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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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erklärte ihm, dass wir gera<strong>de</strong> angekomm<strong>en</strong> und Bulgar<strong>en</strong> sei<strong>en</strong>; dass wir dring<strong>en</strong>d von<br />

dort weg und in die Stadt musst<strong>en</strong>; dass wir ihm, w<strong>en</strong>n er uns aus dieser Notlage<br />

rettete, zwei Päckch<strong>en</strong> mit zwanzig bulgarisch<strong>en</strong> Zigarett<strong>en</strong> sch<strong>en</strong>kt<strong>en</strong>. Er weitete die<br />

Aug<strong>en</strong>, als er unser Angebot hörte. Auf einem klein<strong>en</strong> Zettel notiert<strong>en</strong> wir die<br />

Adresse.<br />

Georgi nutzte die Geleg<strong>en</strong>heit, um seine Beunruhigung zu äußern: »<strong>Vatiu</strong>, ich war<br />

sehr besorgt. Die Politleiterin war an dir interessiert und wer weiß, was passiert,<br />

w<strong>en</strong>n sie darüber verzweifelt, alleine zurückzufahr<strong>en</strong>! Du weißt doch, dass wir uns in<br />

einer von <strong>de</strong>n Russ<strong>en</strong> besetzt<strong>en</strong> Zone befin<strong>de</strong>n.« – »Ja, ich verstehe«, erwi<strong>de</strong>rte ich,<br />

»und ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich gewarnt und diese g<strong>en</strong>iale Flucht<br />

geplant hast.«<br />

Wir ging<strong>en</strong> schweig<strong>en</strong>d weiter.<br />

All diese Vorkommnisse war<strong>en</strong> vielleicht die Erklärung für mein<strong>en</strong> später<strong>en</strong> Erfolg.<br />

IM KAISERLICHEN WIEN<br />

Wir schrieb<strong>en</strong> <strong>de</strong>n 17. Februar 1946. Der Weg vom Bahnhofsgelän<strong>de</strong> zum Haus von<br />

Georgi erwies sich als überaus lang. Trotz seines Alters schi<strong>en</strong> er keine Müdigkeit zu<br />

verspür<strong>en</strong>. Bevor ich zum dritt<strong>en</strong> Mal fragte, ob wir bald da wär<strong>en</strong>, bemerkte ich, dass<br />

<strong>de</strong>r Kofferträger <strong>de</strong>n Zettel aus <strong>de</strong>r Tasche holte und die Adresse überprüfte. Mein<br />

Freund ging voran, hob <strong>de</strong>n schwer<strong>en</strong> Türklopfer an und klopfte. Es kam eine junge<br />

Frau heraus, die in seine Arme sank. Ich nahm an, sie wäre seine Tochter, obwohl er<br />

zu keinem Zeitpunkt etwas darüber erwähnt hatte. Sie war hübsch. Ich vermutete, dass<br />

seine Bemühung<strong>en</strong>, mich von Stefanka fernzuhalt<strong>en</strong>, mit ihr zu tun hatt<strong>en</strong>. Aber bald<br />

wür<strong>de</strong> ich mein<strong>en</strong> Irrtum erk<strong>en</strong>n<strong>en</strong>. »<strong>Vatiu</strong>, ich stelle dir meine Frau vor.« Meine<br />

Überraschung war so groß, dass ich <strong>en</strong>tgegnete: »Deine Frau?« und sie unverhohl<strong>en</strong><br />

von ob<strong>en</strong> bis unt<strong>en</strong> betrachtete. Es ging mir nicht in <strong>de</strong>n Kopf, dass ein p<strong>en</strong>sionierter<br />

Portier mit so viel<strong>en</strong> Gebrech<strong>en</strong> und näseln<strong>de</strong>r Stimme eine so hübsche und junge<br />

Frau wie sie hatte. Es schi<strong>en</strong> unwahrscheinlich, aber die Katastroph<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Krieges<br />

erklär<strong>en</strong> Schlimmeres.<br />

Sein Post<strong>en</strong> bei <strong>de</strong>r Botschaft in Wi<strong>en</strong> währ<strong>en</strong>d und auch nach <strong>de</strong>m Krieg ermöglichte<br />

ihm, Zigarett<strong>en</strong>, Kaffee, Schokolo<strong>de</strong>, Wurstwar<strong>en</strong> und an<strong>de</strong>res zu bekomm<strong>en</strong>. Das<br />

war mehr als ausreich<strong>en</strong>d und verständlich, um sich die Schönheit aussuch<strong>en</strong> zu<br />

könn<strong>en</strong>, die ihm beliebte. In <strong>de</strong>r Zwisch<strong>en</strong>zeit nahm ich zwei Päckch<strong>en</strong> Zigarett<strong>en</strong><br />

heraus und gab sie <strong>de</strong>m Gepäckträger, <strong>de</strong>r mehr als zufrie<strong>de</strong>n wegging. Die Frau von<br />

Georgi lebte mit ihrer Mutter in einem gemütlich<strong>en</strong> Haus. Sie geleitete mich zum<br />

Schlafzimmer und interessierte sich für die Widrigkeit<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>r Reise. Ich bemerkte,<br />

dass es ihr gefiel, begehrt zu wer<strong>de</strong>n, und sich das, was sie begehrte, zu erobern. Ihre<br />

off<strong>en</strong>sichtlich kokett<strong>en</strong> An<strong>de</strong>utung<strong>en</strong> <strong>en</strong>tfaltete sie währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>s Mittagess<strong>en</strong>s. Am<br />

Tisch setzte sie sich mir geg<strong>en</strong>über. Es war geheizt, und sie trug leichte Kleidung.<br />

Beim Servier<strong>en</strong> beugte sie sich übertrieb<strong>en</strong> über <strong>de</strong>n Tisch, was es unvermeidbar<br />

machte, Blicke auf ihre üppig<strong>en</strong> Brüste zu werf<strong>en</strong>. Zum Glück war<strong>en</strong> wir bald mit<br />

<strong>de</strong>m Ess<strong>en</strong> fertig.<br />

Ich bedankte mich eilig für das Ess<strong>en</strong> und machte mich auf <strong>de</strong>n Weg zu einem alt<strong>en</strong><br />

Kommiliton<strong>en</strong>, Dimo Gürov. Mit ihm hatte ich zusamm<strong>en</strong> in Pressburg und Münch<strong>en</strong><br />

studiert. Er war älter als ich, aber nicht weiter im Studium, da war ich ihm etwas<br />

voraus. Als die Russ<strong>en</strong> unser Land besetzt<strong>en</strong>, war er wie viele an<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Kampf<br />

geg<strong>en</strong> die Deutsch<strong>en</strong> geschickt wor<strong>de</strong>n, und nach <strong>de</strong>m Krieg war es einfach für ihn,<br />

die Visa zu bekomm<strong>en</strong>, um ins Ausland zu geh<strong>en</strong>. Ich kannte seine Adresse. Unser

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