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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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ihnen verwarf, hörte man doch in Deutschland scharf genug,<br />

um dies gründlich übel zu nehmen und vielen Zeitungsschreibern<br />

gab es Gelegenheit, den nicht unbefleckten Harnisch<br />

ihrer Cultur einmal recht hell zu putzen und siegesgewiss<br />

mit ihm zu prunken. Man erschöpfte sich in Versicherungen,<br />

dass das deutsche Volk das gelehrigste gelehrteste sanftmüthigste<br />

und tugendhafteste von der Welt sei: selbst gegen<br />

den Vorwurf der Menschenfresserei und des Seeraubs fühlte<br />

man sich hinlänglich sicher. Als nun bald darauf eine Stimme<br />

jenseits des Canals laut wurde und der ehrwürdige Carlyle<br />

eben jene Eigenschaften an den Deutschen öflfentlich belobte<br />

und ihnen ihretwegen Sieg mit segnenden Händen anwünschte,<br />

da war man über die deutsche Cultur im Reinen und nach<br />

dem Erfolg war es gewiss unschuldig vom Sieg der deutschen<br />

Cultur zu reden. Jetzt, wo die Deutschen Zeit haben manches<br />

damals uns zugeschleuderte Wort hinterdrein sich noch einmal<br />

anzusehn, dürfte es wohl einige geben, welche erkennen,<br />

dass der Franzose recht hatte: die Deutschen sind Barbaren,<br />

trotz aller jener humaner Eigenschaften. Wenn man ihnen<br />

den Barbaren den Sieg wünschen musste, so geschah dies<br />

natürlich nicht, weil sie Barbaren sind, sondern weil die<br />

Hoflriung auf eine werdende Cultur die Deutschen heiligt:<br />

während es keine Rücksicht auf eine entartete und verbrauchte<br />

Cultur giebt: nicht das Weib das sein Kind entarten lässt,<br />

sondern das gebären wird ist dem Gesetz heilig. Dass sie<br />

im übrigen noch Barbaren sind, w^ar die Meinung Goethe's,<br />

der alt genug wurde, um sogar diese Wahrheit den Deutschen<br />

sagen zu dürfen und an dessen Worte meine Betrachtungen<br />

anzuknüpfen ich mir erlauben muss, weil es mir<br />

niemand sonst erlauben möchte. Wir haben, sagte er eines<br />

Abends zu Eckermann, zwar -seit einem Jahrhundert ganz<br />

tüchtig cultivirt, allein es können noch ein paar Jahrhunderte<br />

hingehen, ehe bei unseren Landsleuten so viel Geist und<br />

15 Nietzsche VII 21^

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