Architekt Dipl - termosfassade.info
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Das auf die Scheibe von der Sonne kommende UV-Licht wird absorbiert und<br />
führt zur raschen Temperaturerhöhung des Glases. Dies führt zu einer<br />
Abstrahlung des halben Energiebetrages in den Raum hinein. Die andere Hälfte<br />
wird in die Umgebung zurückgestrahlt. Das ankommende Sonnenlicht ist<br />
verhältnismäßig arm an IR-Strahlung, was folgenlos bleibt. Das übrige<br />
Lichtspektrum erreicht den Raum und führt dort zur Erwärmung der<br />
beschienenen Flächen durch Absorption. Die erwärmten Flächen emittieren<br />
wiederum Wärmestrahlung, nun aber in einem Spektralbereich, der vom Glas<br />
nicht durchgelassen, aber absorbiert wird. Auch davon wird die Hälfte in die<br />
Umgebung abgestrahlt, der Rest geht strahlend in den Raum zurück. Überprüft<br />
man diese Vorgänge genauer und quantifiziert sie einigermaßen sorgfältig,<br />
kommt man zu dem Ergebnis, dass Fenster nach den Sonnenseiten hin<br />
energetisch eine positive Bilanz haben, der Energieeintrag also überwiegt.<br />
Berühren Sie eine Fensterfläche mit der Hand, haben Sie den Eindruck der<br />
Kälte. Misst man jedoch die Glastemperatur, stellt man fest, dass die<br />
Glasscheibe die gleiche Oberflächentemperatur wie die anschließende Wand<br />
hat. Bei Einscheibenverglasungen liegt die Temperatur etwa 4 K niedriger,<br />
wenn es Winter ist. Was Sie gespürt haben, war der Vorgang der Wärmeleitung<br />
von der Hand zum Glas hin. Hierbei haben wir gelernt, dass Stofftemperaturen<br />
mit der Hand nicht sicher beurteilt werden können. Lassen wir das also sein.<br />
Eine weitere Eigenschaft von Glas ist von Bedeutung: Trifft Licht oder<br />
Wärmestrahlung unter flachem Winkel auf – diese Situation trifft vor allem für<br />
die Inneraumsituation überwiegend zu, kommt es zur Totalreflexion. Hierbei ist<br />
zu bedenken, dass auch ein Einscheibenglas zwei reflektierende Grenzschichten<br />
hat, nämlich auf der Innen-und der Außenfläche. Daher wird nur ein geringer<br />
Teil der von den Raumoberflächen ankommenden Strahlung absorbiert sondern<br />
bleibt dem Raum erhalten. Im Ergebnis stimmt daher die manchmal verbreitete<br />
Aussage, dass Glas für Wärmestrahlung undurchlässig sei. Streng physikalisch<br />
betrachtet stimmt das aber nicht. Nebenbei wissen wir nun auch, warum<br />
Fensterflächen in einer Fassade nahezu schwarz erscheinen, andererseits aber<br />
durch Reflektion dazu führen, dass Nordzimmer unerwartet in den Genuss von<br />
Sonneneinstrahlung kommen.<br />
Die Glasindustrie beeinflusst durch aufgedampfte 169 Beschichtungen das<br />
Verhalten von Glas gegenüber Strahlung. Leider sind derartige Gläser, die<br />
erheblich teurer als Normalglas sind, selten wirtschaftlich rentabel. Je nach<br />
Verwendungszweck behindern solche Beschichtungen, die meistens<br />
aufgedampft werden, entweder die Abstrahlung nach außen oder nach innen.<br />
Energetisch ist das aber ein Nullsummenspiel wenn wir die Heizkosten im Blick<br />
haben. Etwas sinnvoller wird das Ganze, wenn wir unsere Entscheidung<br />
darüber, ob wir bedampfte Gläser einsetzen wollen, getrennt nach den<br />
Himmelsrichtungen entscheiden. So kann auf Nordseiten eine reflektierende<br />
Bedampfung nützlich sein, da wir dort nicht überlegen müssen, ob wir da die<br />
Einstrahlung behindern.<br />
169 Bedampfungen entstehen durch Kondensation von Metalldämpfen auf kälteren Flächen.