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Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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zu be<strong>en</strong><strong>de</strong>n. Der Mann war von <strong>de</strong>r Bitte an sich nicht überrascht, er interessierte sich<br />

nur für meine politische Zugehörigkeit. Ich hatte beschloss<strong>en</strong>, die Wahrheit zu sag<strong>en</strong>,<br />

weil ich damit immer positive Ergebnisse erzielt hatte. Ich erzählte ihm, dass ich in<br />

meiner Jug<strong>en</strong>dzeit Kommunist gewes<strong>en</strong> war, w<strong>en</strong>n ich auch in letzter Zeit Verbindung<br />

zu monarchistisch<strong>en</strong> Nationalist<strong>en</strong> (ein unverdaulicher Ausdruck für ein<strong>en</strong> Marxist<strong>en</strong>)<br />

hatte, dass aber meine Akt<strong>en</strong> sauber wär<strong>en</strong>; dass ich nie Beamter war, noch für etwas<br />

o<strong>de</strong>r jemand kollaboriert hatte, son<strong>de</strong>rn ein beschei<strong>de</strong>ner Stu<strong>de</strong>nt in Deutschland war,<br />

eb<strong>en</strong>so wie Taus<strong>en</strong><strong>de</strong> Landsleute.<br />

Ich erklärte ihm, dass ich es vorzog, in meine Heimat zurückzukehr<strong>en</strong> und zu wart<strong>en</strong>,<br />

bis <strong>de</strong>r Krieg vorbei war, da es sich dort schwierig gestaltete, das Studium<br />

fortzuführ<strong>en</strong>. »Mein Ziel ist das Ing<strong>en</strong>ieursdiplom und ich sage Ihn<strong>en</strong>, dass ich nicht<br />

schwör<strong>en</strong> kann, ob ich zurückkomm<strong>en</strong> wer<strong>de</strong>, weil Sie mir das vielleicht nicht<br />

glaub<strong>en</strong>. – »Was ich sicher weiß«, fügte ich hinzu, »ist, dass es in unserer Heimat viel<br />

zu tun gibt und viele Ing<strong>en</strong>ieure gebraucht wer<strong>de</strong>n.« Der Beamte blickte uns<br />

nach<strong>de</strong>nklich an: »Mir gefällt die Off<strong>en</strong>heit <strong>de</strong>ines Cousins. Ich spreche je<strong>de</strong>n Tag mit<br />

Leut<strong>en</strong>, die Stein und Bein schwör<strong>en</strong>, dass sie zurückkomm<strong>en</strong> und ich merke, dass sie<br />

lüg<strong>en</strong>. Hab<strong>en</strong> Sie zwei Fotos?«, fragte er. »Nein«, antwortete ich, überwältigt vor<br />

Freu<strong>de</strong>. »Gut, morg<strong>en</strong> bring<strong>en</strong> Sie welche zur Sekretärin im Erdgeschoss.« Währ<strong>en</strong>d<br />

ich vor Glück schwebte, schritt mein Cousin sehr selbstsicher einher, wie ein Sieger.<br />

Am nächst<strong>en</strong> Tag legte ich die Fotografi<strong>en</strong> einer Dame vor, die aus ihrer Schubla<strong>de</strong><br />

ein<strong>en</strong> Reisepass zog, meine persönlich<strong>en</strong> Dat<strong>en</strong> hineinschrieb, ein Foto aufklebte und<br />

die Stempel darauf drückte. Überrascht bemerkte ich, dass er eine Blankounterschrift<br />

trug. Bei <strong>de</strong>r Übergabe sagte sie: »Sie hab<strong>en</strong> off<strong>en</strong>sichtlich gute Beziehung<strong>en</strong>.« Ich<br />

fragte, was ich zahl<strong>en</strong> müsste. »Nichts, absolut nichts«, erwi<strong>de</strong>rte sie. Die<br />

Abstempelung und die Erstellung eines Reisepasses kost<strong>en</strong> überall auf <strong>de</strong>r Welt etwas.<br />

