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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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sind meist sehr lohn<strong>en</strong>d, weil sie sehr geschickt sind und wiss<strong>en</strong>, wie man sie<br />

handhabt.<br />

Was die Wiss<strong>en</strong>schaft, die Kunst, die Musik und die Kultur im allgemein<strong>en</strong> betrifft,<br />

gab es unter ihn<strong>en</strong> Persönlichkeit<strong>en</strong> höchst<strong>en</strong> Ranges in all<strong>en</strong> Teil<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Kein<br />

an<strong>de</strong>res Volk <strong>de</strong>r Welt ist so politisch <strong>en</strong>gagiert und in so viel<strong>en</strong> Medi<strong>en</strong> vertret<strong>en</strong>.<br />

Man muss zugeb<strong>en</strong>, dass unter ihn<strong>en</strong> sehr fähige Diplomat<strong>en</strong> sind. Dies alles liegt<br />

auch daran, dass »Einigkeit stark macht«. Daher kann sie keiner übertreff<strong>en</strong>. Es ist<br />

unglaublich, wie verbun<strong>de</strong>n sie seit <strong>de</strong>r Römerzeit sind.<br />

Die Ju<strong>de</strong>n war<strong>en</strong> so sehr mit <strong>de</strong>n Deutsch<strong>en</strong> verwachs<strong>en</strong>, dass ihre Sprache, das<br />

Jiddisch, auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Sprache aus <strong>de</strong>m Mittelalter beruht. Als viele von ihn<strong>en</strong><br />

aus Deutschland ausgewan<strong>de</strong>rt<strong>en</strong>, nahm<strong>en</strong> sie diese Sprache nach Russland mit und<br />

bewahrt<strong>en</strong> sie dort. Mit dieser Sprache hab<strong>en</strong> sie über Jahrhun<strong>de</strong>rte eine<br />

Literaturgeschichte <strong>en</strong>twickelt, wie etwa ihr großer Schriftsteller Amiel, <strong>de</strong>n ich<br />

bewun<strong>de</strong>re und mit größtem Interesse geles<strong>en</strong> habe. Selbst nach <strong>de</strong>m Krieg war es sehr<br />

interessant für mich, mit <strong>de</strong>n Überleb<strong>en</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Konz<strong>en</strong>trationslager ein paar Worte in<br />

dieser alt<strong>en</strong> Sprache auszutausch<strong>en</strong>, die ich mit Leichtigkeit erfass<strong>en</strong> konnte. Da<br />

verstand ich, warum man die meist<strong>en</strong> Leute aus <strong>de</strong>m Ghetto <strong>de</strong>r Hauptstadt meines<br />

Lan<strong>de</strong>s für sehr seltsam hielt: Nämlich weil sie sich in an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> Sprach<strong>en</strong> verständigt<strong>en</strong><br />

o<strong>de</strong>r <strong>Buch</strong>stab<strong>en</strong> verw<strong>en</strong><strong>de</strong>t<strong>en</strong>, die für uns unverständlich war<strong>en</strong>. Außer<strong>de</strong>m lebt<strong>en</strong> sie<br />

eingesperrt, tauscht<strong>en</strong> sich w<strong>en</strong>ig mit Christ<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r Moslems (eine noch stärker<br />

vertret<strong>en</strong>e Volksgruppe) aus und heiratet<strong>en</strong> nur unter ihresgleich<strong>en</strong>. Sie son<strong>de</strong>rt<strong>en</strong> sich<br />

von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>r<strong>en</strong> ab.<br />

Allem Anschein nach war<strong>en</strong> sie ausgeprägte Rassist<strong>en</strong>, was niemand verstand und<br />

auch nicht <strong>en</strong>tkräftete. Jack Fuchs erzählt in seinem <strong>Buch</strong> »Tiempo <strong>de</strong> recordar«, dass<br />

sein Urgroßvater sieb<strong>en</strong> Söhne und eine Tochter in Widam (Russland) hatte, und<br />

schreibt dazu: »Wahrscheinlich war es ein für die Ju<strong>de</strong>n so feindseliger Ort wie je<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re in Pol<strong>en</strong>. Das Zusamm<strong>en</strong>leb<strong>en</strong> war jedoch über G<strong>en</strong>eration<strong>en</strong> möglich.« 10 Das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass die Russ<strong>en</strong> und die Pol<strong>en</strong> antijüdisch eingestellt war<strong>en</strong>, nicht aber die<br />

