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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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112<br />

KAPITEL VI<br />

1946: DIE POLITLEITERIN STEFANKA, MEINE VERLIEBTE<br />

BESCHÜTZERIN<br />

In j<strong>en</strong>em kalt<strong>en</strong> Winter gab es kein<strong>en</strong> Passagierverkehr von Bulgari<strong>en</strong> in <strong>de</strong>n West<strong>en</strong>.<br />

Es gab auch niemand, <strong>de</strong>r ihn in Anspruch g<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> hätte. Die Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong> war<strong>en</strong><br />

geschloss<strong>en</strong>, die Bevölkerung unterworf<strong>en</strong>. Zum Glück hatte ich einige Tage zuvor<br />

ein<strong>en</strong> Mann k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> gelernt, <strong>de</strong>r mir von einem Geisterzug nach Wi<strong>en</strong> erzählte. Ich<br />

ging zu ihm hin. Er hieß Georgi und war ein ehemaliger Bedi<strong>en</strong>steter <strong>de</strong>r bulgarisch<strong>en</strong><br />

Botschaft in Wi<strong>en</strong>. Vor sechs Monat<strong>en</strong> war er zurückgekomm<strong>en</strong>, um sich mit<br />

»weißem Gold« (Zigarett<strong>en</strong>) und an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Ding<strong>en</strong> einzu<strong>de</strong>ck<strong>en</strong>. Er hatte die<br />

G<strong>en</strong>ehmigung<strong>en</strong> für die Rückkehr bekomm<strong>en</strong>, aber es gab keine Transportmittel. Der<br />

Zugverkehr in <strong>de</strong>n West<strong>en</strong> war unterbroch<strong>en</strong> und die Beziehung<strong>en</strong> zu Jugoslawi<strong>en</strong><br />

war<strong>en</strong> auf Geheiß von Stalin äußerst reserviert. Nach <strong>de</strong>m Tod unseres Führers<br />

Dimitrow <strong>en</strong>twickelte Marschall Tito Misstrau<strong>en</strong> geg<strong>en</strong>über <strong>de</strong>r bulgarisch<strong>en</strong><br />

Regierung, die <strong>en</strong>g an die Sowjets gebun<strong>de</strong>n war.<br />

Georgi bestätigte mir die Abfahrt <strong>de</strong>s »Son<strong>de</strong>rzugs«, aber um mitfahr<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>,<br />

musste ich ein<strong>en</strong> alt<strong>en</strong> bulgarisch<strong>en</strong> G<strong>en</strong>eral um Erlaubnis bitt<strong>en</strong>. Er fügte hinzu, dass<br />

es unmöglich war, ihn in <strong>de</strong>r Kaserne aufzusuch<strong>en</strong> und riet mir, ihn beim Verlass<strong>en</strong><br />

seines Wohnorts abzupass<strong>en</strong>. Ich notierte mir Name und Adresse. Ich musste<br />

unverzüglich han<strong>de</strong>ln. Mit <strong>de</strong>n Füß<strong>en</strong> in Schnee eingebettet, stellte ich mich eines sehr<br />

früh<strong>en</strong> Morg<strong>en</strong>s an die Türe seines Hauses. Bei 20 Grad unter null fror mein<br />

Atemhauch am Schal fest, vom viel<strong>en</strong> Zittern klappert<strong>en</strong> meine Zähne. Ich flehte, dass<br />

es nicht mehr lange dauerte, da ich fühlte, dass ich erfror und zusamm<strong>en</strong>brech<strong>en</strong><br />

könnte. Ein Wag<strong>en</strong> hielt am Eingang, und meine Hoffnung keimte wie<strong>de</strong>r auf. Nach<br />

einer Weile erschi<strong>en</strong> <strong>de</strong>r vornehme G<strong>en</strong>eral. Ich sprach ihn an, zeigte <strong>de</strong>n<br />

g<strong>en</strong>ehmigt<strong>en</strong> Reisepass; ich bat ihn um Erlaubnis, im Zug nach Wi<strong>en</strong> mitfahr<strong>en</strong> zu<br />

dürf<strong>en</strong>. Ich ging ihm bis zum Auto nach und sicherlich aus Mitleid, mich so frier<strong>en</strong> zu<br />

seh<strong>en</strong>, wies er mich an, mit einer Frau zu sprech<strong>en</strong>, die <strong>de</strong>n Rang einer Politleiterin<br />

hatte. Ich dankte ihm höflich. Sofort ging ich in die Kaserne.<br />

Als die Dame mein Drama hörte, <strong>en</strong>tgegnete sie mit einer freundschaftlich<strong>en</strong> Geste:<br />

»Wir wer<strong>de</strong>n nicht erlaub<strong>en</strong>, dass Sie zu Fuß geh<strong>en</strong>. Sie komm<strong>en</strong> mit uns.« Sie wies<br />

mich darauf hin, vorbereitet zu sein, weil die Abfahrt unmittelbar bevorstand. Ich<br />

fragte, wie viel ich zu zahl<strong>en</strong> hätte. Lächelnd erklärte sie mir, dass es sich nicht um<br />

ein<strong>en</strong> Person<strong>en</strong>zug han<strong>de</strong>lte und daher kost<strong>en</strong>los sei.<br />

Ich verabschie<strong>de</strong>te mich sehr dankbar. Beim Weggeh<strong>en</strong> drehte ich <strong>de</strong>n Kopf und sah,<br />

dass mir die Politleiterin nachblickte; sicher fragte sie sich, welch hochrangige<br />

Beziehung<strong>en</strong> ich wohl hatte, um eine Erlaubnis zu bekomm<strong>en</strong>, ins Ausland zu reis<strong>en</strong>.<br />

Ich musste <strong>de</strong>n w<strong>en</strong>ig<strong>en</strong> Schmuck verkauf<strong>en</strong>, <strong>de</strong>n mir meine Mutter gegeb<strong>en</strong> hatte,<br />

um Leb<strong>en</strong>smittel, an<strong>de</strong>re persönliche Dinge und Zigarett<strong>en</strong> zu kauf<strong>en</strong>, die<br />

Mangelware war<strong>en</strong>. Die Russ<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> auch unsere hervorrag<strong>en</strong><strong>de</strong>n Zigarett<strong>en</strong><br />

mitg<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> und als Ersatz schwarz<strong>en</strong> Tabak von übelster Qualität mitgebracht, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Rauchern <strong>de</strong>n Atem nahm. Georgi stellte mir ein<strong>en</strong> vertrau<strong>en</strong>swürdig<strong>en</strong><br />

israelisch<strong>en</strong> Freund vor, Abraham, <strong>de</strong>r mich sehr zuvorkomm<strong>en</strong>d behan<strong>de</strong>lte. Er<br />

erwarb <strong>de</strong>n Schmuck und beschaffte mir fünfzig Päckch<strong>en</strong> Zigarett<strong>en</strong> von <strong>de</strong>rselb<strong>en</strong><br />

Qualität wie die, mit <strong>de</strong>n<strong>en</strong> wir zu Kriegszeit<strong>en</strong> gehan<strong>de</strong>lt hatt<strong>en</strong>, sowie weitere<br />

Leb<strong>en</strong>smittel, die ich für die unsichere Reise brauchte und nicht mehr zu fin<strong>de</strong>n

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