Architekt Dipl - termosfassade.info
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eschrieben war, wörtlich abgedruckt waren. Das Problem „Vollfugigkeit“ war<br />
also gelöst.<br />
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Noch aber gab es das Problem „Ausblühungen“. Da musste man zuerst einmal<br />
herausfinden, was Ausblühungen eigentlich sind. In aller Regel sind<br />
Ausblühungen die Ablagerungen von zur Außenwand durchgewanderten<br />
Calziumionen und von löslichen Salzen die mit eingedrungenem oder<br />
kondensiertem Wasser transportiert werden. Letzteres kann man sogar mit<br />
einer Geschmacksprobe feststellen. Bei Mauerziegeln, die südlich der Mainlinie<br />
hergestellt werden, befindet sich im Stein kaum Salz. Mauerziegel aus dem<br />
norddeutschen Bereich kann man hingegen auch zum Würzen verwenden – so<br />
versalzt sind diese häufig. Man musste also die Salze und die Calziumionnen am<br />
Wandern behindern. Da kam mir der pure Zufall zu Hilfe. Noch als Student habe<br />
ich nämlich in einer Wühlkiste der Buchhandlung Hugendubel am Münchner<br />
Amiraplatz eine Baufachzeitschrift aus den 70er – Jahren des 19.Jhdts.<br />
entdeckt, auf deren Titelseite ein wunderschöner Stahlstich vom eben<br />
fertiggestellten Kölner Dom abgedruckt war, weshalb ich die Zeitschrift auch für<br />
50 Pfennig gekauft habe. Innen drin fand ich einen Aufsatz eines Kölner<br />
Mauermeisters, in dem der berichtete, dass eine Zugabe von Trass 185 im<br />
Mauermörtel offenbar die Wirkung hätte, dass keine Ausblühungen mehr<br />
stattfänden. An diesen Aufsatz erinnerte ich mich dann einige Jahre später. Ich<br />
glaubte dem Kölner Maurermeister und ordnete daher an, dass dem Bindemittel<br />
im Mörtel etwa 10% Trass beizumengen sei.<br />
Erst viel später hat ein mir befreundeter Chemiker mir erklärt, dass Trass die<br />
Fähigkeit hätte, freie Calziumionen und Salze an sich zu binden und hieraus<br />
eine chemisch – kristalline und wasserunlösliche Verbindung entstünde.<br />
Jedenfalls hatte ich bei dieser Bauweise niemals auch nur den Hauch einer<br />
Ausblühung zu vermerken.<br />
Wichtig war letzten Endes auch eine genaue Mischrezeptur für den Mauersand.<br />
Die entwickelte ich stets in meiner Küche. Ich füllte in einen Maßkrug genau<br />
einen Liter Sand ein, trocknete diesen in einem Topf auf dem Herd und wog ihn<br />
sodann. Nun füllte ich den getrockneten Sand mit Wasser bis zum oberen Rand<br />
auf und wog das wieder. Der Gewichtsunterschied zeigte unmittelbar den<br />
Hohlraumanteil im Sand an. Meistens waren das etwa 30%. Durch Zugaben<br />
anderer Korngrössen wurde der Hohlraumanteil auf etwa 15 % abgesenkt.<br />
Dieser Hohlraum wurde dann in der Mörtelmischung durch das Bindemittel aus<br />
Kalk, Zement und Trass gefüllt. Damit war ein sehr guter Mörtel gegeben, der<br />
die richtige Struktur und gute Verarbeitbarkeit hatte.<br />
Diese Bauweise habe ich später in den mittleren 80er – Jahren auch bei einem<br />
Büro – und Geschäftshaus in Berlin –Reinickendorf vorgeschrieben. Bei einem<br />
Baustellenbesuch traf mich dann allerdings fast der Schlag als ich sah, dass an<br />
einer Mauerpartie ungefähr fünf Schichten ausgeblüht waren. Ich protestierte<br />
185 Trass ist eine Art Naturzement, die in vulkanischen Landschaften z.B. in der Eifel oder in der Nähe<br />
von Neapel bei Puzzuoli gewonnen wird. Mit diesem Material haben schon die alten Römer<br />
Betonbauwerke errichtet.