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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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war<strong>en</strong>. Dank <strong>de</strong>r Freundlichkeit von Abraham sparte ich Geld. Zu<strong>de</strong>m sch<strong>en</strong>kte mir<br />

Theodor eine warme Woll<strong>de</strong>cke. Damit war ich reisefertig.<br />

Zur ausgewies<strong>en</strong><strong>en</strong> Abfahrtszeit <strong>de</strong>s »Konvoi« war<strong>en</strong> Georgi und ich am Bahnhof. Der<br />

famose Zug bestand aus einer alt<strong>en</strong>, klein<strong>en</strong> Lokomotive mit drei Güterwaggons.<br />

Einer davon hatte Kohle gela<strong>de</strong>n, im zweit<strong>en</strong> war<strong>en</strong> einige Soldat<strong>en</strong> und <strong>de</strong>r dritte war<br />

für die »Fahrgäste« und <strong>de</strong>n Regim<strong>en</strong>tsstab reserviert, also für Georgi, ein<strong>en</strong><br />

Unterleutnant, ein<strong>en</strong> Leutnant (noch vom vorhergeh<strong>en</strong><strong>de</strong>n Regime), die Politleiterin<br />

und mich. Um es g<strong>en</strong>au zu sag<strong>en</strong>: die Frau war unser »Kapitän an Bord«. Wir fuhr<strong>en</strong><br />

los. Es brach <strong>de</strong>r Nachmittag <strong>de</strong>s 10. Februar 1946 an. Wir wartet<strong>en</strong> darauf, dass die<br />

Lokomotive zu irg<strong>en</strong><strong>de</strong>iner Zeit die Fahrt beschleunig<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>, aber auf <strong>de</strong>r ganz<strong>en</strong><br />

Strecke fuhr sie nicht schneller als 30 Stun<strong>de</strong>nkilometer. Der Schnee be<strong>de</strong>ckte die<br />

Schi<strong>en</strong><strong>en</strong>, und die Reise wur<strong>de</strong> riskant.<br />

Die einzige spartanische »Bequemlichkeit«, die unser Waggon bot, war<strong>en</strong> drei<br />

Liegesofas und sonst nichts. Vielleicht hätt<strong>en</strong> sich die mitreis<strong>en</strong><strong>de</strong>n Offiziere nie<br />

gedacht, dass sie in Frie<strong>de</strong>nszeit<strong>en</strong> eine »internationale Reise« unter so erbärmlich<strong>en</strong><br />

Bedingung<strong>en</strong> unternehm<strong>en</strong> könnt<strong>en</strong>. Es war jedoch eine pass<strong>en</strong><strong>de</strong> Geleg<strong>en</strong>heit, um zu<br />

erfahr<strong>en</strong>, in welcher Gestalt wir begann<strong>en</strong>, die »neue Ordnung« zu g<strong>en</strong>ieß<strong>en</strong>. Es ging<br />

nicht um ein besseres Leb<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r Reichtum, son<strong>de</strong>rn um die harte Seite <strong>de</strong>r extrem<strong>en</strong><br />

Armut nach <strong>de</strong>m Krieg und schon unter <strong>de</strong>m Kommunismus. Die komfortabl<strong>en</strong><br />

Waggons unserer Eis<strong>en</strong>bahn<strong>en</strong> war<strong>en</strong> sicherlich bei Brü<strong>de</strong>rch<strong>en</strong> Russland im Einsatz.<br />

Georgi und ich schlief<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n; die Nacht wur<strong>de</strong> lang und kalt im fahr<strong>en</strong><strong>de</strong>n<br />

Waggon. Ich legte mich angezog<strong>en</strong> mit <strong>de</strong>m Überzieher darüber hin, zog mir zwei<br />

paar Strümpfe an und hüllte mich in meine Decke ein. Alles war umsonst.<br />

Die Energie, die ich beim Zittern brauchte, lieferte mehr Wärme im Körper, als die<br />

ganze Kleidung. Bei Sonn<strong>en</strong>aufgang stan<strong>de</strong>n die Fahrgäste auf: Die Militärs aus<br />

