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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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künstliche, schwere und mit Nebenworten reich geschwellte<br />

Periode, und es entschlüpfen ihm Sätze und ganze Seiten,<br />

welche zu dem Schönsten gehören, was die deutsche Prosa<br />

hat. Aber selbst angenommen, dass er in solchen Theilen<br />

seiner Schriften zu Freunden redet, und das Gespenst seines<br />

Gegners dabei nicht mehr neben seinem Stuhle steht: alle<br />

die Freunde und Feinde, mit welchen Wagner als Schriftsteller<br />

sich einlässt,<br />

haben etwas Gemeinsames, das sie gründlich<br />

von jenem Volke abtrennt, für welches er als Künstler<br />

schafft. Sie sind in der Verfeinerung und Unfruchtbarkeit<br />

ihrer Bildung durchaus tinvolksthümlich, und Der, welcher<br />

von ihnen verstanden werden will, muss unvolksthümlich<br />

reden: so wie diess unsre besten Prosa-Schriftsteller gethan<br />

haben, so wie es auch Wagner thut. Mit welchem Zwange,<br />

das lässt sich errathen. Aber die Gewalt jenes vorsorglichen,<br />

gleichsam mütterlichen Triebes, welchem er jedes Opfer<br />

bringt, zieht ihn selber in den Dunstkreis der Gelehrten und<br />

Gebildeten zurück, dem er als Schaffender auf immer Lebewohl<br />

gesagt hat. Er unterwirft sich der Sprache der Bildung<br />

und allen Gesetzen ihrer Mittheilung, ob er schon der Erste<br />

gewesen ist, welcher das tiefe Ungenügen dieser Mittheilung<br />

empfunden hat.<br />

Denn, wenn irgend Etwas seine Kunst gegen alle Kunst<br />

der neueren Zeiten abhebt, so ist es Diess: sie redet nicht<br />

mehr die Sprache der Bildung einer Kaste, und kennt überhaupt<br />

den Gegensatz von Gebildeten und Ungebildeten<br />

nicht mehr. Damit stellt sie sich in Gegensatz zu aller Cultur<br />

der Renaissance, welche bisher uns neuere Menschen in ihr<br />

Licht und ihren Schatten eingehüllt hatte. Indem die Kunst<br />

Wagner's uns auf Augenblicke aus ihr hinausträgt, vermögen<br />

wir ihren gleichartigen Charakter überhaupt erst zu überschauen:<br />

da erscheinen uns Goethe und Leopardi als die<br />

letzten grossen Nachzügler der italienischen Philologen-Poeten,<br />

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