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Architekt Dipl - termosfassade.info

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Diskussionsrunde zu hören, dass es doch nicht sein könne, dass eine ganze<br />

Norm, eine komplette Verordnung und alle darauf gegründeten Techniken<br />

falsch seien und nur ich es besser wüsste. Da gibt es das Phänomen der<br />

spontanen Ablehnung einer These, wenn sie dem Altgewohnten widerspricht –<br />

nicht argumentativ sondern nur gefühlsmäßig – und weil es Unbehagen auslöst,<br />

wenn man bei Zustimmung auch zugeben müsste, dass man geirrt hat und<br />

vielleicht sogar jahrelang etwas Unnützes geplant hat.<br />

Daher meine Bitte an die Kollegen:<br />

Es ist nichts Neues in der Wissenschaftsgeschichte, dass Einzelne ein<br />

althergebrachtes Wissenschaftsgebäude zum Einsturz gebracht haben. Vieles<br />

deutet sogar darauf hin, dass das eher die Regel ist. Die Wahrheit einer These<br />

ist keine Sache der Mehrheitsentscheidung 126 und schon gar nicht des<br />

„gesunden Volksempfindens“. Setzen Sie sich also mit meinen Thesen ernsthaft<br />

auseinander. Ihr Risiko ist gering.<br />

Entweder werden Sie sich Ihrer bisherigen Überzeugung noch sicherer oder Sie<br />

denken – vielleicht erstmalig in Ihrem Berufsleben – über den Sinn einer Norm<br />

und einer Verordnung nach und verbessern hierdurch die Qualität Ihrer<br />

Planung. Beides ist von Vorteil. Der eigentliche Risikoträger bin ich, der das<br />

Wagnis unternimmt, eine eigene Überzeugung zu veröffentlichen, obwohl sie<br />

eine Minderheitenmeinung darstellt und daher todsicher zum Gegenstand<br />

persönlicher Verunglimpfung werden wird.<br />

Die DIN 4108<br />

In ihrer ursprünglichen Fassung und Zielsetzung war die DIN 4108<br />

(Wärmeschutz im Hochbau) aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

sinnvoll und auch nützlich. Um was ging es dabei?<br />

Die zunehmende Verwendung des Baustoffs Beton im allgemeinen Hochbau für<br />

Stahlbetondecken statt bisher Balkendecken, auch für Fensterstürze,<br />

Balkonplatten und ähnliche Konstruktionen führte zu signifikanten<br />

Tauwasserschäden an den Gebäudeinnenflächen. Wegen der guten<br />

Wärmeleitung von Beton kühlten diese Bauteile rasch aus, sodass es alsbald zu<br />

Tauwasserschäden auf den Innenflächen kam – gefolgt von<br />

Schwarzschimmelbildung. Noch schlimmer war das bei Außenwänden, die völlig<br />

aus Beton hergestellt waren. Da man die Wirkung von Dämmstoffen bereits<br />

kannte, es im gedämmten Material zu einem Energiestau kam, war es sehr<br />

rasch Vorschrift, derartige Bauteile mit Dämmstoffen zu verkleiden. Uns<br />

<strong>Architekt</strong>urstudenten wurde damals gesagt, dass prinzipiell alle Betonflächen in<br />

einer Außenwand zu dämmen seien. Das übliche Material hierfür waren<br />

Holzwolleleichtbauplatten, unter dem Namen „Heraklith“ schon damals bekannt,<br />

das mit 2 – 3 cm Stärke eingebaut wurde. Die Erfahrung zeigte, dass dies völlig<br />

zur Verhinderung der Tauwasserbildung ausreichte. Das war so üblich, dass die<br />

Poliere auch dann Heraklith einbauen ließen, wenn es in den Werkzeichnungen<br />

gar nicht enthalten war. Die Vorderkanten von Stahlbetondecken wurden so<br />

126 Hierzu der neuere Volksmund: „Millionen Fliegen können nicht irren. Daher fresst Scheiße!“<br />

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