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Berechnungsverfahren zugrunde liegende bauphysikalische Modell richtig oder<br />

falsch war, wurde nicht untersucht. Das Modell wurde dogmenartig als fehlerlos<br />

unterstellt. Da aber dieses Modell offenkundig – wie auch hier gezeigt wird –<br />

fehlerhaft ist, konnten natürlich auch die darauf gegründeten<br />

Berechnungsergebnisse nicht richtiger sein.<br />

Spätestens dann, als die gewaltigen Unterschiede zwischen Messergebnissen<br />

und Berechnungsergebnissen sichtbar wurden, hätte es einer wissenschaftlich<br />

sauberen Arbeitsweise entsprochen, die Berechnungsverfahren auf<br />

Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. Im Zweifel kommt nämlich einer Messung<br />

eine höhere Zuverlässigkeit als einer Berechnung zu 125 . Genügend Hinweise<br />

lagen dem Gutachter aus den Reihen der Kritiker auch vor, sodass er hier auch<br />

nicht beim Punkte Null hätte anfangen müssen. Eine saubere wissenschaftliche<br />

Vorgehensweise hätte also zumindest Zweifel am bisherigen Werk auslösen<br />

müssen. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass sehr oft einer neuen<br />

Erkenntnis der Zweifel am Bisherigen vorangeht.<br />

Ein Hintertürchen hat der Gutachter sich jedoch schlauerweise offen gehalten.<br />

Er wies nämlich darauf hin, dass klimatische Einflüsse und das Nutzerverhalten<br />

in seinem Gutachten nicht berücksichtigt werden konnten. Warum eigentlich<br />

nicht? Wer hindert denn das Fraunhoferinstitut daran, 300 Datenlogger zu<br />

kaufen und sie in Wohnungen unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlicher<br />

Bewohnerstruktur aufzuhängen? Nach längstens zwei Heizperioden hätte man<br />

dann aussagekräftige Daten zum Nutzerverhalten. Und – wer hat eigentlich<br />

verboten, die sehr zuverlässigen und nahezu zahllosen Wetterdaten in die<br />

energetischen Berechnungen einzuführen? Ich meine, dass jemand, der mit<br />

dem Anspruch Wissenschaftler zu sein und aus Steuermitteln seinen<br />

Lebensunterhalt bestreitet, die Pflicht hat, dann wenn er auf ein – wie hier –<br />

messtechnisches Problem stößt, dieses auch zu bearbeiten. Ein „richtiger“<br />

Wissenschaftler kann sich nicht damit begnügen, auf ein Problem hinzuweisen.<br />

Von Wissenschaftlern muss man mehr erwarten können, als die Verkündung<br />

von Binsenweisheiten. Stößt ein Wissenschaftler auf ein Problem, hat er die<br />

verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die Ärmel hochzukrempeln und zu<br />

forschen.<br />

So wie die Dinge heute liegen, die Unduldsamkeit der Urheber der EnEV im<br />

Umgang mit den Kritikern, die bis zur Verunglimpfung hinreicht, die<br />

Verweigerung der Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />

und nicht zuletzt die unübersehbare wirtschaftliche Interessenlage sind die<br />

einzigen Erklärungen dafür, dass man im Bereich der EnEV den Boden der<br />

wissenschaftlich sauberen Arbeitsweise verlassen hat. Nur so ist die Absurdität<br />

erklärbar, dass Messergebnisse eines anerkannten Instituts deshalb für falsch<br />

erklärt werden, weil sie mit Berechnungen im Widerspruch stehen.<br />

125 In allen anderen wissenschaftlich betriebenen Forschungszweigen wird immer eine auf Berechnungen<br />

aufgebaute These. die durch Messergebnisse nicht bestätigt wird, verworfen. In der sog. „Bauphysik“<br />

scheint das nicht zu gelten.<br />

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