Deutsch<strong>en</strong>, die <strong>de</strong>nnoch die <strong>en</strong>gst<strong>en</strong> Anhänger Hitlers wur<strong>de</strong>n. Bekanntlich<br />

verschmelz<strong>en</strong> viele Nachfahr<strong>en</strong> von Auswan<strong>de</strong>rern mit <strong>de</strong>n Einheimisch<strong>en</strong>. Ju<strong>de</strong>n<br />

hingeg<strong>en</strong> schließ<strong>en</strong> sich – egal, wo sie hingeh<strong>en</strong> – notgedrung<strong>en</strong> o<strong>de</strong>r aus frei<strong>en</strong><br />

Stück<strong>en</strong> zusamm<strong>en</strong> und bewahr<strong>en</strong> ihre taus<strong>en</strong>d Jahre alt<strong>en</strong> Tradition<strong>en</strong>. Es ist<br />

bewun<strong>de</strong>rnswert, dass diese M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>, obwohl sie in einig<strong>en</strong> Län<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r bei<br />

einig<strong>en</strong> Völkern unerwünscht war<strong>en</strong>, ihre alt<strong>en</strong> Tradition<strong>en</strong> trotz allem fortgeführt<br />

hab<strong>en</strong>, als gäbe es sie erst seit kurzem. Vielleicht sind sie <strong>de</strong>shalb heutzutage nicht nur<br />

vereint, son<strong>de</strong>rn mächtig.<br />

Ich möchte aufhell<strong>en</strong>, warum die Ju<strong>de</strong>n in viel<strong>en</strong> Län<strong>de</strong>rn wichtige politische Post<strong>en</strong><br />

beklei<strong>de</strong>n. Im September 1999 war ich in meiner alt<strong>en</strong> Heimat Bulgari<strong>en</strong> zu Besuch.<br />

Im Woch<strong>en</strong>blatt Der Leuchtturm <strong>de</strong>r Stadt Burgas am Schwarz<strong>en</strong> Meer erregte eine<br />

Reportage über <strong>de</strong>n bekannt<strong>en</strong> jüdisch<strong>en</strong> Manager Leon Alkalai meine<br />

Aufmerksamkeit. Auf die Frage: »Warum sind sie auf <strong>de</strong>r ganz<strong>en</strong> Welt so<br />

erfolgreich?«, antwortet Alkalai: »Ich halte das nicht für g<strong>en</strong>etisch bedingt. Es ist<br />

eher etwas an<strong>de</strong>res. Jetzt beginnt die Schule, und alle unsere Jung<strong>en</strong> wer<strong>de</strong>n in<br />

unser<strong>en</strong> Kulturklub komm<strong>en</strong>. Alle wer<strong>de</strong>n ein Gesch<strong>en</strong>k bekomm<strong>en</strong>. Zuvor wer<strong>de</strong>n sie<br />

jedoch auf die Tribüne geh<strong>en</strong> und sag<strong>en</strong>, was sie wiss<strong>en</strong>. Alle im Saal wer<strong>de</strong>n<br />

applaudier<strong>en</strong>, egal, ob <strong>de</strong>r Vortrag zufrie<strong>de</strong>nstell<strong>en</strong>d ist o<strong>de</strong>r nicht. Dadurch str<strong>en</strong>g<strong>en</strong><br />

sich die Jungs von Mal zu Mal mehr an, um herauszurag<strong>en</strong> und ein besseres Gesch<strong>en</strong>k<br />

10<br />

Fuchs, Jack. En diálogo con Laura Isod, »Tiempo <strong>de</strong> recordar« (Zeit <strong>de</strong>r Erinnerung), Editorial Milá,<br />

1995, Seite 60.

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