Architekt Dipl - termosfassade.info
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Vorwort<br />
Diese Schrift wendet sich an Fachkollegen aus der <strong>Architekt</strong>enzunft und an Bauherren,<br />
die genauer wissen wollen, warum ihr <strong>Architekt</strong> bestimmte Konstruktionen<br />
plant und bauen lässt. <strong>Architekt</strong>en sollen angeregt werden, die Bearbeitung<br />
bauphysikalischer Fragen als normale Alltagsarbeit zu begreifen und nicht als<br />
Geheimwissenschaft, die man den Experten überlässt. Der anspruchsvolle Titel<br />
„Eine neue Bauphysik“ wurde gewählt, weil die Normen, die bestimmte<br />
Techniken empfehlen und die irrtümlich für Bauvorschriften 1 gehalten werden,<br />
im Verlaufe der Bauentwicklung seit Ende des II. Weltkrieges mehr und mehr<br />
unter den Einfluss der Industrie geraten sind und unübersehbar geworden ist,<br />
dass naturwissenschaftliche Erkenntnis dann geopfert wird, wenn sie den<br />
wirtschaftlichen Interessen der Industrie im Wege steht. Ein schlagendes<br />
Beispiel für diese unheilvolle Entwicklung ist die im Februar 2002 in Kraft<br />
getretene Energieeinsparverordnung (EnEV). 2 Im Grunde ist bei meinen<br />
Darlegungen kaum etwas neu, auch wenn das manches Mal so erscheinen<br />
sollte. Neu ist allerdings, dass ich mir die Freiheit nehme, die offizielle „alte“<br />
Bauphysik kritisch zu beleuchten und Erkenntnisse zu vermitteln suche, die<br />
manchem, der in alten Gleisen gefahren ist und den Normen vertraut hat,<br />
neuartig und sogar suspekt vorkommen müssen.<br />
Ich werde die übliche Wissenschaftssprache 3 vermeiden. Ich halte sie für eine<br />
Fehlentwicklung der deutschen Sprache. Die weitergehende Forschung mag<br />
den hier behandelten Gegenstand im Einzelnen auszuarbeiten. Ich hoffe, dass<br />
die bisher auf diesem Gebiet tätigen Forschungseinrichtungen sich einer gewissen<br />
Zurückhaltung befleißigen, da auch ihnen zu verdanken ist, dass seit mehr<br />
als dreißig Jahren Irrtümer verbreitet werden, die hätten vermieden werden<br />
können, wenn nicht sachfremde Einflüsse 4 aus Industrie und Politik ein Übergewicht<br />
gewonnen hätten 5 . Der hierdurch angerichtete Schaden kann kaum mehr<br />
wieder gut gemacht werden. Großer Schaden ist auch dadurch entstanden, da<br />
die aus dem Ruder gelaufene Forschung sinnvolle Entwicklungen der Baukunst<br />
verhindert hat.<br />
Mit dieser Schrift verbinde ich die Hoffnung, dass <strong>Architekt</strong>en dazu angeregt<br />
werden, selbstverantwortlich nachzudenken und dass Normen nicht mehr als<br />
Kochbuchrezept angewendet werden.<br />
1 Soweit sie nicht ausdrücklich zum Gegenstand der Bauordnungen gemacht worden sind.<br />
2 Die EnEV ist, berücksichtigt man, dass sie schon in ihren Grundansätzen falsch ist, letztlich nur eine<br />
Verkaufshilfe der Dämmstoffindustrie.<br />
3 Fachausdrücke werden kursiv gedruckt und im Glossar erklärt.<br />
4 Die sog. „Drittmittel“, die heute Grundbedingung der universitären Forschung sind und von der Industrie<br />
kommen, haben im Bauwesen zu einer Abkehr von zweckfreier Forschung geführt.<br />
5 Leider hat es auch die medizinisch – physiologische Forschung bisher versäumt, ihren Beitrag zum Bauwesen<br />
zu leisten, obwohl die Qualität unserer Behausungen von großer Wirkung auf den Gesundheitszustand<br />
des Menschen ist.<br />
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