Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas
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ehemalige Direktorin sagte, dass sie we<strong>de</strong>r P<strong>en</strong>sionsgäste aufnähm<strong>en</strong>, noch Zimmer<br />
vermietet<strong>en</strong> und sie nicht wüsste, wofür man das Haus verw<strong>en</strong><strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Ich erklärte<br />
ihr meine Notw<strong>en</strong>digkeit, für kurze Zeit ein Zimmer zu miet<strong>en</strong> und dass ich mit<br />
bulgarisch<strong>en</strong> Zigarett<strong>en</strong> bezahl<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>. Sie machte ein<strong>en</strong> Satz im Sessel.<br />
»Abgemacht«, sagte sie ohne zu zögern. Sie brachte mich in einem komfortabl<strong>en</strong><br />
Zimmer im dritt<strong>en</strong> Stock unter. Ich war <strong>de</strong>r einzige Mieter. Ich lernte angestr<strong>en</strong>gt,<br />
verließ mein Zimmer nie. Dimo war mein einziger Besucher.<br />
Die aus Bulgari<strong>en</strong> mitgebracht<strong>en</strong> Leb<strong>en</strong>smittel war<strong>en</strong> aufgebraucht, und die Chanc<strong>en</strong>,<br />
in <strong>de</strong>n Wi<strong>en</strong>er Restaurants etwas zu ess<strong>en</strong> zu bekomm<strong>en</strong>, war<strong>en</strong> gering. Daher plagte<br />
mich <strong>de</strong>r Hunger.<br />
DIE UNVERGESSLICHE JOSEFINE, EINE ZARTE SCHÖNHEIT<br />
Ich ging nur in die Technische Hochschule, w<strong>en</strong>n ich Unterlag<strong>en</strong> brauchte o<strong>de</strong>r um<br />
Prüfung<strong>en</strong> abzuleg<strong>en</strong>. Eines nachmittags erstaunte mich auf einer Bank im Gart<strong>en</strong> ein<br />
blon<strong>de</strong>s weißgeklei<strong>de</strong>tes Mädch<strong>en</strong> mit Hut und sehr zartem Ausseh<strong>en</strong>, was zu j<strong>en</strong>er<br />
Zeit selt<strong>en</strong> war. Sie las ein <strong>Buch</strong>. Ich betrachtete sie von weitem. Sie wirkte wie eine<br />
Prinzessin. Ich wür<strong>de</strong> nicht geh<strong>en</strong>, ohne sie näher angeseh<strong>en</strong> zu hab<strong>en</strong>. Man musste<br />
nur wiss<strong>en</strong>, wie man ein so schönes Mädch<strong>en</strong> anspricht, ohne eine abweis<strong>en</strong><strong>de</strong> Geste<br />
zu ernt<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r direkt ein<strong>en</strong> Laufpass zu bekomm<strong>en</strong>. Vielleicht ein bewun<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s<br />
Komplim<strong>en</strong>t zu ihrem elegant<strong>en</strong> Kleid o<strong>de</strong>r Albernheit<strong>en</strong> in <strong>de</strong>r Art. Sicherlich konnte<br />
sich so ein Mädch<strong>en</strong> <strong>de</strong>n Luxus leist<strong>en</strong>, sich ein<strong>en</strong> Mann auszusuch<strong>en</strong>, und vielleicht<br />
erhoffte sie sich, ihn durch ein solches Komplim<strong>en</strong>t zu erk<strong>en</strong>n<strong>en</strong>. Ich wagte es.<br />
Letzt<strong>en</strong>dlich ... wür<strong>de</strong> die Sache nicht so schwierig sein. Ich ging zu ihr. Ich sagte:<br />
»Sie erlaub<strong>en</strong>?« und setzte mich neb<strong>en</strong> sie.<br />
Ich ließ nicht allzu viel Zeit verstreich<strong>en</strong> und fragte ziemlich indiskret, ob sie<br />
jeman<strong>de</strong>n erwartete. »Nein«, erwi<strong>de</strong>rte sie mit einer Stimme, die wie die Ess<strong>en</strong>z <strong>de</strong>r<br />
Lieblichkeit klang. Da kannte mein Mut keine Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong> mehr, und sofort fragte ich<br />
interessiert nach <strong>de</strong>m Werk in ihr<strong>en</strong> Hän<strong>de</strong>n. »Ist es interessant?« Sie klappte das<br />
<strong>Buch</strong> zu und sah mich an. Ihre Aug<strong>en</strong> war<strong>en</strong> außergewöhnlich schön. Sie fragte mich<br />
nach meiner Nationalität, und wie es schon an<strong>de</strong>re Male passiert war, hörte sich mein<br />
Akz<strong>en</strong>t im Deutsch<strong>en</strong> amüsant für sie an. Ich erzählte ihr eine kurze<br />
Zusamm<strong>en</strong>fassung meines Leb<strong>en</strong>s und außer<strong>de</strong>m meine Absicht, mein<strong>en</strong><br />
aka<strong>de</strong>misch<strong>en</strong> Grad in Münch<strong>en</strong> zu erwerb<strong>en</strong> und schließlich in ein<strong>en</strong> an<strong>de</strong>r<strong>en</strong>,<br />
möglichst weit <strong>en</strong>tfernt<strong>en</strong> Kontin<strong>en</strong>t auszuwan<strong>de</strong>rn, vielleicht in das fantastische<br />
Arg<strong>en</strong>tini<strong>en</strong>. Ich sagte ihr, dass ich in Europa keine Zukunft sähe, son<strong>de</strong>rn nur Leid<br />
und <strong>El</strong><strong>en</strong>d. Sie folgte mir aufmerksam, was mir mehr Sicherheit einflößte. »Ich heiße<br />
<strong>Vatiu</strong> und Du?« – »Josefine«, antwortete sie lächelnd. Es erübrigt sich zu sag<strong>en</strong>, wie<br />
aufgeregt ich war. Ihre <strong>El</strong>eganz und ihr Liebreiz war<strong>en</strong> unbeschreiblich. Keine von<br />
<strong>de</strong>n viel<strong>en</strong> Schönheit<strong>en</strong>, die ich bis dahin k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> gelernt hatte, war mit ihr zu<br />
vergleich<strong>en</strong>. W<strong>en</strong>n auch Ursula schön war, so war Josefine sehr hübsch, wun<strong>de</strong>rschön.<br />
Ich gab ihr mein<strong>en</strong> Nam<strong>en</strong> und die Adresse, und wir verabschie<strong>de</strong>t<strong>en</strong> uns mit <strong>de</strong>m<br />
Schwur, für immer vereint zu sein.<br />
Am Tag <strong>de</strong>r Verabredung, ein nebliger Tag mit Nieselreg<strong>en</strong>, tauchte Josefine nicht<br />
auf. Nervös erwartete ich ihr Eintreff<strong>en</strong> umsonst. Ich kehrte <strong>en</strong>ttäuscht mit<br />
gebroch<strong>en</strong>em Herz<strong>en</strong> zurück – so weit war<strong>en</strong> meine Hoffnung<strong>en</strong> gedieh<strong>en</strong>. Die<br />
Erinnerung an sie verstärkte sich von Tag zu Tag. Das war sicher: Erst<strong>en</strong>s, dass sie<br />
schön war; zweit<strong>en</strong>s, dass ich nur ihr<strong>en</strong> Nam<strong>en</strong> wusste und schließlich, dass sie mir<br />
<strong>de</strong>n Kopf verdreht hatte. W<strong>en</strong>n ihr etwas dazwisch<strong>en</strong> gekomm<strong>en</strong> war, hätte sie mir