Architekt Dipl - termosfassade.info
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Von entscheidender Bedeutung ist aber die Formgebung des sog.<br />
„Kaminhalses“ oberhalb der Feuerstelle. Dieser muss nämlich einen lang<br />
gezogenen, aber sehr schmalen Spalt enthalten, höchstens 6 – 8 cm eng. In<br />
diesem Spalt kommt es zu einer Düsenwirkung. Die Rauchgase beschleunigen<br />
sich dort auf große Geschwindigkeit. Nach dem Gesetz des Bernoulli über die<br />
Konstanz der Summe von statischem und dynamischen Druck kommt es in der<br />
Düse zur kräftigen Erhöhnung des dynamischen Drucks und somit zum Abfall<br />
des statischen Drucks, der so ausgeprägt sein muss, dass auch noch an der<br />
Feueröffnung Unterdruck gegenüber dem Luftdruck im Raum besteht. Das<br />
erfreuliche Ergebnis ist, dass unter diesen Bedingungen die Raumluft stets zur<br />
Feuerstelle hinströmt und niemals Rauchgase aus der Feueröffnung in den<br />
Raum wandern. Bei einem gut gebauten Kamin hat man diese Wirkung sogar<br />
dann, wenn gar kein Feuer brennt.<br />
Strömungen im Städtebau<br />
Das Gesetz des Bernoulli funktioniert in jedem Maßstab, also auch in<br />
grossräumlichen Strukturen. Daher sollte es auch bei städtebaulichen<br />
Planungen berücksichtigt werden. Enge Straßenzüge wirken wie Luftkanäle. Auf<br />
Plätzen beruhigt sich die Luftströmung. Eine sinnvolle Kombination führt zur<br />
Stadtbelüftung, sie kann Frischluft aus Grünanlagen gezielt verteilen. Bereits<br />
Vitruv 156 hat hierauf bei seinen Anleitungen zum Bau von Städten hingewiesen.<br />
Viel ist daraus aber nicht geworden. Nun sollte es als Lehrfach im Städtebau<br />
erforscht und wenigstens als Nebenfach eingeführt werden.<br />
Der Coandaeffekt<br />
Wenn Warmluft an Wänden aufsteigt, bleibt diese gewissermaßen an der Wand<br />
kleben. Dieser Effekt bleibt an Wandflächen in Abhängigkeit von deren<br />
Rauhigkeit bis zu einer Höhe von etwa 2,00 m wirksam. In diesem Bereich<br />
kommt es daher zu einer gleichmäßigen Wandtemperierung ähnlich wie bei<br />
einem Wandheizungssystem. Der Effekt ist allerdings sehr zugempfindlich. In<br />
Verbindung mit sog. „Fussleistenheizungen“ kommt der Coanda- Effekt sehr gut<br />
zur Wirkung. Auch hier gilt Bernoulli. Die aufströmende Luft bildet Miniwirbel<br />
aus, die wandseitig nach unten gerichtet sind. Zwischen Wirbel und Wand bildet<br />
sich ein Unterdruck aus, der dazu führt, dass der Warmluftschleier an der Wand<br />
haften bleibt.<br />
Kellergeschosse, energetische Betrachtungen<br />
Kellergeschosse unterscheiden sich energetisch beträchtlich von<br />
Obergeschossen. Zum einen werden sie von exogener Energie aus der Sonne<br />
nicht erreicht. Zum anderen grenzen sie unmittelbar an Erdreich an, also an<br />
einen Festkörper. Energieverlagerungen erfolgen daher ausschließlich durch<br />
Wärmeleitung. Der obere Bereich des Erdreichs unterliegt jahreszeitlichen<br />
Temperaturschwankungen. Nach alter Handwerksregel kann das Erdreich bis zu<br />
einer Tiefe von etwa 0,80 m einfrieren. In den tiefer liegenden Schichten<br />
dagegen haben wir recht stabile Temperaturverhältnisse. In eng bebauten<br />
156 Vitruvius, geb.ca. 80 v.Chr., römischer Bauingenieur und <strong>Architekt</strong>, X libri de architectura.