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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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j<br />

nicht trifft, so lächle nicht über einen andern, der sich tief<br />

in seinem heiligsten Innern davon verwundet fühlt. Mein<br />

einziges, mein höchstes Ziel ist gesunken und ich habe keines<br />

mehr." Ja, wann werden wieder die Menschen dergestalt<br />

Kleistisch-natürlich empfinden, v\'ann lernen sie den Sinn einer<br />

Philosophie erst wieder an ihrem „heiligsten Innern" messen?<br />

Und doch ist dies erst nöthig, um abzuschätzen, was uns,<br />

nach Kant, gerade Schopenhauer sein kann — der Führer<br />

nämlich, welcher aus der Höhle des skeptischen Unmuths<br />

oder der kritisirenden Entsagung hinauf zur Höhe der<br />

tragischen<br />

Betrachtung leitet,<br />

den nächtlichen Himmel mit seinen<br />

Sternen endlos über uns, und der sich selbst, als der erste,<br />

diesen Weg geführt hat. Das ist seine Grösse, dass er dem<br />

Bilde des Lebens als einem Ganzen sich gegenüberstellte,<br />

um es als Ganzes zu deuten j während die scharfsinnigsten<br />

Köpfe nicht von dem Irrthum zu befreien sind, dass man<br />

dieser Deutung näher komme, wenn man die Farben,<br />

womit,<br />

den Stoff, worauf dieses Bild gemalt ist, peinlich untersuche<br />

vielleicht mit dem Ergebniss, es sei eine ganz intrikat gesponnene<br />

Leinewand, und Farben darauf, die chemisch unergründlich<br />

seien. Man muss den Maler errathen, um das<br />

Bild zu verstehen, — das wusste Schopenhauer. Nun ist aber<br />

die ganze Zunft aller Wissenschaften darauf aus, jene Leinewand<br />

und jene Farben, aber nicht das Bild zu verstehen: ja<br />

man kann sagen, dass nur der, welcher das allgemeine Gemälde<br />

des Lebens und Daseins fest in's Auge gefasst hat, sich der<br />

einzelnen Wissenschaften ohne eigne Schädigung bedienen<br />

wird, denn ohne ein solches regulatives Gesammtbild sind sie<br />

Stricke, die nirgends an's Ende führen und unsern Lebenslauf<br />

nur noch verwirrter und labyrinthischer machen.<br />

Hierin,<br />

wie gesagt, ist Schopenhauer gross, dass er jenem Bilde<br />

nachgeht wie Hamlet dem Geiste, ohne sich abziehn zu<br />

lassen, wie Gelehrte thun, oder durch begriffliche Scholastik<br />

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