Buch - Vatiu Koralsky - El Sobreviviente de Alemania en Llamas

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schreckliche Ende nicht zu sehen, zudem wissend, dass niemand ihnen Zuflucht
gewähren würde, nicht einmal die Deutschen. Daher scheint mir das etwas zu
übertrieben, wenn ich jemanden sagen höre, dass Argentinien voller Nazis sei.
Um die Gattung »Nazi« besser zu definieren, werde ich die Meinung eines jüdischen
Überlebenden der Konzentrationslager, den Schriftsteller Jack Fuchs, zitieren, der in
seinem Buch »Tiempo de recordar« 8 schreibt: »Um es zu vereinfachen, die Nazis
waren kalte Individuen, unfähig zu lieben. Diese Unfähigkeit führte dazu, dass sie sich
auf die Vorherrschaft der Mittel stürzten. Ihre ganze Libido richtete sich auf die
Ordnung, die Maschinen, die Pünktlichkeit... Man sprach fast bis zur Ermüdung über
ihre organisatorischen Fähigkeiten. Das macht den Eindruck, dass es diese Struktur
war, mehr als die Waffen, die eine Gesellschaft völliger Beherrschung wahr werden
ließ. Aber die von der moralischen Dimension getrennte menschliche Kultur kann
dämonisch sein.« 9
Als wir nach dem Krieg von den Grausamkeiten und dem Missbrauch erfuhren,
welche die sowjetischen Soldaten und die Alliierten begingen, wurden wir erst
gewahr, dass ganz abgesehen davon, dass die Nazis abscheulich waren, ich nie von
den Alliierten-Sendern hörte, sie hätten Diebstähle, Plünderungen und noch weniger
Vergewaltigungen begangen, ganz einfach, weil sie sich für Supermenschen hielten.
Wohingegen – das ist klar – die regulären deutschen Soldaten ein ihrer Herkunft
würdiges Beispiel an Benehmen waren.
DIE DEUTSCHEN – EIN VOLK IM UNGLÜCK
Viele Menschen wissen wenig vom deutschen Volk. Andere, beeinflusst von einer
konstanten, über Jahrzehnte aufrecht erhaltenen, parteiischen, verzerrten und
vernichtenden Propaganda seitens der Alliierten, bezeichnen es als kriegerisch und
intolerant. Wieder andere halten die Deutschen für Rassisten, Antisemiten und
»Nazis«. Wer Deutschland oder Österreich bereist hat, weiß, dass die Deutschen das
netteste Volk des Planeten sind.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass in jedem dritten Satz ein »bitte schön« oder
»danke schön« vorkommt. Während meiner vier Studienjahre in Deutschland im und
nach dem Krieg habe ich keinen einzigen Deutschen die Nationalhymne singen hören,
außer natürlich über das Radio während des Nazi-Regimes. Dasselbe kann ich jedoch
nicht von den Franzosen mit ihrem »Vive la France« sagen, dass ich während meines
kurzen Aufenthalts dort bestens kennen lernte, sowie von den Russen, die äußerst
imperialistisch und, auch wenn sie mit ihrem Ruf »Russland...« sentimental
erscheinen, fähig sind, Grausamkeiten an anderen Völkern zu begehen, wie im
aktuellen Fall mit Tschetschenien, einem tausendjährigen heroischen Volk, das immer
noch hoffnungslos unterworfen und mit Füßen getreten wird.
Ich lernte die Deutschen im schlimmsten Moment ihrer Geschichte kennen. Ein
totalitäres Regime aus der Arbeiterklasse hatte die Macht übernommen. Mit
wachsendem Lebensstandard wurde dieses Regime sehr eingebildet und führte das
Volk in einen totalen Krieg, der sich auf ganz Europa ausbreitete, was von der Masse
des Volkes nicht gewollt war. Als ich die Deutschen gut kannte, bemerkte ich, dass es
8 Fuchs, Jack, »Tiempo de recordar«, Editorial Milá, 1995, Seite 6.
9 Ganz ehrlich möchte ich bezeugen, dass ich während der drei Jahre in Deutschland nie gehört habe,
wie sich jemand aus der Zivilbevölkerung als Nazi offenbart hat, mit Ausnahme des genannten
Stellvertreters Dr. Lange. Ich habe jedoch sehr wohl viele gehört, die vertraulich oder »unter der Hand«
ihre Abneigung gegen das Regime zum Ausdruck brachten.