Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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Treff<strong>en</strong> war eine Überraschung. Für mich, weil ich ihn bereits in Münch<strong>en</strong> glaubte,<br />
und für ihn, weil er mich in Bulgari<strong>en</strong> wähnte.<br />
Wie er mir vorausschickte, war die Situation kompliziert, weil sowohl Wi<strong>en</strong>, als auch<br />
das restliche Österreich in vier Zon<strong>en</strong> aufgeteilt war, ähnlich wie Berlin und<br />
Deutschland. Die Russ<strong>en</strong> beherrscht<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> beachtlich<strong>en</strong> Teil davon. Noch dazu<br />
erlaubt<strong>en</strong> die Amerikaner <strong>de</strong>n Bulgar<strong>en</strong> nicht, in ihre <strong>de</strong>utsche Zone einzureis<strong>en</strong>, weil<br />
sie j<strong>en</strong>e für Verbrü<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r Russ<strong>en</strong> und somit für mutmaßliche Spione hielt<strong>en</strong>. Und<br />
das, obwohl man mir in Sofia versichert hatte, dass ich dort problemlos das Visum für<br />
die Reise nach Münch<strong>en</strong> bekäme, was be<strong>de</strong>utete, dass ihr Wort nichts wert war. Dimo<br />
hatte sich in <strong>de</strong>r Technisch<strong>en</strong> Hochschule in Wi<strong>en</strong> immatrikuliert, um sein Studium<br />
fortzusetz<strong>en</strong> und keine Zeit zu verlier<strong>en</strong>. Was konnte ich in diesem Fall tun, wo ich<br />
doch nur noch die letzt<strong>en</strong> Fächer besteh<strong>en</strong> musste?<br />
In Wi<strong>en</strong> gab es Teilprüfung<strong>en</strong>, und man legte die Fächer getr<strong>en</strong>nt voneinan<strong>de</strong>r an<br />
unterschiedlich<strong>en</strong> Termin<strong>en</strong> ab. In Münch<strong>en</strong> dageg<strong>en</strong> wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />
Semesterprüfung<strong>en</strong> alle auf einmal abg<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>. Da aber die Studi<strong>en</strong>pläne ähnlich<br />
war<strong>en</strong>, war es vorteilhafter für mich, so viel wie möglich in Wi<strong>en</strong> abzuschließ<strong>en</strong>. Ich<br />
teilte Dimo mit, was im Haus von Georgi vor sich ging und dass ich dort nicht länger<br />
bleib<strong>en</strong> wollte.<br />
Obwohl Wi<strong>en</strong> nicht so stark bombardiert wor<strong>de</strong>n war, an<strong>de</strong>rerseits aber viele<br />
Auslän<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Ost<strong>en</strong> nicht in ihre Län<strong>de</strong>r zurückkehr<strong>en</strong> wollt<strong>en</strong>, war die<br />
Zimmersuche schwierig.<br />
Ich kehrte zur Ab<strong>en</strong><strong>de</strong>ss<strong>en</strong>szeit zurück. Das Problem mit <strong>de</strong>r Frau war mir immer<br />
noch präs<strong>en</strong>t. Georgi hatte sich wie ein Vater b<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> und ich wollte ihn unter<br />
kein<strong>en</strong> Umstän<strong>de</strong>n verletz<strong>en</strong>. Bei Tisch wie<strong>de</strong>rholte sich das Verführungsspielch<strong>en</strong>.<br />
Als Georgi die Ereignisse mit <strong>de</strong>r jung<strong>en</strong> Politleiterin erzählte, rief sie aus: »Sie hab<strong>en</strong><br />
also zusamm<strong>en</strong> geschlaf<strong>en</strong>?« Ich l<strong>en</strong>kte die Unterhaltung auf ihre Mutter, aber das<br />
Unbewusste hinterging mich, und ich erwi<strong>de</strong>rte ihr<strong>en</strong> beharrlich<strong>en</strong> Blick. Es war eine<br />
verfängliche Situation. Sie wirkte so jung und hübsch auf mich, dass sich mir <strong>de</strong>r<br />
Kopf drehte. Mit <strong>de</strong>r Begründung, dass ich von <strong>de</strong>r lang<strong>en</strong> Reise mü<strong>de</strong> sei, zog ich<br />
mich eilig ins Schlafzimmer zurück.<br />
Das ungleiche Paar bat mich, eine Weile bei ihn<strong>en</strong> wohn<strong>en</strong> zu bleib<strong>en</strong>, bis ich ein<br />
Zimmer gefun<strong>de</strong>n hätte. Es war jedoch off<strong>en</strong>sichtlich, dass man mit dieser<br />
provokativ<strong>en</strong> Frau nicht unter einem Dach wohn<strong>en</strong> konnte. Nach<strong>de</strong>m ich mich<br />
hingelegt und das Licht ausgemacht hatte, dauerte es nicht lange und die Tür öffnete<br />
sich ohne Anklopf<strong>en</strong>. Meine Überraschung war groß, als ich das Licht anmachte und<br />
j<strong>en</strong>e junge und attraktive, mit einem Baby-Doll spärlich beklei<strong>de</strong>te Frau sah. Mit<br />
einem schelmisch<strong>en</strong> Grins<strong>en</strong> fragte sie mich: »Brauch<strong>en</strong> Sie nicht etwas?« Es war ein<br />
Mom<strong>en</strong>t <strong>de</strong>r Spannung. Ich blickte sie verwirrt an und erwi<strong>de</strong>rte: »Nichts, gnädige<br />
Frau, viel<strong>en</strong> Dank.« – »Dann wünsche ich dir süße Träume.« Sie lächelte aufreiz<strong>en</strong>d<br />
und zog sich zurück.<br />
Ich verharrte lange Zeit nach<strong>de</strong>nklich. Ich fühlte mich gefang<strong>en</strong> zwisch<strong>en</strong> <strong>de</strong>r<br />
Versuchung und meiner Schuldigkeit geg<strong>en</strong>über Georgi. Ich kam zu einem Schluss:<br />
Ich musste unverzüglich von dort weg, bevor ich verrückt wur<strong>de</strong>.<br />
Am nächst<strong>en</strong> Tag stand ich eher als die an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> auf, um »Zusamm<strong>en</strong>stöße« zu<br />
vermei<strong>de</strong>n, und machte mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Nach langem<br />
Umherwan<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Kälte hatte ich die Hoffnung schon verlor<strong>en</strong>, als ich plötzlich in<br />
einer Gasse ein Schild bemerkte, das auf ein freies Zimmer hinwies. Das Haus war alt,<br />
und die Besitzerin eine betagte Frau. Die Alte schlief in <strong>de</strong>r Küche, um die zwei<br />
Zimmer, die sie hatte, vermiet<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>. Eines davon vermietete sie an ein<strong>en</strong><br />
amerikanisch<strong>en</strong> Offizier. Diese Nachbarschaft zog mich nicht an. Naiverweise dachte