Architekt Dipl - termosfassade.info
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wird verwertet, dass die Lufttemperatur – auf die es zwar nicht vorrangig<br />
ankommt – ein recht brauchbarer Indikator für den Strahlungszustand ist.<br />
Hierbei wird die Erfahrung verwertet, dass die Raumlufttemperatur stets um<br />
etwa 2 K unter der Wandoberflächentemperatur liegt.<br />
Von Nachtabsenkungen rate ich ab. Das, was in der Nacht an Heizenergie<br />
eingespart wurde, muss am zeitigen Morgen zusätzlich wieder aufgewendet<br />
werden. Eingespart kann daher hierdurch nichts werden.<br />
Häufig besteht der Wunsch, dass das Schlafzimmer kalt sein soll. Durch<br />
Drosselung der entsprechenden Heizkreise kann das gemacht werden.<br />
Allerdings ist hierbei folgendes zu bedenken: Der Wunsch nach kalten<br />
Schlafzimmern ist eine Folge der Konvektionsheizungen und der bei dieser<br />
Heiztechnik einhergehenden geringen relativen Luftfeuchte, die zur<br />
Austrocknung der Schleimhäute im Nasen-Rachenraum führt. Für den<br />
schlafenden Menschen ist das unangenehm, da eine halbwegs ordentliche<br />
Atmung nur noch bei geöffnetem Mund möglich ist, der jedoch sodann<br />
ebenfalls austrocknet. Von einem ruhigen und erholsamen Schlaf ist dann keine<br />
Rede mehr. In dieser Not haben die geplagten Schläfer empirisch<br />
herausgefunden, dass bei geöffnetem Fenster und hierdurch höherer relativer<br />
Luftfeuchte der Schlaf besser ist. Das hat zu der Überzeugung geführt, dass<br />
man in kalten Räumen besser schlafen könne. Allerdings hat man hierbei<br />
Ursache und Wirkung verwechselt. In einem temperierten Schlafzimmer<br />
bestehen diese Probleme nicht, weil die relative Luftfeuchte sich im optimalen<br />
Bereich von 40 – 45% befindet.<br />
Fehlende Normung und Berechnungen<br />
Normen folgen stets der technischen Entwicklung hinterher. Daher gibt es für<br />
die noch recht junge Temperiermethode noch keine Normung und ebenso<br />
wenig genormte und allgemeinverbindliche Berechnungsverfahren. Dennoch<br />
kann heute – nach etwa 15 Jahren seit der Entwicklung der Temperiermethode<br />
– gesagt werden, dass sie zum „Stand der Technik“ gehört. Hierbei erinnere ich<br />
auch an den rechtlichen Wert von Normen, der keineswegs darin besteht, dass<br />
am Bau nur das erlaubt sei, was genormt sei. Vor allem befreien Normen nicht<br />
aus der Haftung des Planers und des Handwerkers. Daran zu denken ist auch,<br />
dass die Normung dem technischen Fortschritt zwangsläufig hinterherhinkt. Das<br />
dauert. Bei den Grundbauweisen hat das tausende von Jahren benötigt.<br />
Dass es bis heute keine „amtlichen“ Berechnungsverfahren gibt, ist für den<br />
Fachingenieur unbefriedigend. Ich selbst arbeite derzeit an einem<br />
Berechnungsverfahren, dessen Grundlage jedoch nicht in einer Variante der von<br />
Konvektionsheizungen her bekannten Verfahren besteht. Ausgangspunkt<br />
meines Berechnungsverfahrens ist das Strahlungsgesetz von Stefan-Boltzmann<br />
und die hiervon abgeleiteten Berechnungen für im Strahlungsaustausch<br />
stehenden Flächen 167 . Einstweilen genügt es jedoch vollauf, Temperieranlagen<br />
nach Erfahrungswerten zu planen. Auch ein einmal gefundenes<br />
167 Z.B. Cerbe- Hoffmann, Einführung in die Thermodynamik, 10.Aufl., Hanser Verlag, S.351 ff.