Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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LIEBE LESER
Sie kennen die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie sie bis zur
Erschöpfung von den Siegern und deren Partnern nach ihrem Belieben und ihren
Interessen geschrieben und propagiert wurde. Ich werde versuchen, Ihnen die wahre
Geschichte zu präsentieren, so wie sie tatsächlich geschah und wie ich sie gesehen,
gehört und am Schauplatz selbst erlitten habe; mit all ihrer Verzweiflung und ihrer
Grausamkeit, sowohl des Nazi-Fanatismus, als auch des sowjetischen Terrors und der
alliierten Grausamkeit. Wie der große Dichter und französische Politiker Lamartine in
seiner Zeitung Ratgeber des Volkes von 1849 sagte: »Die Geschichte muss neu
geschrieben werden, aber diesmal die wahre - so wie es geschah.«
Ich muss klarstellen, dass ich kein Schriftsteller bin, der von teilweise erfundenen
Geschichten lebt, um Geld zu verdienen. Auch gehöre ich nicht irgendeiner, an wenig
fundierten, sensationellen Enthüllungen interessierten Ideologie oder Gemeinschaft
an. Ich studierte drei Jahre während des Krieges und ein Jahr danach in Deutschland.
Daher kenne ich zum einen das Nazi-Regime und zum anderen das ergebene,
arbeitsame, schweigsame und resignierte deutsche Volk gut, an dessen Seite ich dank
dem Allmächtigen ÜBERLEBTE. Wohl kein Schriftsteller kann von sich behaupten,
dass er wie ich Hitler einen Meter entfernt langsam an einer Gruppe von
ausländischen Studenten vorbeifahren sah, ein Jahr vor Kriegsende, als er bereits
vollkommen wahnsinnig wirkte.
Kaum jemand mag so viele Erfahrungen gleichzeitig gemacht haben. Denn zudem
musste ich, wie die Mehrheit der ausländischen Studenten, das Land verlassen, um
mein Leben vor den Bombenangriffen und der Artillerie der zwei Fronten, die
Deutschland umgaben, zu retten. Ohne groß darüber nachzudenken, beschloss eine
Gruppe, in unser Heimatland zurückzukehren. Wir mussten Jugoslawien durchqueren,
das so unter den Partisanen und der Gegenwehr erbebte, dass die Schüsse von allen
Seiten kamen; dann noch die englischen Bombenangriffe, die ihre Salven gegen die
Landstraßen und die internationale Eisenbahn richteten, die das Land von Westen
nach Osten durchzieht. Die beklemmende Odyssee, die wir erlebten, war entsetzlich
und wird später noch genauer beschrieben.
Als ob das noch nicht genug gewesen wäre, stieß ich am 8. September 1944 bei
Eintreffen in meiner Heimat auf die gefürchteten sowjetischen Truppen, welche die
Donau überquert hatten und in Bulgarien einmarschiert waren, so neutral es auch
immer gewesen war und nicht am Krieg teilgenommen hatte. Die Freiheit, die wir
ausländischen Studenten in Deutschland hatten, endete mit einem Schlag. In
meinem eigenen Land herrschte Angst und Schrecken unter den Sowjets.
Die Erfahrung lehrt, dass man in einem einzigen Buch nicht die ganze geschichtliche
Wahrheit, die begangenen Ungerechtigkeiten und die in Europa, der Wiege der
westlichen Gesellschaft, erlebte Angst unterbringen kann. Wenige Autoren haben die
Wahrheit über das »sowjetische Paradies« und den erbarmungslosen »Genossen«
Stalin geschrieben. Ich hatte das Glück oder Unglück, in diesen zwei extremen
Ideologien zu leben: Dem Nazi-Fanatismus, der mit Ende des Krieges aufhörte, das
heißt, »ein toter Hund beißt nicht mehr«, und dem Sowjet-Terror, der sich über nicht
weniger als dreiundsiebzig lange Jahre erstreckte.
Im letzten Kapitel mit der Nummer XIII findet der Leser Enthüllungen, die viele nicht
kennen und sich vielleicht nicht einmal vorstellen können.