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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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seines Wesens verborgen lag. Jeder Mensch pflegt in sich<br />

eine Begrenztheit vorzufinden, seiner Begabung sowohl als<br />

seines sittlichen Wollens, welche ihn mit Sehnsucht und<br />

Melancholie erfüllt} und wie er aus dem Gefühl seiner Sündhaftigkeit<br />

sich hin nach dem Heiligen sehnt, so trägt er,<br />

als intellectuelles Wesen, ein tiefes Verlangen nach dem<br />

Genius in sich. Hier ist die Wurzel aller wahren Cultur^<br />

und wenn ich unter dieser die Sehnsucht der Menschen<br />

verstehe, als Heiliger und als Genius 7viräergehot'e?i zu werden,<br />

so weiss ich, dass man nicht erst Buddhaist sein muss, um<br />

diesen Mythus zu verstehen. Wo wir Begabung ohne jene<br />

Sehnsucht finden, im Kreise der Gelehrten oder auch bei<br />

den sogenannten Gebildeten, macht sie uns Widerwillen<br />

und Ekel 5 denn wir ahnen, dass solche Menschen,^ mit allem<br />

ihrem Geiste, eine werdende Cultur und die Erzeugung des<br />

Genius — das heisst das Ziel aller Cultur — nicht fördern,<br />

sondern verhindern. Es ist der Zustand einer Verhärtung,<br />

im Werthe gleich jener gewohnheitsmässigen, kalten und auf<br />

sich selbst stolzen Tugendhaftigkeit, welche auch am weitesten<br />

von der wahren Heiligkeit entfernt ist und fern hält. Schopenhauer's<br />

Natur enthielt nun eine seltsame und höchst gefährliche<br />

Doppelheit. Wenige Denker haben in dem Maasse<br />

und der unvergleichlichen Bestimmtheit empfunden, dass<br />

der Genius in ihnen webtj und sein Genius verhiess ihm<br />

das Höchste — dass es keine tiefere Furche geben werde ^[^<br />

^<br />

als die, welche seine Pflugschar in den Boden der neueren<br />

Menschheit reisst. So wusste er die eine Hälfte seines<br />

Wesens gesättigt und erfüllt, ohne Begierde, ihrer Kraft<br />

gewiss, so trug er mit Grösse und Würde seinen Beruf als<br />

siegreich Vollendeter. In der andern Hälfte lebte eine ungestüme<br />

Sehnsuchtj wir verstehen sie, wenn wir hören, dass<br />

er sich mit schmerzlichem Blicke von dem Bilde des grossen<br />

Stifters der la Trappe, Rance, ab wandte, unter den Worten:<br />

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