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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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die auch jetzt noch vorhandene Ursprünglichkeit und Unerschöpfhchkeit<br />

dieser Sprache, die tonvolle Kraft ihrer Wurzeln,<br />

in welchen er, im Gegensatz zu den höchst abgeleiteten,<br />

künstlich rhetorischen Sprachen der romanischen Stämme,<br />

eine wunderbare Neigung und Vorbereitung zur Musik, zur<br />

wahren Musik ahnte. Es geht eine Lust an dem Deutschen<br />

durch Wagner's Dichtung, eine Herzlichkeit und Freimüthigkeit<br />

im Verkehre mit ihm, wie so Etwas, ausser bei Goethe,<br />

bei keinem Deutschen sich nachfühlen lässt. Leiblichkeit des<br />

Ausdrucks, verwegene Gedrängtheit, Gewalt und rhythmische<br />

Vielartigkeit, ein merkwürdiger Reichthum an starken und<br />

bedeutenden Wörtern, Vereinfachung der Satzgliederung,<br />

eine fast einzige Erfindsamkeit in der Sprache des wogenden<br />

Gefühls und der Ahnung, eine mitunter ganz rein sprudelnde<br />

Volksthümlichkeit und Sprüchwörtlichkeit — solche Eigenschaften<br />

würden aufzuzählen sein, und doch wäre dann<br />

immer noch die mächtigste und bewunderungswürdigste<br />

vergessen. Wer hinter einander zwei solche Dichtungen<br />

wie Tristan und die Meistersinger liest, wird in Hinsicht<br />

auf die Wortsprache ein ähnliches Erstaunen und Zweifeln<br />

empfinden wie in Hinsicht auf die Musik: wie es nämlich<br />

möglich war, über zwei Welten, so verschieden an Form,<br />

Farbe, Fügung als an Seele, schöpferisch zu gebieten. Diess<br />

ist das Mächtigste an der Wagnerischen Begabung, Etwas,<br />

das — allein dem grossen Meister gelingen wird: für jedes<br />

Werk eine eigne Sprache auszuprägen und der neuen Innerlichkeit<br />

auch einen neuen Leib, einen neuen Klang zu geben.<br />

Wo eine solche allerseltenste Macht sich äussert, wird der<br />

Tadel immer nur kleinlich und unfruchtbar bleiben, der sich<br />

auf einzelnes Uebermüthige und Absonderliche, oder auf die<br />

häufigeren Dunkelheiten<br />

des Ausdrucks und Umschleierungen<br />

des Gedankens bezieht. Ueberdiess war Denen, welche bisher<br />

am lautesten getadelt haben, im Grunde nicht sowohl die<br />

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