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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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ihrer bedarf er am brünstigsten: — von da aus darf er<br />

zurückschliessen, wie venvandt seine Noth mit der des Volkes<br />

sei, als es entstand, und wie das Volk dann \\'ieder erstehen<br />

müsse, wenn es viele Wagner geben werde. Wie lebten nun<br />

Mythus und Musik in unsrer modernen Gesellschaft, soweit<br />

sie derselben nicht zum Opfer gefallen waren? Ein ähnliches<br />

Loos war ihnen zu Theil geworden, zum Zeugniss ihrer<br />

geheimnissvollen<br />

Zusammengehörigkeit: der Mythus war tief<br />

erniedrigt und entstellt, zum „Märchen", zum spielerisch<br />

beglückenden Besitz der Kinder und Frauen des verkümmerten<br />

Volkes umgeartet, seiner wundervollen, ernst-heiligen<br />

Mannes-Natur gänzhch entkleidet; die Musik hatte sich unter<br />

den Armen und Schlichten, unter den Einsamen erhalten,<br />

dem deutschen Musiker war es nicht gelungen, sich mit<br />

Glück in den Luxus-Betrieb der Künste einzuordnen, er<br />

war selber zum ungethümlichen verschlossnen Märchen geworden,<br />

voll der rührendsten Laute und Anzeichen, ein<br />

unbehülflicher Frager, etwas ganz Verzaubertes und Erlösungsbedürftiges.<br />

Hier hörte der Künstler deutlich den Befehl,<br />

der an ihn allein ergieng — den Mythus in's Männliche<br />

zurückzuschaffen und die Musik zu entzaubern, zum Reden<br />

zu bringen: er fühlte seine Kraft zum Drama mit einem<br />

Male entfesselt, seine Herrschaft über ein noch unentdecktes<br />

Mittelreich zwischen Mythus und Musik begründet. Sein<br />

neues Kunstwerk, in welchem er alles Mächtige, Wirkungsvolle,<br />

Beseligende, was er kannte, zusammenschloss, stellte<br />

er jetzt mit seiner grossen schmerzUch einschneidenden<br />

Frage vor die Menschen hin: „Wo seid ihr, welche ihr<br />

gleich leidet und bedürft wie ich? Wo ist die Vielheit, welche<br />

ich als Volk ersehne? Ich will euch daran erkennen, dass<br />

ihr das gleiche Glück, den gleichen Trost mit mir gemein<br />

haben sollt: an eurer Freude soll sich mir euer Leiden offenbaren!"<br />

Mit dem Tannhäuser und dem Lohengrin fragte<br />

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