Architekt Dipl - termosfassade.info
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Wärmeleitung. Im Gegenteil:<br />
Die Wärmeleitung folgt der Oberflächentemperatur.<br />
Die Praxis bestätigt das auch. Ich habe in mehreren Wintern mit einem<br />
Präzisionsgerät Oberflächentemperaturen von Wänden unterschiedlichster<br />
Bauart gemessen. Da waren Oberflächen von WDVS, von<br />
Ziegelsichtmauerwerk, von verputzten Wänden und auch von<br />
Leichtkonstruktionen. Niemals konnte ich einen bauartbedingten signifikanten<br />
Temperaturunterschied messen. Hätten die Dämmtechniker Recht, müssten die<br />
Oberflächen wärmegedämmter Fassaden deutlich kälter sein, weil der<br />
Dämmstoff den Wärmedurchgang zur Fassadenoberfläche behindert. Die<br />
Oberflächentemperaturen sind jedoch mehr oder weniger gleich. Besonders<br />
aufschlussreich waren Messungen an Massivbauten, die unbeheizt waren. Auch<br />
hier waren keine auffälligen Unterschiede zu beheizten Bauten feststellbar. Dies<br />
zeigte, dass die Oberflächentemperaturen nur von den Wetterbedingungen<br />
abhingen, keineswegs jedoch von der Wärmeleitung in der Wand. Weitere<br />
Messungen zeigten, dass bei sich ändernden Außenlufttemperaturen und<br />
Einstrahlungsbedingungen die Wandoberflächentemperaturen bei<br />
ungedämmten Wänden nur sehr langsam veränderten, bei gedämmten<br />
Konstruktionen sehr rasch. Ging die Veränderung der Oberflächentemperatur<br />
auf unmittelbare Sonneneinstrahlung zurück, reagierten gedämmte Wände mit<br />
nahezu verzögerungsfreier Oberflächenerwärmung, ungedämmte Wände waren<br />
auffällig träger.<br />
Die Oberflächentemperaturen von Hüllflächen werden somit nur durch exogene<br />
Ereignisse strahlender und konvektiver Art bestimmt, nicht jedoch von deren<br />
Bauart. Diese Einsicht ist von entscheidender Bedeutung für den<br />
Heizenergieverbrauch und für Konstruktionen, die ihn vermindern sollen.<br />
Hier öffnet sich der Weg zu tatsächlich energieeinsparenden Konstruktionen.<br />
Wir müssen nämlich die Oberflächentemperaturen unserer Gebäude<br />
beeinflussen. Im Winter müssen sie wärmer werden, im Sommer müssen wir<br />
sie kühl halten. Wie das funktioniert, kommt noch.<br />
Wenn wir bis dahin vorgedrungen sind – sie sind jetzt schon ein ganz guter<br />
Ketzer – müssen wir noch einen Blick auf WDVS werfen. Und was sehen wir da?<br />
Die Abstrahlungsleistung ist genau die gleiche wie die einer normalen<br />
Massivwand. Auch der konvektive Energieabtrag ist gleich. Wir wissen schon,<br />
dass alleine die Abstrahlungsleistung bei etwa 300 W/m² liegt und dass gegen<br />
sie kein Kraut gewachsen ist. Der Dämmstoff kann bei weitem nicht –<br />
zumindest zunächst – diese Energie mit ausreichender Schnelligkeit zur<br />
Oberfläche durchlassen. Zugleich wird aber vorne in sternenklaren<br />
Winternächten abgestrahlt - auf Teufel komm raus. Die Dämmstoffoberfläche<br />
wird also ständig abkühlen. Wir wissen, dass derartige Oberflächen von WDVS<br />
weit unter die Lufttemperatur abkühlen können. Nun kommt wieder der alte<br />
Fourier zum Zuge, der ja richtig geweissagt hat, dass das Maß der<br />
Wärmeleitung direkt proportional zum Temperaturgefälle steht. Und siehe da –<br />
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