Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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min<strong>de</strong>st<strong>en</strong>s taus<strong>en</strong>d Tonn<strong>en</strong> <strong>de</strong>r fürchterlich<strong>en</strong> Phosphor-Brandbomb<strong>en</strong>, die<br />
Schreck<strong>en</strong>, Feuer, Zerstörung und Tod sät<strong>en</strong>. Mit dieser eindrucksvoll<strong>en</strong><br />
Zerstörungskraft vernichtet<strong>en</strong> die Alliiert<strong>en</strong> keine Militärziele o<strong>de</strong>r Rüstungsfabrik<strong>en</strong>,<br />
son<strong>de</strong>rn ebnet<strong>en</strong> eine Stadt mit 800.000 Einwohnern ein und tötet<strong>en</strong> so viele<br />
M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> wie möglich. Dies wie<strong>de</strong>rholte sich je<strong>de</strong> Nacht in verschie<strong>de</strong>n<strong>en</strong> Städt<strong>en</strong>. Es<br />
gab für niemand Frie<strong>de</strong>n.<br />
Die Suche nach einer an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Unterkunft mit meinem Mitbewohner dauerte <strong>de</strong>n<br />
ganz<strong>en</strong> Tag, bis wir schließlich mit großem Glück in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Hauptbahnhofs ein<br />
kleines Zimmer für je<strong>de</strong>n von uns fan<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um die <strong>de</strong>nkwürdige<br />
P<strong>en</strong>sion »Z<strong>en</strong>tral« in <strong>de</strong>r Prielmayerstraße, die zusamm<strong>en</strong> mit einig<strong>en</strong> anlieg<strong>en</strong><strong>de</strong>n<br />
Häusern unversehrt geblieb<strong>en</strong> war. Ich wur<strong>de</strong> im viert<strong>en</strong> Stock, <strong>de</strong>m Dachgeschoss,<br />
untergebracht; Aufzug gab es kein<strong>en</strong>. Kurz zuvor war mir aufgefall<strong>en</strong>, dass geg<strong>en</strong>über<br />
<strong>de</strong>r P<strong>en</strong>sion auf einem klein<strong>en</strong> Platz einer <strong>de</strong>r w<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> Bunker in Münch<strong>en</strong> gebaut<br />
wur<strong>de</strong>. Ich betrachtete seine dick<strong>en</strong> Betonmauern, die als Stütze für eine mehr als<br />
ein<strong>en</strong> Meter starke Steinplatte di<strong>en</strong>te. Ich dachte nicht, dass dort mehr als einmal mein<br />
Leb<strong>en</strong> gerettet wür<strong>de</strong>.<br />
[Platz für Foto Nr. 45]<br />
Vor <strong>de</strong>m Einmarsch in Russland hatt<strong>en</strong> die Deutsch<strong>en</strong> eine starke Luftwaffe. In <strong>de</strong>r<br />
Luftschlacht um England zerstört<strong>en</strong> sie die Stadt Cov<strong>en</strong>try, wobei das Verb<br />
»kov<strong>en</strong>trier<strong>en</strong>« <strong>en</strong>tstand. Die Englän<strong>de</strong>r stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m jedoch in nichts nach und<br />
zerstört<strong>en</strong> in mehrer<strong>en</strong> Nächt<strong>en</strong> harter Angriffe die wichtige Haf<strong>en</strong>stadt Hamburg<br />
vollständig und schuf<strong>en</strong> das Verb »hamburgier<strong>en</strong>«.<br />
DAS LEBEN IN DEUTSCHLAND WÄHREND DES<br />
KRIEGES<br />
Das Ess<strong>en</strong>, dass wir in <strong>de</strong>n bereits kläglich<strong>en</strong> Restaurants bekomm<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>, wur<strong>de</strong><br />
je<strong>de</strong>n Tag noch dürftiger. Alle Tage gab es mittags wie ab<strong>en</strong>ds gekochte Kartoffeln<br />
mit Sauerkraut und ein<strong>en</strong> Teller schwarzbraune Suppe, off<strong>en</strong>sichtlich aus geröstetem<br />
Mehl (die so g<strong>en</strong>annte »Ochs<strong>en</strong>schwanzsuppe«), die aber nicht mehr als ein paar<br />
Fettkleckse, wer weiß wovon, <strong>en</strong>thielt. Nach<strong>de</strong>m man sich dieses angebliche<br />
Mittagess<strong>en</strong> Tag für Tag, Monat für Monat einverleibt hatte, stand man mit einem<br />
völlig lädiert<strong>en</strong> Mag<strong>en</strong> da.<br />
Die Ration<strong>en</strong>, die es geg<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>smittelmark<strong>en</strong> gab, wur<strong>de</strong>n immer geringer. Bevor<br />
ich Deutschland sieb<strong>en</strong> Monate vor Kriegs<strong>en</strong><strong>de</strong> verließ, wur<strong>de</strong> uns Stu<strong>de</strong>nt<strong>en</strong><br />
monatlich zwei Kilogramm Brot, 200 Gramm Fleisch und 50 Gramm Butter gegeb<strong>en</strong><br />
– sonst nichts. Mit großem Bedauern gab<strong>en</strong> wir manchmal in <strong>de</strong>n nun schon<br />
miserabl<strong>en</strong> Restaurants eine 50-Gramm-Fleischmarke ab, um ein annehmbareres<br />
Ess<strong>en</strong> zu bekomm<strong>en</strong>. Nur in <strong>de</strong>r Unikantine – w<strong>en</strong>n auch halbzerstört – gab es noch<br />
einmal pro Monat ein<strong>en</strong> gut<strong>en</strong> Teller Ente mit Of<strong>en</strong>kartoffeln, für <strong>de</strong>n wir mit einer<br />
50-Gramm-Fleischmarke Nachschlag bekam<strong>en</strong>, manchmal auch ohne Marke. Jung<br />
und hungrig wie wir war<strong>en</strong>, kommt es mir vielleicht nach soviel gekocht<strong>en</strong> Kartoffeln<br />
mit Sauerkraut, die uns bereits »zum Halse heraushing<strong>en</strong>«, bis heute so vor, als ob ich<br />
nie etwas Köstlicheres gegess<strong>en</strong> hätte. Dem Kantin<strong>en</strong>aufseher zufolge, ein<br />
Kriegsinvali<strong>de</strong>, war dies ein Gesch<strong>en</strong>k <strong>de</strong>s Führers, wie er uns immer versicherte.<br />
Aber klar, die Ent<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>n einfach von einem Teich herangebracht, in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Abwasserkanal mün<strong>de</strong>te. Aber lei<strong>de</strong>r existierte eineinhalb Jahre vor Kriegs<strong>en</strong><strong>de</strong> nicht<br />
einmal mehr die klägliche Universitätskantine. Alles war in die Luft geflog<strong>en</strong>. Was ich<br />
von damals liebevoll in Erinnerung habe, ist das populäre Lied »Lili Marle<strong>en</strong>«, das<br />
man mit viel Freu<strong>de</strong> in ganz Europa, an all<strong>en</strong> Front<strong>en</strong> und auch beim Feind hörte. Ich