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Architekt Dipl - termosfassade.info

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ohnehin notwendigen Dampfbremse unter den Dämmschichten. Die Kosten<br />

hierfür sind ausgesprochen geringfügig.<br />

Im Winter sieht es in der Dachkonstruktion ebenfalls nicht erfreulich aus. Die in<br />

der Norm zu findende Annahme, dass mit einer Mindesttemperatur von – 15 °C<br />

zu rechnen sei, hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. Wir wissen bereits, dass<br />

alle Körper solange Energie abstrahlen, bis sie ihre Energie abgegeben haben,<br />

theoretisch können Dächer daher unbegrenzt auskühlen. Meine eigenen<br />

Messungen an Dächern haben gezeigt, dass in einer sternenklaren Frostnacht<br />

die Dachhaut bis auf etwa – 60 °C abkühlen kann, also weit unter die<br />

Temperatur der Aussenluft. Sichtbar wird das an der Reifbildung auf Dächern,<br />

die ja nur möglich wird, wenn die Dachflächentemperatur deutlich unter die<br />

Lufttemperatur gefallen ist. Geneigte oder flache Dächer werden vor allem von<br />

der Umgebungsstrahlung kaum erreicht.<br />

So nebenher vermerken wir, dass die Temperaturspreizung am Dach somit<br />

zwischen Sommer und Winter bis zu 120 K betragen kann.<br />

Wenn nun die Dachhaut soweit auskühlt, ist natürlich der darunter befindliche<br />

Luftraum annähernd gleich kalt. Das Temperaturgefälle zwischen ausgebautem<br />

Dachraum und Luftraum über der Dämmschicht beträgt somit im Extremfall<br />

etwa 70 K.<br />

Schon wieder macht sich die Reflexionsschicht nützlich. Wir wissen bereits, dass<br />

ein guter Reflektor ein ebenso schlechter Strahler ist. Obwohl die zwischen<br />

Dämmschicht und Oberfläche Schalung eingelagerte Reflexionsschicht ungefähr<br />

die Temperatur der Schalung annimmt, strahlt sie dennoch nur sehr wenig<br />

Strahlungsenergie ab. Ihre energierückhaltende Wirkung beträgt etwa die des<br />

rechnerischen – nicht jedoch tatsächlichen – Wertes nach DIN 4108 von 20 cm<br />

Styropor. Auch hier haben wir wieder den Thermoskanneneffekt. Das<br />

Zusammenwirken von schlechtem Strahler und ordentlicher Dämmung, die auch<br />

noch recht gut Wärme speichert reicht somit zur Bewältigung der großen<br />

winterlichen Temperaturspreizung aus.<br />

Und nun kommen wir zu dem heiß diskutierten Thema:<br />

Unterspannbahnen<br />

Unsere braven Dachdecker bestehen auf dem Einbau von Unterspannbahnen<br />

und bedrohen den Bauherrn, falls er die nicht haben will, mit dem Entzug der<br />

Gewährleistung. Dabei berufen sie sich auch auf die „Regeln des<br />

Dachdeckerhandwerks“, die natürlich – ähnlich wie die Normen des DIN –<br />

nichts anderes sind als unverbindliche Empfehlungen eines Vereins, die den<br />

Verwender nicht von der Pflicht entbinden, den Sinn derartiger Regeln zu<br />

prüfen. Geht daher etwas schief, nützt es dem <strong>Architekt</strong>en gar nichts, wenn er<br />

sich darauf beruft, dass er sich streng an diese Regeln gehalten hätte. Wir<br />

<strong>Architekt</strong>en schulden nämlich nicht die Anwendung von Normen und sonstigen<br />

Regelwerken sondern einen technischen Erfolg. Tritt der nicht ein – sichtbar am<br />

Bauschaden – haften wir nach dem Gesichtspunkt des „ersten Anscheins“.<br />

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