Architekt Dipl - termosfassade.info
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Detaillösungen entwickelt, vor allem als ich sah, dass diese ganz wichtig für die<br />
architektonische Haltung eines Bauwerks sind. In dieser Zeit ist bei mir auch die<br />
Gewohnheit entstanden, dass ich scheinbar fertige und abgeschlossene<br />
Bauregeln mit zunehmenden Misstrauen betrachtet habe. Damals begann auch<br />
mein Interesse an Bauphysik, die im damaligen Planungsalltag überhaupt keine<br />
Rolle gespielt hat. Im Studium hat man da überhaupt nichts Sinnvolles gelernt.<br />
Der Umgang mit bauphysikalischen Problemen – damals hauptsächlich bei<br />
Flachdächern – hatte etwas Schamanenhaftes an sich.<br />
In dieser Zeit entdeckte man auch das Ziegelsichtmauerwerk wieder einmal neu<br />
und begeisterte auch mich. Inspiriert hat mich da hauptsächlich mein damaliger<br />
Professor für Baukonstruktion Eichberg, der im Umfeld der alten Technischen<br />
Hochschule einige Ziegelbauten errichtet hat.<br />
Mein erster größerer Planungsauftrag war ein 16- Familienhaus in Regensburg<br />
in der Nähe des Dörnbergparks. Das wollte ich natürlich als<br />
Sichtmauerwerksbau errichten, eine Bauweise, die in Regensburg ziemlich<br />
fremd war und bei einigen Schulhäusern auch schief gegangen war, da dort<br />
schwere Schlagregenschäden und Ausblühungen zu verzeichnen waren. Hinzu<br />
kam noch ein Genehmigungsproblem, da ich mir sicher war, dass der für mein<br />
Vorhaben zuständige Baubeamte, ein Herr Wiesinger einen<br />
Sichtmauerwerksbau kategorisch ablehnen würde. Dieses Problem habe ich<br />
ganz einfach dadurch gelöst, dass ich in der Baubeschreibung zum Bauantrag in<br />
der Spalte für Aussenputz einfach keine Angabe gemacht habe. So wurde das<br />
Bauwerk dann auch genehmigt und später habe ich mich darauf berufen, dass<br />
durch die Vermeidung von Ausssenverputz automatisch ein<br />
Sichtmauerwerksbau entstünde. Die Reaktion der Baubeamten auf meine<br />
Hinterlist war etwas säuerlich. Letztlich bekannte sich aber auch das Bauamt<br />
der Stadt Regensburg zur Sichtmauerwerksbauweise, viele Jahre später<br />
dadurch erkennbar, dass ich – schon in Berlin – einen Anruf des Regensburger<br />
Planungsamts erhielt, in dem ich gefragt wurde, ob ich mich in meinen<br />
Urheberrechten verletzt fühlen würde, wenn auf die Sichtmauerwerksfassade<br />
am Dörnbergpark nun ein Wärmedämmsystem aufgebracht würde.<br />
Städtischerseits sei man dagegen. Hätte ich nicht erklärt, dass ich einer<br />
derartigen Verschandelung nicht zustimmen würde, hätte die Stadt Regensburg<br />
dieses Gebäude kurzerhand unter Denkmalschutz gestellt.<br />
Nun hatte ich also das Problem zu lösen, wie man Schlagregendurchbrüche und<br />
Ausblühungen an Ziegelsichtmauerwerk verhindern könne. Ich hatte nämlich<br />
keine Lust, mich bereits bei meinem ersten grösseren Bauwerk zu blamieren. In<br />
den Unterlagen des Bayerischen Ziegelverbands fand ich hierzu nichts. Da gab<br />
es Bauregeln, die besagten, dass Mauerwerk vollfugig zu errichten sei.<br />
Sichtmauerwerk sei hohlfugig zu errichten, was besagte, dass im<br />
Fassadenbereich die Mauerfugen 4 cm tief auszukratzen seien und nachträglich<br />
mit „erdfeuchtem“ Mörtel erst in den Stoßfugen und sodann in den Lagerfugen<br />
mit einer Fugenkelle zu verfugen sei. Leider stehen diese weltfremden Regeln<br />
noch heute in den Fachbüchern drin.