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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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die Persönlichkeit will, allen anderen entgegen, sich fühlen<br />

und fühlen lassen; der Kampf wird zur Lust und der persönliche<br />

Sieg ist das Ziel, während der Kampf um die Wahrheit<br />

nur der Vorwand ist. Zu einem guten Theile ist sodann<br />

dem Gelehrten der Trieb beigemischt, gewisse „Wahrheiten"<br />

zu finden, nämlich aus Unterthänigkeit gegen gewisse herrschende<br />

Personen, Kasten, Meinungen, Kirchen, Regierungen,<br />

weil er fühlt, dass er sich nützt, indem er die „Wahrheit"<br />

auf ihre Seite bringt. Weniger regelmässig, aber doch noch<br />

häufig genug, treten am Gelehrten folgende Eigenschaften<br />

hervor. Erstens Biederkeit und Sinn für das Einfache, sehr<br />

hoch zu schätzen,<br />

wenn sie mehr sind als Ungelenkigkeit und<br />

Ungeübtheit in der Verstellung, zu welcher ja einiger Witz<br />

gehört. In der That kann man überall, wo der Witz und<br />

die Gelenkigkeit sehr in die Augen fallen, ein wenig auf der<br />

Hut sein und die Geradheit des Charakters in Zweifel ziehn.<br />

Andererseits ist meisthin jene Biederkeit wenig werth und<br />

auch für die Wissenschaft nur selten fruchtbar, da sie am<br />

Gewohnten hängt und die Wahrheit nur bei einfachen Dingen<br />

oder in adiaphoris zu sagen pflegt; denn hier entspricht es<br />

der Trägheit mehr, die Wahrheit zu sagen als sie zu verschweigen.<br />

Und weil alles Neue ein Umlernen nöthig macht,<br />

so verehrt die Biederkeit, wenn es irgend angeht, die alte<br />

Meinung und wirft dem Verkündiger der neuen vor, es fehle<br />

ihm der sensus recti. Gegen die Lehre des Kopernikus erhob<br />

sie gewiss deshalb Widerstand, weil sie hier den Augenschein<br />

und die Gewohnheit für sich hatte. Der bei Gelehrten nicht<br />

gar seltne Hass gegen die Philosophie ist vor allem Hass<br />

gegen die langen Schlussketten und die Künstlichkeit der<br />

Beweise. Ja im Grunde hat jede Gelehrten -Generation ein<br />

unwillkürliches Maass für den erlaubten Scharfsinn; was darüber<br />

hinaus ist,<br />

wird angezweifelt und beinahe als Verdachtgrund<br />

gegen die Biederkeit benutzt. — Zweitens Scharfsichtigkeit<br />

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