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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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Mitte August brach ich eines Morg<strong>en</strong>s mit Boris zur französisch<strong>en</strong> Gr<strong>en</strong>ze auf. <strong>El</strong>se<br />

konnte sich nicht damit abfin<strong>de</strong>n, mich zu verlier<strong>en</strong>, und flehte mich an, später<br />

abzureis<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n sie von <strong>de</strong>r Arbeit zurückkomm<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>, damit wir noch ein<br />

einziges Mal zusamm<strong>en</strong> sein könnt<strong>en</strong>, bevor ich Deutschland verließ.<br />

DIE UNGLAUBLICHE FRANZÖSISCHE DISKRIMINIERUNG!<br />

Es wur<strong>de</strong> erzählt, dass die Franzos<strong>en</strong> sehr chauvinistisch und diskriminier<strong>en</strong>d sei<strong>en</strong>,<br />

aber da ich sie sehr bewun<strong>de</strong>rte, konnte ich das nicht glaub<strong>en</strong>. Eb<strong>en</strong>sow<strong>en</strong>ig konnte<br />

ich glaub<strong>en</strong>, dass sie Straß<strong>en</strong>bahn<strong>en</strong> für Deutsche und Auslän<strong>de</strong>r und an<strong>de</strong>re nur für<br />

sich selbst hatt<strong>en</strong>. Es ging mir nicht in <strong>de</strong>n Kopf, dass die Franzos<strong>en</strong> so etwas<br />

Ungeheuerliches tat<strong>en</strong>. Aber dies bestätigt sich auch dadurch, dass mein geliebtes<br />

Frankreich, währ<strong>en</strong>d ich diese Zeil<strong>en</strong> schreibe, seit Herbst 2005 mit <strong>en</strong>ormer Gewalt<br />

zu kämpf<strong>en</strong> hat, die von arabisch<strong>en</strong> und muslimisch<strong>en</strong> Einwan<strong>de</strong>rn <strong>en</strong>tfacht wur<strong>de</strong>,<br />

die sich nicht in Frankreich integrier<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>, da sie sich nicht nur diskriminiert,<br />

son<strong>de</strong>rn auch abgelehnt fühl<strong>en</strong>.<br />

Als wir aus <strong>de</strong>m Zug ausstieg<strong>en</strong>, befan<strong>de</strong>n wir uns in Saarbrück<strong>en</strong>, das vorwieg<strong>en</strong>d<br />

von Deutsch<strong>en</strong> bewohnt wird, aber von Frankreich usurpiert wur<strong>de</strong>. Um zu <strong>de</strong>m<br />

klein<strong>en</strong> Hotel zu gelang<strong>en</strong>, das uns empfohl<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>, musst<strong>en</strong> wir eine Straß<strong>en</strong>bahn<br />

nehm<strong>en</strong>. Als ich sah, dass sich ein neuer Wag<strong>en</strong> näherte, machte ich mich daran,<br />

einzusteig<strong>en</strong>. »Siehst du nicht, dass auf <strong>de</strong>m Schild ‚pour français’ steht?«, fragte<br />

mich Boris. »Geh<strong>en</strong> wir«, sagte ich, »ich spreche gut französisch.« Als die<br />

Straß<strong>en</strong>bahn anhielt, stieg ich trotz <strong>de</strong>r Proteste meines Kamera<strong>de</strong>n schnell ein. Als<br />

<strong>de</strong>r Kontrolleur unsere Stimm<strong>en</strong> vernahm und bemerkte, dass wir Auslän<strong>de</strong>r war<strong>en</strong>,<br />

rief er: »Hinaus!« – »Pardon, Monsieur«, sagte ich zu ihm, »wir sind keine<br />

Deutsch<strong>en</strong>, wir sind Bulgar<strong>en</strong>.» – »Raus!«, wie<strong>de</strong>rholte <strong>de</strong>r erhitzte Franzose, als hätte<br />

er die Absicht, mir ein<strong>en</strong> Fußtritt zu verpass<strong>en</strong>. Ich trat ein<strong>en</strong> Schritt zurück, aber da<br />

die Straß<strong>en</strong>bahn anfuhr, verlor ich das Gleichgewicht und fiel auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n und das<br />

Gepäck auf mich drauf. Durch <strong>de</strong>n Sturz war ich b<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>, beschämt und erbost.<br />

»Ich habe dich gewarnt«, warf mir Boris vor. »Wusstest du <strong>de</strong>nn nicht, dass <strong>de</strong>ine<br />

heiß geliebt<strong>en</strong> französisch<strong>en</strong> Freun<strong>de</strong> große Chauvinist<strong>en</strong> sind? Ich k<strong>en</strong>ne sie gut. Du<br />

kannst sie nicht mit <strong>de</strong>n Deutsch<strong>en</strong>, ihrer Freundlichkeit und ihrem m<strong>en</strong>schlich<strong>en</strong><br />

Umgang vergleich<strong>en</strong>. Du wirst schon noch Zeit hab<strong>en</strong>, sie k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>.« Wo<br />

war<strong>en</strong> die Prinzipi<strong>en</strong> von »liberté, egalité et fraternité«, mit <strong>de</strong>n<strong>en</strong> sie die Welt bis<br />

heute täuscht<strong>en</strong>? Es war aber off<strong>en</strong>sichtlich, dass für ein<strong>en</strong> Franzos<strong>en</strong> je<strong>de</strong>r Nicht-<br />

Einheimische ein »sale étranger« (dreckiger Auslän<strong>de</strong>r) war. Wie wär<strong>en</strong> die<br />

Franzos<strong>en</strong> gewes<strong>en</strong>, hätte es ein<strong>en</strong> französisch<strong>en</strong> Hitler gegeb<strong>en</strong> und wär<strong>en</strong> ihn<strong>en</strong> die<br />

Ungerechtigkeit<strong>en</strong> wi<strong>de</strong>rfahr<strong>en</strong>, die Deutschland erleb<strong>en</strong> musste? Ganz Europa wäre<br />

zerfloss<strong>en</strong>.<br />

Nach einer Weile näherte sich eine alte und klapprige Straß<strong>en</strong>bahn, auf <strong>de</strong>r ob<strong>en</strong><br />

stand: »Pour étrangers«. »Die ist für die Deutsch<strong>en</strong> und für uns, Dickkopf!«, rief<br />

Boris aus. Da wur<strong>de</strong> ich gewahr, dass die Franzos<strong>en</strong> alle Auslän<strong>de</strong>r diskriminiert<strong>en</strong>.<br />

Im Hotel angekomm<strong>en</strong>, nahm<strong>en</strong> wir zwei Zimmer, stellt<strong>en</strong> unser Gepäck ab und<br />

brach<strong>en</strong> auf, um zum Bahnhof zu geh<strong>en</strong> und Fahrkart<strong>en</strong> nach Straßburg zu kauf<strong>en</strong>,<br />

eine Stadt, die Deutschland nach <strong>de</strong>m Erst<strong>en</strong> Weltkrieg <strong>en</strong>triss<strong>en</strong> wur<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>r<br />

sich heute <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Europaparlam<strong>en</strong>ts befin<strong>de</strong>t. Unter<strong>de</strong>ss<strong>en</strong> war <strong>El</strong>se mit<br />

leckerem Kuch<strong>en</strong> angekomm<strong>en</strong>. Boris wollte jedoch um nichts in <strong>de</strong>r Welt, dass das<br />

Mädch<strong>en</strong> uns mit <strong>de</strong>n illegal<strong>en</strong> Uniform<strong>en</strong> sah.

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