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Architekt Dipl - termosfassade.info

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Scheibe ja auch außerordentlich dünn ist, sodass eine Glasscheibe einen<br />

ausgesprochen schlechten λ- Wert hat. Würde man daher eine Glasscheibe den<br />

in der DIN 4108 vorgeschriebenen Berechnungsverfahren unterziehen, müsste<br />

danach die Temperatur der Glasscheibe innen und außen gleich sein. Das ist sie<br />

aber nicht. Was steckt da eigentlich dahinter?<br />

Des Rätsels Lösung liegt im Verhalten von Glas gegenüber Strahlungsprozessen.<br />

Betrachten wird das also einmal ganz empirisch.<br />

Wenn wir Baustoffe auf ihr Verhalten gegenüber Strahlungsprozessen<br />

betrachten, ist zunächst der Emissionskoeffizient (ε) von großer Bedeutung. Bei<br />

Glas hat er einen überraschend hohen Wert, den man diesem Baustoff<br />

gefühlsmäßig gar nicht zutraut, nämlich 0,87. Dieser Wert sagt aus, dass die<br />

Absorptionsfähigkeit und die Fähigkeit zur Abstrahlung von Wärmestrahlung bei<br />

87% der des sog. „Schwarzen Strahlers“ liegt. Das ist baupraktisch etwa der<br />

gleiche Wert, wie er z.B. bei Mauerwerk angetroffen wird. Ankommende<br />

Wärmestrahlung mit einem gemischten Wellenlängenspektrum wird von Glas<br />

somit zu 87% absorbiert und in Stoffwärme umgesetzt. Somit wird die<br />

Glasscheibe warm.<br />

Jetzt hat aber eine Glasscheibe noch eine weitere interessante Eigenschaft, Sie<br />

verfügt nämlich über zwei reflektierende Grenzflächen. Das ist einmal die<br />

Innenoberfläche, aber auch – und das ist sehr wichtig bei unserer Betrachtung<br />

– für von innen kommende Strahlung auch die äußere Oberfläche der Scheibe.<br />

Sehen wir uns die Reflexionen an, stellen wir fest, dass wir es sowohl mit<br />

Teilreflektion zu tun haben, wenn die Strahlung annähernd senkrecht auf die<br />

Scheibe trifft und mit Totalreflektion, wenn die Strahlung mit einem Winkel zur<br />

Scheibe steht. Betrachten wir darauf hin die Einstrahlungsrichtungen an<br />

Glasscheiben vor Räumen, wobei wir uns hier mit einer kleinen Systemskizze<br />

helfen können, müssen wir hierbei bedenken, dass von jedem Wandpunkt aus<br />

Strahlung völlig gleichmäßig nach allen Richtungen im sog. „Halbraum“ emittiert<br />

wird, also über einen Winkelbereich von genau 180 °. Die gefühlsmässige<br />

Vorstellung, dass Wärmestrahlung nur senkrecht von der Wand ausgeht, ist<br />

also falsch. Legen wir unsere Systemskizze nach dieser Erkenntnis an und<br />

zeichnen also von beliebig vielen Punkten aus Strahlungen nach allen<br />

Richtungen, stellen wir ganz empirisch fest, dass der überwiegende Teil der auf<br />

die Glasscheibe treffenden Strahlung schräg einfällt, somit sehr stark nach<br />

innen reflektiert wird und damit von der Glasscheibe nicht absorbiert werden<br />

kann. Der dennoch die äußere reflektierende Grenzschicht durchquerende<br />

Strahl wird zunächst in Abhängigkeit vom Brechungswinkel gebrochen, ändert<br />

also seine Richtung so, dass er auf die äußere reflektierende Grenzschicht<br />

etwas steiler auftrifft. Auch dort wird ein Teil der Strahlung reflektiert und nur<br />

ein geringer Rest an Wärmestrahlung – zu der übrigens auch der<br />

Spektralbereich des sichtbaren Lichts gehört – entweicht letztlich<br />

unwiederbringbar in die Umgebung.<br />

Nebenher: Ich vermute, dass diese Vorgänge auch der Grund dafür sind, dass<br />

Fensterflächen tagsüber in einer Fassade schwarz wirken. Schwarz ist ja immer

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