Ich konnte es nicht glaub<strong>en</strong>. Ich wusste nicht, wem ich dank<strong>en</strong> sollte. Ich ging hinaus.<br />

Wie<strong>de</strong>r berührt<strong>en</strong> meine Füße <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n nicht, ich schi<strong>en</strong> zu schweb<strong>en</strong>. Ich befühlte<br />

mein<strong>en</strong> Körper, um mich zu versichern, dass ich nicht träumte. So viel Freu<strong>de</strong> in so<br />

kurzer Zeit!<br />

Der am 12. Januar 1946 mit <strong>de</strong>r Nummer 58 ausgestellte Reisepass, <strong>de</strong>n ich immer<br />

noch habe, besagte: »Im Nam<strong>en</strong> seiner Majestät <strong>de</strong>s Königs Simeon II.«. Immer mehr<br />

war ich absolut davon überzeugt, ein Bogomil zu sein, beschützt, von Gott geliebt. Als<br />

ich Stun<strong>de</strong>n später Theodor traf, erhob dieser sein<strong>en</strong> Daum<strong>en</strong> zum Zeich<strong>en</strong> <strong>de</strong>s Sieges.<br />

»Du kannst <strong>de</strong>ine Freu<strong>de</strong> nicht verberg<strong>en</strong>«, sagte er. Ich streckte ihm <strong>de</strong>n Reisepass<br />

hin, presste ein<strong>en</strong> Kuss darauf und steckte ihn wie<strong>de</strong>r ein. Am En<strong>de</strong> lag<strong>en</strong> wir uns in<br />

<strong>de</strong>n Arm<strong>en</strong>, wie ich es mit einem Vater getan hätte, <strong>de</strong>n ich nicht hatte.<br />

Bevor er nach Kazanlak ging, stellte Theodor fest, dass etwas Wes<strong>en</strong>tliches fehlte:<br />

Die Visa <strong>de</strong>s Inn<strong>en</strong>ministeriums und <strong>de</strong>r russisch<strong>en</strong> Kommandantur, weil Bulgari<strong>en</strong><br />

von <strong>de</strong>r russisch<strong>en</strong> Armee besetzt war, und von <strong>de</strong>r Botschaft <strong>de</strong>r USA, da Münch<strong>en</strong><br />

unter ihrer Gerichtsbarkeit stand. Er riet mir, direkt zum Inn<strong>en</strong>minister zu geh<strong>en</strong>, ein<br />

Juraprofessor, <strong>de</strong>r noch nicht so kommunistisch und ein zugänglicher Mann war. Es<br />

erwies sich als wahr, aber schwierig, zu seinem Büro vorzudring<strong>en</strong>. Ich musste<br />

behaupt<strong>en</strong>, dass ich ihn aus persönlich<strong>en</strong> Grün<strong>de</strong>n aufsuchte, da seine marxistisch<strong>en</strong><br />

Sekretärinn<strong>en</strong> sicherlich mein Visum abgeblockt hätt<strong>en</strong>.<br />

Währ<strong>en</strong>d wir uns unterhielt<strong>en</strong>, vergaß ich, dass er stocktaub war. Er bat mich, näher<br />

zu komm<strong>en</strong> und lauter zu sprech<strong>en</strong>. Er hörte mir äußerst willfährig zu und ich erklärte<br />

ihm ausführlich mein Problem. Ich bat ihn, flehte ihn an, dass es von ihm abhinge, ob<br />

sich mein Traum, Ing<strong>en</strong>ieur zu wer<strong>de</strong>n und meiner Heimat nützlich zu sein, erfüllte.<br />

»Ich wer<strong>de</strong> seh<strong>en</strong>, was ich tun kann. Komm<strong>en</strong> Sie morg<strong>en</strong>«, antwortete er. Ich kam<br />

wie vereinbart wie<strong>de</strong>r, und nach mehrer<strong>en</strong> Gespräch<strong>en</strong> verlangte <strong>de</strong>r Sekretär <strong>de</strong>n

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