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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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das schnuppe. Es packte mich die Neugier, und ich machte mich daran, <strong>de</strong>n Urheber<br />

persönlich k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>. Die Hausherrin erklärte mir, dass es sich um ein<strong>en</strong> etwa<br />

vierzigjährig<strong>en</strong> Offizier han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>r spät in <strong>de</strong>r Nacht kam und im Morg<strong>en</strong>grau<strong>en</strong><br />

ging. Da wur<strong>de</strong> mir klar, warum ein Offizier <strong>de</strong>r amerikanisch<strong>en</strong> Armee sich mit<br />

j<strong>en</strong>em el<strong>en</strong><strong>de</strong>n Zimmer begnügte. Er nutzte es als »Absteige«, um seine erbärmlich<strong>en</strong><br />

Instinkte zu befriedig<strong>en</strong>. Schließlich fand ich mich damit ab, all<strong>en</strong> möglich<strong>en</strong> Lärm zu<br />

hör<strong>en</strong>. Es war wahr, dass <strong>de</strong>r M<strong>en</strong>sch <strong>de</strong>m Hund gleicht: Für ein<strong>en</strong> Brock<strong>en</strong> Ess<strong>en</strong><br />

erträgt er die Schläge <strong>de</strong>s Herrn.<br />

Seit meiner Ankunft in Wi<strong>en</strong> war<strong>en</strong> zwei Woch<strong>en</strong> vergang<strong>en</strong>. Eines nachmittags,<br />

währ<strong>en</strong>d ich auf die Straß<strong>en</strong>bahn in <strong>de</strong>r Ringstraße wartete, die das Stadtz<strong>en</strong>trum dort<br />

umgab, wo die Ringmauer zur Verteidigung gestan<strong>de</strong>n hatte, vernahm ich: »<strong>Vatiu</strong>!«<br />

Es war die Politleiterin, die ich über meine Probleme vergess<strong>en</strong> hatte. Sie schrie vom<br />

geg<strong>en</strong>überlieg<strong>en</strong><strong>de</strong>n Gehsteig und beeilte sich schon, die breite Straße in meine<br />

Richtung zu überquer<strong>en</strong>. Ich erschrak. Eine anfahr<strong>en</strong><strong>de</strong> Straß<strong>en</strong>bahn di<strong>en</strong>te mir als<br />

Leb<strong>en</strong>sretter. Ich winkte zum Abschied mit <strong>de</strong>r Hand, konnte aber gera<strong>de</strong> noch hör<strong>en</strong>:<br />

»Du hast mich betrog<strong>en</strong>«. W<strong>en</strong>n doch das <strong>de</strong>r größte Betrug wäre, <strong>de</strong>n ich in meinem<br />

Leb<strong>en</strong> begang<strong>en</strong> habe, dachte ich.<br />

Ich hatte bereits erfahr<strong>en</strong>, dass j<strong>en</strong>er armselige Zug nicht dazu di<strong>en</strong>te, nach so langer<br />

Zeit bulgarische Kriegsgefang<strong>en</strong>e zu transportier<strong>en</strong>, son<strong>de</strong>rn die aus Bulgari<strong>en</strong><br />

<strong>en</strong>tfloh<strong>en</strong><strong>en</strong> Landsleute, die mit Hilfe <strong>de</strong>r Russ<strong>en</strong> fortgebracht wor<strong>de</strong>n war<strong>en</strong>. Mit ihr<br />

noch in Wi<strong>en</strong> und wiss<strong>en</strong>d, dass ich nicht nach Münch<strong>en</strong> gefahr<strong>en</strong> war, tauchte eine<br />

weitere ernsthafte Sorge auf.<br />

Von <strong>de</strong>m Zeitpunkt an, schloss ich mich in mein Zimmer ein und erhöhte die<br />

Vorsicht. Ich warnte die Hausherrin, dass sie aus keinem Anlass, unter welchem<br />

Vorwand auch immer, Unbekannt<strong>en</strong> Zutritt gewähr<strong>en</strong> sollte.<br />

AGOPS GESCHICHTE<br />

ÜBER DIE SOWJETS UND DIE NAZIS<br />

Eines nachmittags bemerkte ich auf <strong>de</strong>r Straße eine Gestalt, die mich eindringlich<br />

anblickte. Ich verspürte blin<strong>de</strong> Angst. Ich nahm an, dass mir jemand auf Befehl <strong>de</strong>r<br />

»Uniformiert<strong>en</strong>« folgte. Zum Glück erkannte ich ihn beim näher<strong>en</strong> Hinseh<strong>en</strong>. Es war<br />

niemand an<strong>de</strong>rer als mein geschätzter Freund Agop aus Karnobat. Ich hatte <strong>de</strong>n<br />

Arm<strong>en</strong>ier lange nicht geseh<strong>en</strong>.<br />

Er studierte Maschin<strong>en</strong>bau in Wi<strong>en</strong> und war nicht nach Bulgari<strong>en</strong> zurückgekehrt,<br />

vielleicht weil er mehr Information<strong>en</strong> von sein<strong>en</strong> in ganz Europa verstreut<strong>en</strong><br />

Landsmännern bekomm<strong>en</strong> und vorausgeseh<strong>en</strong> hatte, was dort gescheh<strong>en</strong> wür<strong>de</strong>. Die<br />

Arm<strong>en</strong>ier war<strong>en</strong> und sind eine sehr begüterte Volksgruppe von hohem kulturell<strong>en</strong><br />

Niveau. Wir freut<strong>en</strong> uns sehr über das Wie<strong>de</strong>rseh<strong>en</strong>. Um alte Zeit<strong>en</strong> zu erinnern,<br />

setzt<strong>en</strong> wir uns auf eine Bank auf <strong>de</strong>r Ringstraße. Er war sichtlich nervös.<br />

Agop erzählte ängstlich, dass er eine Stun<strong>de</strong> zuvor bei einer Unterhaltung mit einem<br />

russisch<strong>en</strong> Soldat<strong>en</strong> bemerkte, wie dieser sein<strong>en</strong> Blick nicht von seinem gol<strong>de</strong>n<strong>en</strong><br />

Ring lass<strong>en</strong> konnte. Als er sich verabschie<strong>de</strong>n wollte, befahl ihm <strong>de</strong>r zufällige<br />

Gesprächspartner: »Davay colzi« (»Geb<strong>en</strong> Sie mir <strong>de</strong>n Ring«). »Anfänglich maß ich<br />

<strong>de</strong>m keine Be<strong>de</strong>utung bei. Ich begann jedoch zu zittern, als er mit harter Mi<strong>en</strong>e <strong>de</strong>n<br />

Satz wie<strong>de</strong>rholte und begann, sein Bajonett zu zück<strong>en</strong>. Unter Schwierigkeit<strong>en</strong> nahm<br />

ich <strong>de</strong>n Ring ab, um ihn ihm zu geb<strong>en</strong>, da ich von viel<strong>en</strong> Fäll<strong>en</strong> wusste, in <strong>de</strong>n<strong>en</strong> man<br />

<strong>de</strong>n Leut<strong>en</strong> die Finger abschnitt<strong>en</strong> hatte, um sie zu beraub<strong>en</strong>.«

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