Architekt Dipl - termosfassade.info
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Allein die Entwicklung der „Regeln des Dachdeckerhandwerks“ in den<br />
vergangenen vierzig Jahren zeigt, dass sie richtig – aber auch falsch sein<br />
können. Würden wir heute noch Flachdächer nach den Empfehlungen aus den<br />
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts bauen, könnten wir uns am besten gleich<br />
im nächstgelegenen Armenhaus einquartieren. Mit ganz wenigen Ausnahmen<br />
sind die damals gebauten Flachdachkonstruktionen inzwischen abgerissen und<br />
durch andere Konstruktionen ersetzt worden. Soviel also zum Wert der<br />
Dachdeckerregeln.<br />
Unterspannbahnen sind folienartige Häute oder Textilien, die oberhalb der<br />
Dämmschicht und unterhalb der eigentlichen Dacheindeckung eingebaut<br />
werden. Der behauptete Zweck besteht darin, dass für den Fall, dass in der<br />
Dacheindeckung ein Loch entstünde, z.B. weil ein herabgefallener Ast auf dem<br />
Dach aufgeschlagen sei, eine zweite wasserführende Ebene vorhanden sei, die<br />
verhindere, dass Regenwasser von da ab ungehindert in die Konstruktion<br />
eindränge, dort die Dämmschicht durchnässe und sonstigen Schaden anrichte.<br />
Als weiteren Vorteil soll sie das Eindringen von Flugschnee in die<br />
Dachkonstruktion verhindern, ebenso von Sprühwasser, das beim Aufschlagen<br />
von Regentropfen auf dem Dach entsteht und auch von Staub, der sich auf der<br />
Dämmschicht ablagern würde. In der Tat könnten das ganz nützliche<br />
Wirkungen sein. Betrachten wir zunächst einmal die Bedrohungen:<br />
Herabfallende Äste können ein Dach beschädigen. Da gibt es nur ein sinnvolles<br />
Gegenmittel. Der Hausbesitzer muss wenigstens einmal im Jahr die Bäume<br />
darauf hin überprüfen, ob abgestorbene Äste in der Krone vorhanden sind. Die<br />
müssen dann beseitigt werden. Hierfür sind unsere Gartenbaubetriebe<br />
zuständig, die das gerne und preiswert erledigen, weil sie im Winter wenig zu<br />
tun haben.<br />
Die Geschichte mit dem Flugschnee habe ich selbst an nicht ausgebauten<br />
Dächern überprüft und dabei folgendes festgestellt: Fällt Pappschnee,<br />
erkennbar an den großen Schneeflocken, bleibt der auf dem Dach liegen, falls<br />
dieses kalt genug ist oder er schmilzt. Nicht eine einzige Pappschneeflocke habe<br />
ich jemals durch ein Dach hindurchfliegen gesehen. Dieses Phänomen gibt es<br />
also nicht. Fällt Pulverschnee, also ganz kleine Schneeflocken, fliegen die wie<br />
Bettfedern umher. Ist zugleich heftiger Wind, kann es den Pulverschnee<br />
tatsächlich das Dach hinauftreiben. Durch größere Spalten, die allerdings nur<br />
bei Biberschwanzeindeckungen vorkommen, kann es dann – wie ich beobachtet<br />
habe – zum Durchwehen von Pulverschnee kommen. Allerdings dauert dies<br />
höchstens fünf Minuten. Danach hat der Schnee selbst die Spalten verstopft.<br />
Auf dem Dachboden lag sodann ein hauchdünner Schneebelag, dessen<br />
Wassergehalt – grob geschätzt – vielleicht 1 g/m² betragen hat. Bei einem<br />
ausgebauten Dach wäre diese Schneemenge auf der Unterspannbahn liegen<br />
geblieben oder, falls eine solche nicht vorhanden war, auf der Oberseite des<br />
Dämmstoffs. So oder so wäre diese geringe Menge an Schnee entweder ohne<br />
zu schmelzen bei sehr kalter Witterung abgetrocknet, also sublimiert, oder, falls<br />
es unmittelbar nach dem Schneefall zu einem starken Temperaturanstieg der<br />
Aussenluft gekommen wäre, in kurzer Zeit geschmolzen und sodann<br />
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