de</strong>n Tartar<strong>en</strong> von Dschingis Khan<br />
ihresgleich<strong>en</strong> in <strong>de</strong>r europäisch<strong>en</strong> Geschichte sucht<strong>en</strong>. Es war wirklich eine Schan<strong>de</strong><br />
für die so puritanische marxistische Doktrin, von <strong>de</strong>r ich auch so überzeugt gewes<strong>en</strong><br />
war, weil ich sie für die m<strong>en</strong>schlichste von all<strong>en</strong> hielt.<br />
Nach<strong>de</strong>m ich all diese Ungeheuerlichkeit<strong>en</strong> vernomm<strong>en</strong> hatte, verabschie<strong>de</strong>te ich<br />
mich sehr betroff<strong>en</strong> von Agop. Ich zog los, um ein Zimmer außerhalb <strong>de</strong>r russisch<strong>en</strong><br />
Zone zu such<strong>en</strong>. Ich erkannte, dass mein Leb<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>m Spiel stand. Nach<strong>de</strong>m ich <strong>de</strong>n<br />
ganz<strong>en</strong> Tag herumgelauf<strong>en</strong> war, fand ich nur eine einzige P<strong>en</strong>sion im Z<strong>en</strong>trum <strong>de</strong>r<br />
Altstadt, unweit vom Stephansdom, <strong>de</strong>r historisch<strong>en</strong> Gotikkirche <strong>de</strong>s österreichisch-<br />
ungarisch<strong>en</strong> Reiches.<br />
Die P<strong>en</strong>sion war in einem vierstöckig<strong>en</strong> Holzhaus in <strong>de</strong>r Jägerstrasse 5 untergebracht.<br />
Früher hatte es als Dam<strong>en</strong>stift gedi<strong>en</strong>t, und bevor die Rot<strong>en</strong> gekomm<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, war es<br />
geschloss<strong>en</strong> gewes<strong>en</strong>. Es empfing mich eine ältere, str<strong>en</strong>g wirk<strong>en</strong><strong>de</strong> Frau. Die