Gewohnheit und Georgi wahrscheinlich aufgrund <strong>de</strong>s Alters; alle außer mir, <strong>de</strong>r ich<br />

<strong>de</strong>n Ruf eines Langschläfers hatte. Ich nahm wahr, dass mir jemand <strong>de</strong>n Rück<strong>en</strong><br />

zu<strong>de</strong>ckte. Trotz <strong>de</strong>s Ratterns <strong>de</strong>r Fahrt und <strong>de</strong>r Unterhaltung meiner Begleiter, schlief<br />

ich, bis die Lokomotive beim schlagartig<strong>en</strong> Brems<strong>en</strong> an einem Bahnhof die Waggons<br />

durchschüttelte. Ich wachte auf. Ich war beschämt. »Gut<strong>en</strong> Morg<strong>en</strong>, junger<br />

Ing<strong>en</strong>ieur«, war <strong>de</strong>r Gruß <strong>de</strong>r jung<strong>en</strong> Frau. »Wohl geruht?« – »Sehr gut, vor allem<br />

dank <strong>de</strong>r Decke, die Sie mir übergeworf<strong>en</strong> hab<strong>en</strong>.« – »Ich tat es, damit Ihn<strong>en</strong> warm<br />

wird«, erklärte sie. Ich blickte sie mit <strong>de</strong>r Absicht an, viel mehr als ein formelles<br />

Dankeschön zu zeig<strong>en</strong>. Ich hatte <strong>de</strong>n Eindruck, dass ihr weiblicher Scharfsinn meine<br />

stumme Botschaft <strong>en</strong>tziffert hatte. Ich fragte sie nach ihrem Nam<strong>en</strong>. »Stefanka«, sagte<br />

sie fröhlich. Sie war ein hübsches Mädch<strong>en</strong>.<br />

In Belgrad angekomm<strong>en</strong>, machte sich die Leiterin fertig, stieg mit einem <strong>de</strong>r Offiziere<br />

aus und begab sich zum Bahnhofsvorsteher, um die weitere Reise zu plan<strong>en</strong>. Georgi<br />

litt an einem ausdauern<strong>de</strong>n Hust<strong>en</strong>. Daher überließ ihm Stefanka ihr Bett und schlug<br />

vor, dass wir bei<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n schlaf<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong>, Rück<strong>en</strong> an Rück<strong>en</strong>, um uns<br />

geg<strong>en</strong>seitig zu wärm<strong>en</strong>. Wir war<strong>en</strong> ungefähr gleich alt, 28 Jahre. Sie trug nicht die<br />

traditionelle Militäruniform, son<strong>de</strong>rn eine olivgrüne mit <strong>de</strong>m Abzeich<strong>en</strong> eines<br />

Partisan<strong>en</strong>kommandant<strong>en</strong>. »Sie muss ein braves Mädch<strong>en</strong> gewes<strong>en</strong> sein, um so eine<br />

Auszeichnung zu verdi<strong>en</strong><strong>en</strong>!«, sagte mein alter Freund leise. Ich schlief nicht bequem,<br />

vielmehr tat ich so, als ob ich in tiefem Schlaf läge, um Versuchung<strong>en</strong> zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Stefanka schob ihr<strong>en</strong> Körper ständig an mein<strong>en</strong> Rück<strong>en</strong> und ich vermied jegliche<br />

gewagte, heikle Lage.<br />

Als wir erwacht<strong>en</strong>, fragte <strong>de</strong>r Leutnant spöttisch, wie wir geschlaf<strong>en</strong> hätt<strong>en</strong>. »Gut«,<br />

sagte sie lächelnd, »obwohl <strong>de</strong>r Ing<strong>en</strong>ieur Angst vor mir hatte, weil er dauernd <strong>de</strong>n<br />

Rück<strong>en</strong> wegzog.«

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