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Lenin über die Weltrevolution

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taktisches Kolonialprogramm vorzuweisen hätten usw. Ihnen erwiderte unter anderem<br />

Kautsky, der sich genötigt sah, den Kongress zu ersuchen, sich gegen <strong>die</strong> Mehrheit der<br />

deutschen Delegation auszusprechen. Er wies mit Recht darauf hin, dass von einer Ablehnung<br />

des Kampfes um Reformen keine Rede sei: in den übrigen Teilen der Resolution, <strong>die</strong> keine<br />

Diskussion hervor gerufen hätten, sei <strong>die</strong>s mit aller Bestimmtheit ausgesprochen. Es handle<br />

sich darum, ob wir dem heutigen bürgerlichen Ausplünderungs – und Gewaltregime<br />

Zugeständnisse machen sollten. Zur Erörterung auf dem Kongress stehe <strong>die</strong> heutige<br />

Kolonialpolitik, <strong>die</strong>se Politik aber fuße auf direkter Knechtung der Wilden: <strong>die</strong> Bourgeoisie<br />

führe faktisch in den Kolonien <strong>die</strong> Sklaverei ein, setze <strong>die</strong> Eingeborenen unerhörten<br />

Misshandlungen und Vergewaltigungen aus, „zivilisiere“ sie durch <strong>die</strong> Verbreitung von Schnaps<br />

und Syphilis. Und angesichts <strong>die</strong>ser Sachlage redeten Sozialisten in gewundenen Phrasen von<br />

der Möglichkeit einer prinzipiellen Anerkennung der Kolonialpolitik ! Das würde den<br />

direkten Übergang zum bürgerlichen Standpunkt bedeuten. Das würde heißen, einen<br />

entschiedenen Schritt zu tun, um das Proletariat der bürgerlichen Ideologie, dem<br />

bürgerlichen Imperialismus, der heute besonders stolz sein Haupt erhebe,<br />

unterzuordnen.<br />

Der Kommissionsantrag wurde auf dem Kongress mit 128 gegen 108 Stimmen bei 10<br />

Stimmenthaltungen (Schweiz) zu Fall gebracht. Es sei hier bemerkt, dass in Stuttgart den<br />

einzelnen Nationen zum ersten Mal bei den Abstimmungen verschiedene Stimmenzahlen<br />

zugesprochen wurden – von 20 Stimmen an (große Nationen, darunter Russland) bis herunter<br />

zu 2 (Luxemburg). Die kleinen Nationen, <strong>die</strong> entweder keine Kolonialpolitik treiben oder aber<br />

unter ihr leiden, <strong>über</strong>wogen in ihrer Gesamtheit <strong>die</strong>jenigen Staaten, <strong>die</strong> sogar das Proletariat in<br />

gewissem Grad mit der Sucht nach Eroberungen angesteckt haben.<br />

Diese Abstimmung in der Kolonialfrage ist von außerordentlicher Bedeutung. Erstens<br />

stellt sie eine besonders anschauliche Selbstentlarvung des sozialistischen Opportunismus dar,<br />

der den bürgerlichen Lockungen nicht zu widerstehen vermag. Zweitens trat hier ein negativer<br />

Zug der europäischen Arbeiterbewegung zu Tage, der geeignet ist, der Sache des<br />

Proletariats nicht geringen Schaden zuzufügen, und daher ernste Beachtung ver<strong>die</strong>nt. Marx hat<br />

mehrfach auf einen Ausspruch Sismondis hingewiesen, der von größter Bedeutung ist. Die<br />

Proletarier des Altertums – so lautet <strong>die</strong>ser Ausspruch – lebten auf Kosten der<br />

Gesellschaft. Die moderne Gesellschaft lebt auf Kosten der Proletarier [ Marx, „Das<br />

Kapital“ in MEW Werke , Band 23, Seite 621 ]<br />

Die Klasse der zwar Besitzlosen, aber nicht Werktätigen, ist nicht fähig, <strong>die</strong><br />

Ausbeuter zu stürzen. Nur <strong>die</strong> Klasse der Proletarier, von deren Arbeit <strong>die</strong> ganze<br />

Gesellschaft lebt, ist imstande, <strong>die</strong> soziale Revolution zu vollziehen. Nun hat aber <strong>die</strong><br />

ausgedehnte Kolonialpolitik dazu geführt, dass der europäische Arbeiter zum Teil in eine<br />

solche Lage geraten ist, dass <strong>die</strong> Gesellschaft als Ganzes nicht von seiner Arbeit,<br />

sondern von der Arbeit der fast zu Sklaven herab gedrückten kolonialen Eingeborenen

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