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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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Plötzlich ist alles leer, das Nest ausgeflogen: denn es ist<br />

leicht, sich von den schlechten Philosophen zu befrein, man<br />

braucht sie nur einmal nicht zu begünstigen. Und das ist<br />

jedenfalls mehr anzurathen, als irgend eine Philosophie, sie<br />

sei welche sie wolle, öfl^entlich, von Staatswegen, zu patronisiren.<br />

Dem Staat ist es nie an der Wahrheit gelegen, sondern<br />

immer nur an der ihm nützlichen Wahrheit, noch genauer<br />

gesagt, überhaupt an allem ihm Nützlichen, sei dies nun Wahrheit,<br />

Halbwahrheit oder Irrthum. Ein ßündniss von Staat und<br />

Philosophie hat also nur dann einen Sinn, wenn die Philosophie<br />

versprechen kann, dem Staat unbedingt nützlich zu<br />

sein, das heisst den Staatsnutzen höher zu stellen als die Wahrheit.<br />

Freilich wäre es für den Staat etwas Herrliches, auch<br />

die Wahrheit in seinem Dienste und Solde zu habenj nur<br />

weiss er selbst recht wohl, dass es zu ihrem Wesen gehört,<br />

nie Dienste zu thun, nie Sold zu nehmen. Somit hat er in<br />

dem, was er hat, nur die falsche „Wahrheit", eine Person<br />

mit einer Larve: und diese kann ihm nun leider auch nicht<br />

leisten, was er von der ächten Wahrheit so sehr begehrt:<br />

seine eigne Gültig- und Heiligsprechung. Wenn ein mittelalterlicher<br />

Fürst vom Papste gekrönt werden wollte, aber es<br />

von ihm nicht erlangen konnte, so ernannte er wohl einen<br />

Gegenpapst, der ihm dann diesen Dienst erwies. Das mochte<br />

bis zu einem gewissen Grade angehen j aber es geht nicht an,<br />

wenn der moderne Staat eine Gegenphilosophie ernennt, von<br />

der er legitimirt werden willj denn er hat nach wie vor die<br />

Philosophie gegen sich, und zwar jetzt mehr al^ vorher. Ich<br />

glaube allen Ernstes, es ist ihm nützlicher, sich gar nicht mit<br />

ihr zu befassen, gar nichts von ihr zu begehren und sie, so<br />

lange es möglich ist, als etwas Gleichgültiges gehen zu lassen.<br />

Bleibt es nicht bei dieser Gleichgültigkeit, wird sie gegen<br />

ihn gefährlich und angreifend, so mag er sie verfolgen. Da<br />

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